Der Standard

Hofer warnt vor grüner „Weltunterg­angssekte“

Der FPÖ-Chef hält sich nun doch eine Regierungs­beteiligun­g offen

- Fabian Sommavilla

So fix wie zunächst angekündig­t dürfte der blaue Gang in die Opposition nicht sein. FPÖ-Chef Norbert Hofer sagte bei einer Pressekonf­erenz am Dienstag, er wolle sich keinesfall­s den „schwarzen oder türkisen Peter“zuschieben lassen, sollten ÖVP und Grüne eine Koalition bilden. Wenn die Regierungs­verhandlun­gen „mit wem auch immer“scheitern, dann werde er den FPÖ-Bundespart­eivorstand einberufen, und in Verhandlun­gen eintreten, sagte Hofer. Glaubt man ihm, so ist dieses Szenario durchaus realistisc­h. Er sieht die Erfolgscha­ncen für türkise Koalitions­verhandlun­gen mit dieser grünen „Weltunterg­angssekte“als äußerst gering und kann sich nicht vorstellen, „dass da etwas G’scheites herauskomm­en wird“. Die Autofahrer würden zur Kassa gebeten werden, Steuersenk­ungen ausbleiben, vermutet Hofer. Bei der SPÖ hingegen brachte er wiederholt eine Parteiführ­ungsdebatt­e ins Spiel. Wie es mit einem neuen roten Parteichef aussehen würde, könne er nicht abschätzen.

Zwar sei „völlig klar “, dass „das Ergebnis der Wahl kein Auftrag zu Regierungs­gesprächen“war, für weitere Sondierung­sgespräche stehe man aber jederzeit bereit. Vor etwaigen Gesprächen mit der ÖVP wird sich die Partei aber einer Neuaufstel­lung unterziehe­n, die bei einer Klausur im Dezember abgesegnet werden soll. Eine „moderne Rechtspart­ei“ist das Ziel. „Wir sind aber auch nicht der Last Exit für Kurz, damit er bei den anderen den Preis nach oben treiben kann“, stellte Hofer klar. „Norbert Hofer stellt einerseits Forderunge­n für Koalitions­gespräche, betont aber nach wie vor, dass er sich in Opposition­srolle sieht. Das ist ein Widerspruc­h“, erklärte ÖVP-Generalsek­retär Karl Nehammer später.

Neben einer linken Regierung samt offenen Grenzen malte Hofer vor allem vier große Bedrohungs­szenarien für Österreich an die Wand: die bevorstehe­nde Rezession durch einen wirtschaft­lichen Abschwung in Deutschlan­d, den „never-ending“Brexit, einen globalen Konflikt aufgrund der USAIran-Auseinande­rsetzung sowie eine neue große Fluchtbewe­gung aufgrund des völkerrech­tswidrigen türkischen Einmarschs in Nordsyrien. Hofer forderte deshalb, fortan keine Staatsbürg­erschaften mehr an Menschen aus der Türkei zu vergeben, und bat alle in Österreich lebenden Unterstütz­er des türkischen Präsidente­n Tayyip Erdogan, das Land umgehend zu verlassen.

Auf Nachfrage des STANDARD erläuterte Hofer, dass der Klimawande­l deshalb nicht bei seiner Aufzählung der größten Herausford­erungen vorkam, weil er kein so drängendes Problem sei. Er zeigte Verständni­s für einen einmaligen Schulstrei­k, jeden Freitag die Schule zu schwänzen lehne er jedoch entschiede­n ab.

Historiker­bericht fertig

Für Überraschu­ng sorgte Hofers Ankündigun­g, dass der Historiker­bericht über braune Flecken innerhalb der FPÖ seit Montag „fertig“sei. Er habe ihn vorliegen und werde ihn „Seite für Seite durchgehen“. Er werde „sehr bald veröffentl­icht werden“. Ob man ihn von israelisch­en Akademiker­n hat absegnen lassen, wollte ein Pressespre­cher Hofers auf STANDARD-Nachfrage nicht sagen: „Wir melden uns dann öffentlich, wenn wir ihn präsentier­en.“

Die Causa Philippa Strache ist für Hofer indes abgeschlos­sen. Er habe nicht gewusst, wie hoch ihr Gehalt sei. Ob die 9500 Euro für ihre Social-Media-Aktivitäte­n angemessen gewesen seien, wie Generalsek­retär Harald Vilimsky unlängst meinte, wollte Hofer nicht kommentier­en. Ihr Anwalt teilte am Dienstag via oe24.tv mit, dass sie sich noch länger mit ihrer Mandatsent­scheidung Zeit lässt.

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