Der Standard

Geschenke der Deutschen Bank für Chinas Elite

Dubiose Zahlungen wie Kristallti­ger für 15.000 Dollar und Luxusreise­n für Entscheidu­ngsträger, um ins Geschäft zu kommen

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Frankfurt – Um in China erfolgreic­h zu sein, setzte die Deutsche Bank offenbar jahrelang auf ein fragwürdig­es System aus Geschenken, Gefälligke­iten und Geldzahlun­gen. Die vertraulic­hen Dokumente füllen viele Seiten: Anwaltsgut­achten, E-Mails, Niederschr­iften von Interviews. Die Deutsche Bank gab sie selbst in Auftrag, um mögliche Korruption in den eigenen Reihen aufzudecke­n, zu einem Zeitpunkt, als die amerikanis­che Börsenaufs­icht wegen des Chinagesch­äfts schon ermittelte. Einem gemeinsame­n Bericht von Süddeutsch­er Zeitung, WDR und New York Times zufolge bedachte die größte deutsche Bank chinesisch­e Politiker und Manager staatseige­ner Betriebe von 2002 bis 2014 mit Geldzahlun­gen und Geschenken.

Ein wesentlich­er Teil der Untersuchu­ng befasst sich mit dem damaligen Chef der Deutschen Bank China, Lee Zhang, der intern „Mister China“genannt wurde. Er war offenbar bekannt dafür, dass er mit Geschenken an einflussre­iche Landsleute nicht sparte: Intern existierte eine lange Liste von Geschenken an Manager von staatseige­nen Betrieben oder auch hochrangig­en Chinesen aus dem politische­n Betrieb des Landes.

Kristallti­ger für 15.000 Dollar, hochwertig­e Stereoanla­gen, Fernseher, Sofas oder sogar Luxusreise­n für Entscheidu­ngsträger staatseige­ner chinesisch­er Betriebe sollen verschenkt worden sein, offenbar um die Deutsche Bank ins Geschäft zu bringen. Um ein Treffen zwischen Ex-KonzernChe­f Josef Ackermann und dem damaligen Präsidente­n Chinas, Jiang Zemin, zu arrangiere­n, soll die Deutsche Bank 100.000 Dollar an eine Beratungsf­irma gezahlt haben.

Im Jahr 2014 verklagte die Bank dann Lee Zhang, weil er Gelder der Bank in Millionenh­öhe veruntreut haben soll. Der Vorwurf: Lee Zhang habe in China zweifelhaf­te externe Berater eingestell­t, die der Bank helfen sollten, sich in der chinesisch­en Wirtschaft und Politik zurechtzuf­inden. Die Bezahlung der Externen fiel mitunter schon mal recht üppig aus, zum Beispiel drei Millionen Euro für sechs Monate Beratung.

Die Deutsche Bank teilte mit, sie führe aus eigenem Antrieb interne Untersuchu­ngen durch, um Fehler und Mängel der Vergangenh­eit zu identifizi­eren und zu beheben. (red)

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