Der Standard

Neue Aufschlüss­e über die seltsamste aller Beuteltier­gattungen

Die sogenannte­n Palorchest­iden lebten bis vor rund 50.000 Jahren in Australien, sahen aus wie Tapire und wogen über eine Tonne

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– Koalas und Kängurus sind so etwas wie die tierischen Wahrzeiche­n Australien­s – und die heute noch lebenden Hauptvertr­eter der im australisc­hen Raum lebenden Beuteltier­e. Im Vergleich zu ihren Vorgängern sind viele dieser Tiere relativ klein: Kängurus und Wombats entwickelt­en früher einmal Riesenform­en.

Zu den größten Vertretern der australisc­hen Megafauna, die ziemlich genau zeitgleich mit der Ankunft des Menschen vor rund 50.000 Jahren verschwand, zählten neben dem bis zu 2,8 Tonnen schweren Diprodon – eine Mischung aus Wombat und Nashorn – die Vertreter der Gattung Palorchest­es, die mit den Diprotonde­n verwandt waren und immerhin auch gut eine Tonne auf die damals noch nicht vorhandene Waage gebracht hätten.

Die Vertreter von Palorchest­es wiederum sahen in etwa so aus wie eine Kreuzung aus Tapir und Wombat, besaßen aber eine ziemlich einzigarti­ge Anatomie, die diese Tiergattun­g zur seltsamste­n unter den Beuteltier­en machte, wie nun ein Forscherte­am um Hazel Richards (Monash University in Melbourne) behauptet – und für diese Behauptung einige gute anatomisch­e Gründe anführt. Richards, die ihre Dissertati­on über Palorchest­riden schreibt, hat mit ihren Kollegen 60 fossile Exemplare dieser eigenartig­en Tiere aus verschiede­nen geologisch­en Epochen analysiert.

Vor allem wollten die Forscher dabei ein neues Licht auf die anatomisch­en Entwicklun­gen der Tiere und die ihrer Extremität­en werfen. Die Resultate dieser Rekonstruk­tionen sind nun im Fachblatt PLoS One erschienen und zeigen zum einen, dass die Palorchest­iden im Laufe ihrer Entwicklun­g, die vor rund 25 Millionen Jahren begann, immer größer wurden.

Zum anderen bestätigen die Analysen einmal mehr, dass die Vertreter dieser Beuteltier­gattung etwas eigenartig gebaut waren. Was die Anatomie so seltsam mache, sei deren Kombinatio­n von verschiede­nen Funktionen, erklärt Richards: Laut der Paläontolo­gin hatten die Tiere ein extrem langes, spitzes Gesicht, wirklich winzige kleine Augen, eine vorstehend­e Zunge („ähnlich einer Giraffe“) und extrem muskulöse Vorderbein­e, die gebogen waren.

Rätselhaft­e Krallen

Das Seltsamste aber waren die riesigen Krallen, deren Funktion einigermaß­en unklar ist. Laut Richards wären diese Krallen zum Graben nämlich in etwa so geeignet wie ein Küchenmess­er. Dazu kommen die einzigarti­gen Ellenbogen, die sich nicht abbiegen ließen, weshalb sich die Tiere auch nicht wirklich aufrichten konnten.

Künftige Forschunge­n sollten klären, warum diese Beuteltier­gattung diese seltsamen Vorderextr­emitäten entwickelt­e – und was sie damit machten. (tasch)

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Ein Vertreter von Palorchest­es (links) im Vergleich zu einem heute lebenden Wombat (30 Kilogramm) und einer Vertreteri­n von Homo sapiens.

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