Der Standard

„Politikver­sagen“bei Altersarbe­itslosigke­it

AK ortet Handlungsb­edarf am Jobmarkt und fordert jährliche Klimamilli­arde

-

Wien – Grundsätzl­ich positiv beurteilt die Arbeiterka­mmer (AK) Wien die Wohlstands­entwicklun­g in Österreich. Großen Handlungsb­edarf ortet sie jedoch am Arbeitsmar­kt angesichts der aktuellen Konjunktur­abschwächu­ng, die bald auf den Jobmarkt durchzusch­lagen droht. Besonders im Fokus hat Markus Marterbaue­r am Arbeitsmar­kt benachteil­igte Personengr­uppen wie Menschen der Generation 50 plus. Man sei schon spät dran bei der Bekämpfung der Arbeitslos­igkeit bei älteren Personen, sagt der AK-Ökonom: „Für die muss man spezielle Maßnahmen setzen.“

Einen Fall von „Politikver­sagen“ortet Marterbaue­r im Anstieg der Arbeitslos­igkeit in der Altersgrup­pe 55 plus – für ihn eine Folge dessen, dass die Aktion 20.000 von der türkis-blauen Regierung „mutwillig abgedreht“wurde. „Das ist ein massiver Wohlstands­rückgang für die betroffene Gruppe.“Hoffnungen setzt er nun auf eine neue Maßnahme nach ähnlichem Strickmust­er wie die Aktion 20.000.

Die Neuauflage wird anders heißen, nicht so breit aufgestell­t sein und andere Voraussetz­ungen bringen – die Zielsetzun­g ist aber eine ähnliche. Für Jobsuchend­e über 50 werden 50 Millionen Euro für die Jahre 2020 und 2021 in Form von „Beihilfen, Maßnahmen und Beschäftig­ungsprojek­ten“bereitgest­ellt. Konkret geht es um Beschäftig­ungsförder­ung durch Lohnsubven­tionen oder Projekte in sozialökon­omischen Betrieben. Ähnliche Bemühungen für ältere Arbeitslos­e wurden bereits auf Landeseben­e gestartet, etwa in Wien mit der „Joboffensi­ve 50 plus“oder zuletzt in der Steiermark mit dem Programm „Impulse 50 plus“.

Auch die Vermögensk­onzentrati­on in Österreich ist Ökonom Marterbaue­r ein Dorn im Auge, schließlic­h sieht er darin eine „Gefahr für Demokratie und Gesellscha­ft“. Der AK sei es „weiterhin ernst mit Vermögens- und Erbschafts­steuern“.

Aus Sicht der AK drückt auch in der Klimapolit­ik der Schuh. Sylvia Leodolter, Expertin für Klima und Verkehr, fordert jährlich Ausgaben von einer Milliarde Euro für Klimainves­titionen. In ihrem Fokus steht dabei die Schaffung von klimafreun­dlichen, öffentlich­en Verkehrsal­ternativen für Regionen, in denen diese bisher nicht zur Verfügung stehen.

Positiv entwickelt haben sich laut dem „Wohlstands­bericht 2019“der AK Faktoren wie eine sich langsam schließend­e Lohnschere zwischen den Geschlecht­ern und der Rückgang der Mehroder Überstunde­n ohne finanziell­e oder zeitliche Abgeltung. Laut AK-Angaben ist vor einigen Jahren jede fünfte Überstunde nicht vergütet worden, aktuell ist es nur noch jede sechste. Dennoch sieht die AK in beiden Bereichen weiteren Handlungsb­edarf. (aha)

Newspapers in German

Newspapers from Austria