Für Saudis und Trump steht der Schuldige fest
Nachdem am Samstag die saudische Ölindustrie schwer getroffen wurde, ist weiterhin nicht klar, wer tatsächlich hinter der Angriffswelle steht. Die USA sparen nicht mit deutlichen Drohungen gegen den Iran.
Die Satellitenbilder zeigen das Ausmaß der Schäden, die die Drohnenangriffe am vergangenen Samstag an den Ölproduktionsanlagen in Saudi-Arabien hinterlassen haben. Die Betriebe des staatlichen Ölkonzerns Saudi Aramco in Abqaiq und Khurais wurden bei der Attacke an mehreren Stellen in Brand geschossen. Die Rauchschwaden bedeckten das Land kilometerweit, zurück blieben ausgebrannte Industrieanlagen.
Suche nach dem Schuldigen
Die Frage nach der Urheberschaft des Angriffs beschäftigte auch am Montag die internationale Gemeinschaft. Die jemenitischen Huthi-Rebellen hatten direkt nach der Attacke die Verantwortung übernommen und erklärt, diese mit insgesamt zehn Drohnen durchgeführt zu haben. Attacke. US-Außenminister Mike Pompeo schob jedoch umgehend dem Iran die Schuld zu. Pompeos Chef legte in der Nacht auf Montag nach: „Wir haben Anlass zu glauben, dass wir den Schuldigen kennen, und warten mit gesicherter und geladener Waffe auf die Bestätigung“, drohte US-Präsident Donald Trump via Twitter. Irans Präsident Hassan Rohani wies jedenfalls die Vorwürfe der USA strikt zurück. Diese seien ein Ablenkungsmanöver von den zahlreichen Todesopfern der saudischen Luftangriffe im Jemen. Es sei die Präsenz der USA in der Region, die die Probleme schaffe. „Wenn wir wirkliche Sicherheit in der Region haben wollen, dann muss die amerikanische Aggression aufhören“, erklärte Rohani.
Die schiitischen Huthis drohten am Montag mit weiteren Angriffen auf die Infrastruktur der Saudis. Doch ein Sprecher der saudischen Militärkoalition widersprach, der Jemen sei nicht der Ausgangspunkt der Drohnenattacken gewesen. Dabei seien iranische Waffen eingesetzt worden, die nicht vom Jemen aus gestartet wurden, sagte Oberst Turki al-Malki bei einer Pressekonferenz in Riad. Auch der Vertreter Jemens bei den Vereinten Nationen erklärte, es sei unklar, wer für die Angriffe verantwortlich ist.
Die USA wollen Beweise haben. Auf Satellitenbildern lassen sich nach US-Darstellung mindestens 17 Einschläge erkennen. Dabei sollen sowohl Drohnen als auch Raketen von Norden oder Nordwesten eingesetzt worden sein. Was bedeute, dass sie entweder auf iranischem oder irakischem Territorium abgefeuert worden seien.
Schon seit dem Wochenende wird spekuliert, dass für den Angriff irakisches Gebiet genutzt wurde. So könnte es sich um eine Vergeltungsaktion für einen israelischen Drohnenangriff auf Schiitenmilizen im Irak im August handeln, der von Saudi-Arabien koordiniert worden sein soll. Vom Südirak aus wären es auch nur rund 500 Kilometer zu den saudischen Ölanlagen, während von den Huthi-Gebieten die doppelte
Distanz unentdeckt zurückgelegt werden müsste.
Von wo auch immer die Drohnen gestartet wurden: zaghaft geäußerte Hoffnungen auf direkte Gespräche zwischen Rohani und Trump am Rande der UNVollversammlung in New York sind mit der aktuellen Zuspitzung jedenfalls hinfällig. „Ein solches Treffen wird es nicht geben“, erklärte ein Sprecher des iranischen Außenministeriums. Trump bezeichnete Medienberichte, er sei ohne Bedingungen zu einem Treffen bereit als „wie üblich falsch“.
Mahnung zur Besonnenheit
Großbritanniens Außenminister Dominic Raab verurteilte am Montag den Angriff. Dieser sei ein mutwilliger Verstoß gegen internationales Recht. „In der Frage der Verantwortung ist das Bild nicht eindeutig“erklärte er jedoch im Widerspruch zu Washington. Eine internationale Reaktion könne erst erfolgen, wenn alle Fakten bekannt seien. Ähnlich äußerte sich der deutsche Außenminister Heiko Maas, der eine Deeskalation forderte. Auch die EU und China mahnten, vor Schuldzuweisungen die Fakten zu prüfen.
Die Tatsache, dass die iranischen Revolutionsgarden am Montag erneut ein Tankschiff im Golf aufbrachten, dürfte die Spannungen weiter verschärfen.