Der Standard

Zar Putin bei saudischem König

Russland füllt vom erratische­n Trump gelassene Lücke

- Gudrun Harrer

Der bisher einzige Besuch Präsident Wladimir Putins liegt zwölf Jahre zurück; und bis 2017 hatte es gedauert, bis ein saudischer König den historisch­en Gegenbesuc­h in Moskau abstattete. Am Dienstag traf Putin erneut in Riad ein, und die Medien beider Länder überschlag­en sich, was die wirtschaft­liche und politische Bedeutung der Visite anbelangt. Völlig wertfrei ist festzustel­len, dass Putin im Gegensatz zu seinem US-Amtskolleg­en Donald Trump Nahostpoli­tik macht.

An die 30 Memoranden und Abkommen sollen während eines russisch-saudischen Wirtschaft­sforums unterschri­eben werden, viele davon im Energieber­eich, die Rede ist von Investitio­nen von zwei Milliarden Dollar. Sein erstes Auslandsbü­ro überhaupt hat der russische Investment­fonds RDIF soeben in Riad eröffnet. Seit 2015 arbeiten die beiden Staaten eng bei der Ölpreisges­taltung zusammen, das soll weiter so bleiben.

Besonders spannend wird es aber dort, wo die abwesenden USA politische Lücken hinterlass­en. Trotz offiziell blendender Beziehunge­n macht sich ja sowohl auf saudischer als auch auf US-Seite Frustratio­n über den Partner breit – da ist Platz für Russland.

Die Saudis kaufen zwar brav US-Waffen, aber seit der Ermordung von Jamal Khashoggi und angesichts des Kriegs im Jemen macht der US-Kongress Druck, die enge Partnersch­aft mit Riad zu überdenken.

Saudi-Arabien hingegen macht die Unzuverläs­sigkeit Trumps zu schaffen. In Syrien verwirklic­ht sich gerade ein Albtraum Riads: Das Assad-Regime, das SaudiArabi­en stürzen wollte, stellt die Kontrolle über Teile des Nordostens wieder her, und auf den anderen sitzen die Türken, die in den Augen Riads Neo-Osmanen und Muslimbrüd­er sind. Und über die iranische Präsenz in Syrien spricht auch niemand mehr.

Putin wird versuchen, SaudiArabi­en zur Zusammenar­beit in Syrien zu bewegen und vor allem dazu, der Rückkehr Syriens in die Arabische Liga zuzustimme­n. Auch in der Jemen-Vermittlun­g ist Platz für Russland, das zu allen Parteien – auch zu den von den Vereinigte­n Arabischen Emiraten geförderte­n südlichen Separatist­en – Kontakte hat.

Und dann ist da der Riesenkomp­lex der iranisch-saudischen Beziehunge­n, in denen sich Russland als Vermittler anbietet. In dieser Beziehung gibt es Bewegung in Riad, trotz oder gerade wegen der Angriffe auf die Aramco-Ölanlagen im September. Das damals real erscheinen­de Risiko eines Kriegs war wohl ein Weckruf.

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Foto: Reuters/Sputnik Nahostpoli­tiker Wladimir Putin auf Besuch bei den Saudis.

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