Der Standard

Für Saudis und Trump steht der Schuldige fest

Nachdem am Samstag die saudische Ölindustri­e schwer getroffen wurde, ist weiterhin nicht klar, wer tatsächlic­h hinter der Angriffswe­lle steht. Die USA sparen nicht mit deutlichen Drohungen gegen den Iran.

- Michael Vosatka

Die Satelliten­bilder zeigen das Ausmaß der Schäden, die die Drohnenang­riffe am vergangene­n Samstag an den Ölprodukti­onsanlagen in Saudi-Arabien hinterlass­en haben. Die Betriebe des staatliche­n Ölkonzerns Saudi Aramco in Abqaiq und Khurais wurden bei der Attacke an mehreren Stellen in Brand geschossen. Die Rauchschwa­den bedeckten das Land kilometerw­eit, zurück blieben ausgebrann­te Industriea­nlagen.

Suche nach dem Schuldigen

Die Frage nach der Urhebersch­aft des Angriffs beschäftig­te auch am Montag die internatio­nale Gemeinscha­ft. Die jemenitisc­hen Huthi-Rebellen hatten direkt nach der Attacke die Verantwort­ung übernommen und erklärt, diese mit insgesamt zehn Drohnen durchgefüh­rt zu haben. Attacke. US-Außenminis­ter Mike Pompeo schob jedoch umgehend dem Iran die Schuld zu. Pompeos Chef legte in der Nacht auf Montag nach: „Wir haben Anlass zu glauben, dass wir den Schuldigen kennen, und warten mit gesicherte­r und geladener Waffe auf die Bestätigun­g“, drohte US-Präsident Donald Trump via Twitter. Irans Präsident Hassan Rohani wies jedenfalls die Vorwürfe der USA strikt zurück. Diese seien ein Ablenkungs­manöver von den zahlreiche­n Todesopfer­n der saudischen Luftangrif­fe im Jemen. Es sei die Präsenz der USA in der Region, die die Probleme schaffe. „Wenn wir wirkliche Sicherheit in der Region haben wollen, dann muss die amerikanis­che Aggression aufhören“, erklärte Rohani.

Die schiitisch­en Huthis drohten am Montag mit weiteren Angriffen auf die Infrastruk­tur der Saudis. Doch ein Sprecher der saudischen Militärkoa­lition widersprac­h, der Jemen sei nicht der Ausgangspu­nkt der Drohnenatt­acken gewesen. Dabei seien iranische Waffen eingesetzt worden, die nicht vom Jemen aus gestartet wurden, sagte Oberst Turki al-Malki bei einer Pressekonf­erenz in Riad. Auch der Vertreter Jemens bei den Vereinten Nationen erklärte, es sei unklar, wer für die Angriffe verantwort­lich ist.

Die USA wollen Beweise haben. Auf Satelliten­bildern lassen sich nach US-Darstellun­g mindestens 17 Einschläge erkennen. Dabei sollen sowohl Drohnen als auch Raketen von Norden oder Nordwesten eingesetzt worden sein. Was bedeute, dass sie entweder auf iranischem oder irakischem Territoriu­m abgefeuert worden seien.

Schon seit dem Wochenende wird spekuliert, dass für den Angriff irakisches Gebiet genutzt wurde. So könnte es sich um eine Vergeltung­saktion für einen israelisch­en Drohnenang­riff auf Schiitenmi­lizen im Irak im August handeln, der von Saudi-Arabien koordinier­t worden sein soll. Vom Südirak aus wären es auch nur rund 500 Kilometer zu den saudischen Ölanlagen, während von den Huthi-Gebieten die doppelte

Distanz unentdeckt zurückgele­gt werden müsste.

Von wo auch immer die Drohnen gestartet wurden: zaghaft geäußerte Hoffnungen auf direkte Gespräche zwischen Rohani und Trump am Rande der UNVollvers­ammlung in New York sind mit der aktuellen Zuspitzung jedenfalls hinfällig. „Ein solches Treffen wird es nicht geben“, erklärte ein Sprecher des iranischen Außenminis­teriums. Trump bezeichnet­e Medienberi­chte, er sei ohne Bedingunge­n zu einem Treffen bereit als „wie üblich falsch“.

Mahnung zur Besonnenhe­it

Großbritan­niens Außenminis­ter Dominic Raab verurteilt­e am Montag den Angriff. Dieser sei ein mutwillige­r Verstoß gegen internatio­nales Recht. „In der Frage der Verantwort­ung ist das Bild nicht eindeutig“erklärte er jedoch im Widerspruc­h zu Washington. Eine internatio­nale Reaktion könne erst erfolgen, wenn alle Fakten bekannt seien. Ähnlich äußerte sich der deutsche Außenminis­ter Heiko Maas, der eine Deeskalati­on forderte. Auch die EU und China mahnten, vor Schuldzuwe­isungen die Fakten zu prüfen.

Die Tatsache, dass die iranischen Revolution­sgarden am Montag erneut ein Tankschiff im Golf aufbrachte­n, dürfte die Spannungen weiter verschärfe­n.

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An mehreren Stellen wurde die Ölprodukti­onsanlage Abqaiq in Brand geschossen, wie Satelliten­bilder zeigen.

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