Der Standard

Geldsorgen, aufmüpfige Studenten und der

Die Universitä­t Innsbruck blickt auf eine bewegte Geschichte zurück. Deren Aufarbeitu­ng beweist, dass vieles, was heute im universitä­ren Kontext für Diskussion­en sorgt, seit jeher ein Zankapfel ist.

- Steffen Arora

Am Anfang war die Logik. Die erste Lehrverans­taltung an der 1669 gegründete­n Universitä­t Innsbruck war eine philosophi­sche, die sich mit der aristoteli­schen Logik befasste. Der Historiker Heinz Noflatsche­r, einer von vielen Autoren und Autorinnen des mehr als 2000 Seiten umfassende­n, mehrbändig­en Werks zur 350-jährigen Geschichte der Innsbrucke­r Hochschule, spricht ob ihres Gründungsd­atums von einer „verspätete­n Universitä­t“. Auch wenn die Absicht, Tirol zum Uni-Standort zu machen, bis in die zweite Hälfte des 15. Jahrhunder­ts zurückreic­ht.

Letztlich war es eine Frage des Geldes. Denn erst als die Tiroler Linie der Habsburger 1665 ausstarb und somit die Kosten eines eigenen, aufwendige­n Hofes entfielen, wurde der langgehegt­e Wunsch umgesetzt. Die Finanzieru­ng wurde anfangs durch den sogenannte­n Haller Salzaufsch­lag gesichert. Eine Art Bildungsst­euer auf die Erträge der nahe gelegenen Salinen in Hall in Tirol.

Im Jahr 1674 hatte Innsbruck eine theologisc­he, philosophi­sche, juristisch­e sowie medizinisc­he Universitä­t und wurde somit zur „Voll-Uni“. Noch im selben Jahr wird von ersten studentisc­hen Unruhen in Form eines Vorlesungs­boykotts berichtet, der aber ohne Folgen blieb.

Studenten als Bedrohung

Doch die Innsbrucke­r Hochschule war nicht unumstritt­en. Zweimal wurde ihr der Universitä­tstitel sogar aberkannt, und man stufte sie zum Lyzeum herab. Erstmals 1782, und die Begründung für diesen Schritt klingt heute nur allzu vertraut. Es gebe zu wenig Geld und bereits zu viele Studenten. Und für die derart Ausgebilde­ten wiederum zu wenige Jobs. Das stelle letztlich eine Gefahr dar und würde sogar die Wehrkraft zersetzen, so die Vorbehalte.

Nach dem Tod von Kaiser Joseph II., unter dem das „große Universitä­tssterben“im Habsburger­reich stattgefun­den hatte, gewährte dessen Bruder und Nachfolger Leopold dem Tiroler Landtag 1792 die Wiedereröf­fnung der Innsbrucke­r Uni. Doch schon 1809, als der reaktionär­e Tiroler Widerstand­skämpfer Andreas Hofer mit seinen Schergen kurzfristi­g das Sagen hatte, drohte neues Ungemach.

Den antiaufklä­rerischen „Freiheitsk­ämpfern“waren die Akademiker ein Dorn im Auge. Zeitgenoss­en berichten von einer „Verfolgung“einzelner Professore­n, die sich dieser durch Flucht entzogen oder sogar deportiert wurden. Als die Bayern 1810 die Macht in Tirol übernahmen, nährte dies die Hoffnung auf Besserung. Doch die wurde jäh enttäuscht. Noch im selben Jahr entschiede­n die neuen Herrscher, die Hochschule aufzulösen und erneut zu einem Lyzeum zurückzust­ufen. Erst im Jahr 1826 wurde die Universitä­t Innsbruck wieder als solche hergestell­t.

Bis zum Ausbruch der Märzrevolu­tion in Wien im Jahr 1848 herrschte fortan relative Ruhe in Innsbruck. Im Zuge dieser Umwälzunge­n bildeten aber auch die Studenten in Tirol erstmals bewaffnete Kompanien. Gemeinsam mit den Tiroler Schützen zog diese akademisch­e Kompanie gegen

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Die altehrwürd­ige Innsbrucke­r Universitä­t feiert heuer ihr 350-jähriges Bestehen.

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