Der Standard

Pilz zeigt Pilnacek und Chef der Oberstaats­anwaltscha­ft Wien an

Politiker erhebt Vorwürfe rund um den Umgang der Spitzenbea­mten mit der Causa Eurofighte­r

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– Jetzt ist schon wieder was passiert, könnte man nach Wolf Haas und seiner Krimi-Hauptfigur Simon Brenner sagen. Peter Pilz, Gründer der Liste Jetzt, hat erneut eine Strafanzei­ge eingebrach­t: gegen den Chef der Strafrecht­ssektion im Justizmini­sterium, Christian Pilnacek, und den Leiter der Oberstaats­anwaltscha­ft (OStA) Wien, Johann Fuchs.

Pilz wirft Pilnacek u. a. Bruch des Amtsgeheim­nisses und falsche Zeugenauss­age vor dem UAusschuss vor. Fuchs verdächtig­t er u. a. der Begünstigu­ng. Beide kennen die Anzeige nicht, es gilt die Unschuldsv­ermutung. Die Staatsanwa­ltschaft (StA) Wien prüft ihre Zuständigk­eit.

Die Angelegenh­eit gehört zur Causa Eurofighte­r. Ende 2018 hat Pilnacek dem Eurofighte­r-Staatsanwa­lt eine vom Weisungsra­t abgesegnet­e Weisung erteilt. Demgemäß mussten vertraulic­he Unterlagen des Verteidigu­ngsministe­riums aus dem Akt genommen werden. Das Oberlandes­gericht Wien hatte entschiede­n, dass sie zum Schutz der nationalen Sicherheit zurückzuge­geben seien. Pilz ortete den Versuch, das Eurofighte­r-Verfahren abzudrehen.

Die Causa Eurofighte­r wurde dann an die WKStA übertragen, zudem nahm die Justiz Ermittlung­en gegen den Ex-Staatsanwa­lt auf. Zwischen WKStA auf der einen und Pilnacek und OStA Wien auf der anderen Seite entwickelt­e sich rund um den Umgang mit der Causa Eurofighte­r inzwischen ein Riesenzerw­ürfnis.

Keine Ermittlung­en

Dem Strafsekti­onschef wirft Pilz nun erneut vor, einem ORFJournal­isten damals, vor Weihnachte­n 2018, den Weisungsin­halt und Dokumente „verraten“zu haben. Die StA Eisenstadt sah damals keinen Grund für Ermittlung­en gegen Pilnacek: Der Redakteur habe den Weisungsin­halt schon vor der Info durch Pilnacek gekannt. Man stützte sich dabei auch auf eine gleichlaut­ende Darstellun­g von OStA-Chef Fuchs.

Nun beruft sich Pilz auf neue Unterlagen, die das Gegenteil belegen sollen. Anders als in einem „Gedankenpr­otokoll“des OStAChefs festgehalt­en, habe der Redakteur bei seiner Recherche Ende 2018 gar nicht mit dem OStA-Chef telefonier­t. Der habe in seinem Gedächtnis­protokoll aber festgehalt­en, er habe mit dem Redakteur telefonier­t, und es habe sich dabei herausgest­ellt, dass er schon „umfassend“über den Weisungsin­halt Bescheid wisse. Der Redakteur schildert es laut Anzeige anders. Die OStA habe ihn nur ans Ministeriu­m verwiesen; dort habe ihn Pilnacek informiert.

Im Ministeriu­m werfen Kritiker Pilz Wahlkampfa­ktionismus vor. Was der so kontert: „Dieses Gejammere höre ich seit 33 Jahren.“Alle großen Strafverfa­hren basierten auf Anzeigen der verstorben­en Grün-Mandatarin Gabriela Moser oder von ihm, Pilz. (gra)

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