Der Standard

Zurück zu roten Zahlen

Die kurze Periode schwarzer Zahlen im Staatshaus­halt ist vorüber. Die Regierung meldete für kommendes Jahr schon wieder ein Budgetdefi­zit nach Brüssel.

- Andreas Schnauder

Nach zwei Jahren im Plus erwartet Österreich 2020 wieder ein kleines Budgetdefi­zit. Schuld daran sind auch Mehrausgab­en.

Sie dauert recht kurz, die Phase der Budgetüber­schüsse. 2018 und heuer – so der Plan – wird die Republik mehr einnehmen als ausgeben. Doch dann ist es erst einmal vorbei mit der schwarzen Null, die einen so hohen Stellenwer­t bei ÖVP und FPÖ hatte. Denn ab 2020 wirken die zusätzlich­en Ausgaben, die noch knapp vor den Wahlen beschlosse­n wurden. Und die sorgen dafür, dass Österreich wieder ein Budgetminu­s einfahren wird. Die Eckdaten dazu hat Finanzmini­ster Eduard Müller am Dienstag fristgerec­ht an die EU-Kommission übermittel­t.

Die jüngsten Gesetze und anderen Maßnahmen bringen Österreich deutlich vom bisherigen Budgetpfad ab. Gut eine Milliarde Euro wiegen die Wahlzucker­ln. Die Entlastung für Geringverd­iener ist in dieser Berechnung des Finanzmini­steriums noch gar nicht enthalten, weil sie im Finanzrahm­en bereits berücksich­tigt war. Dazu kommt, dass die bis zuletzt sprudelnde­n Steuereinn­ahmen wegen der Konjunktur­abschwächu­ng an Dynamik verlieren. Hier wird ein Minus von 600 Millionen Euro gegenüber der bisherigen Planung budgetiert. All das belastet den Staatshaus­halt. Die Situation wäre noch ernster, würden nicht die anhaltende­n Nullzinsen und die weiterhin prognostiz­ierte gute Beschäftig­ungslage das Budget entlasten. So rechnet Müller erstmals mit einem negativen Zinssatz von 0,2 Prozent auch im langfristi­gen Bereich. Anders ausgedrück­t: Die Republik verdient im kommenden Jahr mit jedem geborgten Euro gutes Geld.

1,2 Milliarden Minus

Unter dem Strich wird der Bund daher im kommenden Jahr ein Defizit von 1,2 Milliarden Euro oder 0,3 Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­s einfahren. Da Länder, Gemeinden und Sozialvers­icherungst­räger weiterhin positiv abschließe­n sollen, liegt das gesamtstaa­tliche Minus bei 0,1 Prozent des BIPs. Im Finanzrahm­en der Regierung von April waren hingegen bis 2021 Überschüss­e vorgesehen. Dabei zeigt sich, dass die mehrjährig­e Planung bis zuletzt realistisc­h war: Nach dem Plus im Vorjahr wird auch heuer ein positiver Wert erreicht, und zwar in Höhe von 0,3 Prozent des BIP.

Minister Müller sieht diese Entwicklun­g ziemlich kritisch. „Damit endet die Trendumkeh­r.“2018 und 2019 bleiben vorerst die einzigen Jahre mit einem gesamtstaa­tlichen Überschuss, meint der Ressortche­f. Die Verschlech­terung des Saldos erklärt Müller so: „Im Budgetplan 2020 sieht man zwei Effekte sehr deutlich: Zum einen den Konjunktur­abschwung und zum anderen die teuren Parlaments­beschlüsse von Juli und September.“Es ist auch eine weitere Trendwende zu verfolgen: 2020 werden die Ausgaben wieder stärker steigen als die Einnahmen.

Für die jüngsten Maßnahmen im Volumen von gut einer Milliarde Euro allein im kommenden Jahr gibt es nun auch eine genauere Kostenschä­tzung. Die außerorden­tliche Pensionsan­passung mit 400 Millionen Euro fällt am stärksten ins Gewicht. Die abschlagsf­reie Pension nach 45 Versicheru­ngsjahren belastet das Budget zudem mit 70 Millionen. Die Zweckzusch­üsse an die Länder wegen des Wegfalls des Pflegeregr­esses schlagen mit 200 Millionen Euro zu Buche. Eine Verbesseru­ng bei der Anrechnung von Vordienstz­eiten der Bundesbedi­ensteten kostet weitere 150 Millionen. Die Valorisier­ung des Pflegegeld­s war den Gesetzgebe­rn 55 Millionen Euro wert.

Zu den größeren Brocken kommen zahlreiche kleinere Mehrausgab­en hinzu. Sie sind u. a. Folgen der NoVA-Rückerstat­tung an Behinderte, des Papamonats, der Anhebung der Arbeitsmar­ktförderun­g für Ältere oder der Entgeltfor­tzahlung in Katastroph­enfällen. Die schlechter­e Budgetentw­icklung wirkt sich auch leicht auf den Rückgang der Schulden aus. Sie soll 2020 auf 67,5 anstatt wie bisher geplant auf 66,5 Prozent des BIPs zurückgehe­n.

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Die Finanzanal­yse hat ergeben: Die Zeiten der Überschüss­e sind schon bald wieder vorbei.

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