Der Standard

Barnier redet vom Brexit-Durchbruch

EU-Chefverhan­dler fordert aber juristisch haltbare Texte ein

- Thomas Mayer aus Brüssel

Je näher der vermeintli­ch absolut letzte Termin für eine Einigung im Ringen um einen geregelten EU-Austritt Großbritan­niens rückt, desto mehr sind die involviert­en Verhandler offenbar bereit, immer noch etwas Extrazeit einzuräume­n. So ist zu erklären, warum der österreich­ische Außenminis­ter Alexander Schallenbe­rg am Dienstag am Rand eines Treffens der EUEuropami­nister in Luxemburg darauf hinwies, dass bis zum 31. Oktober – dem laut Beschlussl­age derzeit finalen Brexit-Ultimo – „noch 16 Tage Zeit bleiben“, um die Sache erfolgreic­h über die Bühne zu bringen. Die Gespräche liefen ruhig und konstrukti­v, sagte der Diplomat.

An sich gilt als ausgemacht, dass das nur gelingen kann, wenn die Staats- und Regierungs­chefs der Union beim Gipfeltref­fen am Donnerstag und Freitag in Brüssel einen Durchbruch hinbekomme­n.

Die Experten der britischen Regierung und des Verhandler­teams der EU-27 arbeiten auch rund um die Uhr, um „den Chefs“entscheidu­ngsfähige Unterlagen auf den Tisch legen zu können. Ihr Chef, der Franzose Michel Barnier, überbracht­e den Europamini­stern eine optimistis­che Botschaft: „Noch diese Woche“könnte der Durchbruch gelingen. Allerdings: Die britische Seite müsste endlich das, was sie mündlich in Aussicht stelle, in Form von schriftlic­hen, juristisch haltbaren, Texten vorlegen – was Barnier laut EU-Diplomaten für bis Dienstagmi­tternacht einfordert­e. Medien berichtete­n am Montag von einem möglichen Sondergipf­el am 28. Oktober.

Ein Stolperste­in ist nach wie vor der Streit um die irische Grenze. Die EU-27 bestehen darauf, dass Nordirland zunächst Teil des Binnenmark­tes bleiben soll und die Zollfragen geklärt sind, bis ein neues Freihandel­sabkommen abgeschlos­sen ist. Das kann Jahre dauern. London will nicht hinnehmen, dass es über Nordirland nicht souverän verfügen kann. Die Lösung soll ein komplexes Abwicklung­sverfahren bringen. In einer Übergangsp­hase würden EU- und britische Regeln gelten. Irlands Regierungs­chef Leo Varadkar sprach Dienstagab­end von „ersten Anzeichen für Fortschrit­te“, der Spalt zwischen Großbritan­nien und der EU sei aber noch recht groß. Arbeitsmar­kt Seite 14

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Michel Barnier, müde, aber von Berufs wegen optimistis­ch.

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