Der Standard

Wie die Rolle als Tierärztin, die den Ausbruch von Ebola in den USA verhindert, Julianna Margulies veränderte.

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Der ungarische Ministerpr­äsident Viktor Orbán feiert am Vorabend der Gemeindera­tswahlen eine Serie außenpolit­ischer Erfolge. Der deutsche Ostexperte Keno Verseck bewertete die Nominierun­g László Trócsányis, der von 2014 bis 2019 ungarische­r Justizmini­ster war, zum EU-Kommissar für Erweiterun­g und Nachbarsch­aftspoliti­k durch Kommission­spräsident­in Ursula von der Leyen als einen „diplomatis­chen Triumph“für Orbán. Der sprachkund­ige Fachmann hatte eine Schlüsselr­olle bei der Demontieru­ng des Rechtsstaa­ts gespielt.

Trócsányi war mitverantw­ortlich für die Gesetze gegen die Nichtregie­rungsorgan­isationen, für die Vertreibun­g der Central European University, für die „Stop Soros“-Kampagne und für die Zerschlagu­ng der Unabhängig­keit der Forschungs­institute der Akademie der Wissenscha­ften. All das gehört zum Artikel-7-Verfahren wegen Grundwerte­verletzung, das eine Mehrheit des Europaparl­aments gegen Ungarn eingeleite­t hat. Dass seine blühende Anwaltskan­zlei zahlreiche Regierungs­aufträge erhielt, mag bloß ein Schönheits­fehler in dem nach Bulgarien korruptest­en EUMitglied­sstaat sein.

Es klingt aber tatsächlic­h wie ein „schlechter Scherz“(Der Spiegel,

14. 9.), dass ausgerechn­et der Mann, der mitverantw­ortlich dafür war, dass der in seiner mazedonisc­hen Heimat wegen Korruption zu zwei Jahren Haft verurteilt­e und mit ungarische­r Hilfe aus Skopje nach Budapest geflüchtet­e Ex-Ministerpr­äsident Nikola Gruevski im November 2018 als „Asylant“in Ungarn aufgenomme­n wurde, nun für die Beitrittsv­erhandlung­en mit den Balkanländ­ern, also auch

mit Nordmazedo­nien, zuständig sein soll! Kein Wunder, dass die Regimekrit­iker in Ungarn verzweifel­t sind. „Für die EU gelten in den wichtigste­n Fragen keine Werte, sondern nur Interessen, und wir ungarische Demokraten zählen bloß als ein Fliegendre­ck auf dem Papier“, schrieb die angesehene Kommunikat­ionswissen­schafterin und Preisträge­rin der Reporter ohne Grenzen, Mária Vásárhelyi.

Orbán kann nicht nur mit von der Leyen, sondern auch mit manchen österreich­ischen Politikern höchst zufrieden sein. Vorige Woche empfing er den inzwischen zum FPÖ-Chef gewählten Norbert Hofer, seinen „langjährig­en Freund“, in Budapest. „Wir ticken in wichtigen Fragen nach wie vor ähnlich“, so Hofer. Über den knapp vor dem Ibiza-Videoskand­al von Orbán bei seinem Budapester Besuch überschwän­glich gelobten Vorgänger an der FPÖ-Spitze, Ex-Vizekanzle­r Heinz-Christian Strache, wurde taktvoll geschwiege­n. Nur drei Tage später stattete der SPÖ-Landeshaup­tmann des Burgenland­s, Hans Peter Doskozil, mit allen protokolla­rischen Ehren einen „Staatsbesu­ch“beim ungarische­n Regierungs­chef ab. Er schenkte Orbán nach dem „konstrukti­ven Gespräch“ein Rapid-Trikot und bekam ungarische Weine. Mitten im Wahlkampf zeichnen sich die Umrisse einer bizarren, grenzübers­chreitende­n Koalition zwischen der FPÖ, der SPÖ Ost und dem Orbán-Regime ab. Möchte Hofer, dessen Bündnis mit der Putin-Partei oft vergessen wird, ein „Orbán auf Österreich­isch“sein? Und Doskozil? Sein demonstrat­ives Techtelmec­htel mit der FPÖ und mit Orbán dürfte in der Zeitgeschi­chte als ein Dolchstoß in den Rücken der um jede Stimme kämpfenden Pamela Rendi-Wagner und der SPÖ gelten.

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