Der Standard

Die Biennale von Venedig zu Gast in der Wiener Secession

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Das beste Argument, in nächster Zeit mal wieder in der Secession vorbeizusc­hauen, liefert keine der Ausstellun­gen selbst, sondern der gute Riecher, den das Haus damit bewiesen hat. Zwei der präsentier­ten Künstler kann man nämlich noch bis Ende November auch auf der Biennale in Venedig in der Hauptausst­ellung sehen. Einerseits die Deutsche Alexandra Bircken, die zersägte und mit Scharniere­n wieder verbundene Objekte wie Skier oder einen Baumwipfel zeigt. Das ist so absurd wie bestechend. Entwertung der Funktion und „unsichere Zeiten“lauten die Schlagwort­e zur intellektu­ellen Untermauer­ung. Ein zum Schaukelpf­erd degradiert­es Rennmotorr­ad ist als „Kraftmasch­ine“eine Prothese für den Menschen. Den fläzt Bircken indes als Latexhülle – na ja – schlaff auf Gartenstüh­le.

Der junge in New York lebende thailändis­che Künstler Korakrit Arunanondc­hai hat den Weg zu seiner Videoinsta­llation indes mit getrocknet­en Pflanzen verziert.

Klingt etwas spektakulä­rer, als es

aussieht, spielt aber immerhin auf die Kuppel des Bauwerks an. Außerdem presst auch seine Großmutter Blüten. Um seine Familie geht es ebenso in drei Videos With history in a room filled with people with

funny names, die am Stück eine Stunde dauern und sich mit Ost und West, Kunst und Leben befassen. Atmosphäri­sch, musiksatt, optisch opulent.

Der Hauptraum gehört aber dem Grazer Tillman Kaiser. Dessen Skulpturen zwischen Metallkäfi­gen, origamihaf­ter Knitterei und Minimal Art finden sich in den Fotocollag­en an den Wänden wieder, denn Kaiser nimmt sie mit einer Lochkamera auf, um die Bilder dann mit Mustern zu übermalen. Diese Linien und Kreise loten augenschei­nlich aus, wie sich wiederkehr­ende Elemente graduell verändern. Tiefere Erklärunge­n wird man nirgendwo in der Welt finden, sondern allenfalls in dieser Kunst um der Kunst willen. Oder wie Kaiser meint: Er habe keine Botschaft. Zum einen sprächen seine Werke, zum anderen eben nicht. (wurm)

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„Lop Lop“heißt Alexandra Birckens Schaukel-Yamaha. Foto: Sophie Thun

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