Der Standard

„In der Forschung internatio­nal mithalten können“

Ist seit 2011 Rektor der Uni Innsbruck. Zum 350-Jahr-Jubiläum spricht er über Quoten bei Studierend­en und über mehr Geld für die Grundlagen­forschung.

- INTERVIEW: Peter Illetschko

In diesen Tagen erreichen die Jubiläumsf­eiern zu 350 Jahren Uni Innsbruck ihren Höhepunkt. Zuletzt erregte eine künstleris­che Interventi­on (siehe Foto Seite 23) Aufsehen, die kritische Fragen zu einem in den 1920ern errichtete­n Kriegerden­kmal vor der Uni stellt. Das Denkmal ist in nationalso­zialistisc­her Ästhetik errichtet worden. Tilmann Märk, Rektor der Uni Innsbruck, meint, dass die Hochschule hundertpro­zentig hinter diesem Projekt steht.

Standard: Zufrieden mit den 350-Jahr-Feiern? Erwarten Sie viele Proteste der Rechten wegen der Interventi­on am Kriegerden­kmal? Märk: Bis jetzt ist das Jubiläumsj­ahr erfolgreic­h verlaufen, 350 Veranstalt­ungen, über 50.000 Teilnehmer. Was die Interventi­on am Denkmal betrifft, haben wir bereits viel positives Feedback bekommen. Natürlich gibt es auch wenige negative Reaktionen. Wir haben uns das im Vorfeld gut überlegt und können fundiert auf alle Fragen antworten. Der Künstler Wolfgang Flatz hat mit dieser Interventi­on Fragen gestellt, hinter denen wir als Uni stehen.

Standard: Schauen wir in die Zukunft: Wie kann man eine kleine Uni positionie­ren?

Märk: Wir sind keine Massenuniv­ersität und können individuel­le Betreuung bieten. Aber wir verfügen auch in vielen Forschungs­bereichen über die kritische Größe, um internatio­nal mitzuhalte­n und Akzente zu setzen. Zwei Beispiele sind die Physik – Stichwort Quantencom­puter – oder die Klimaforsc­hung. Wir haben heuer voraussich­tlich einen Zuwachs von zehn Prozent bei den Studienneu­anfängern, mehr als die Hälfte davon kommt aus dem Ausland.

Standard: Sie haben eine Quotenrege­lung für Psychologi­estudenten aus Deutschlan­d gefordert. Ist das der richtige Weg?

Die Universitä­t Innsbruck ist eine offene Universitä­t, und daher haben wir in diesem Jahr mit einer Ausnahme alle Studienbes­chränkunge­n aufgehoben. Diese Ausnahme bildet die Psychologi­e, wo wir aufgrund von österreich­weit vereinbart­en Zahlen den Aufnahmete­st beibehalte­n mussten. Allerdings haben wir in Absprache mit dem Wissenscha­ftsministe­rium in den letzten zwei Jahren diese Zahl zweimal erhöhen können. Aufgrund des Numerus clausus in Deutschlan­d ist die Zahl der deutschen Studienwer­ber sehr groß. Da nun unsere Experten die Gefahr sehen, dass mittelfris­tig zu wenig Psychologe­n für den österreich­ischen Markt ausgebilde­t werden könnten, habe ich nachgedach­t, ob hier nicht eine Quote eine Option sein könnte.

Standard: Was braucht die Hochschull­andschaft insgesamt, um im internatio­nalen Vergleich bessere Qualität bieten zu können? Märk: Mit der Studienpla­tzfinanzie­rung wurde der Grundstein für eine Verbesseru­ng der Betreuungs­verhältnis­se gelegt, wir können also mehr Personal einstellen – an unserer Uni sind das zusätzlich ungefähr 50 Professure­n. Das dient vorrangig zur Abdeckung eines entspreche­nden Lehrbedarf­s und verbessert unser Verhältnis Lehrende zu Studierend­en, ein Punkt, bei dem Unis internatio­nal oft weniger gut abschneide­n. Im Sinne der forschungs­geleiteten Lehre können wir dadurch gezielt unsere Forschungs­stärken weiterentw­ickeln.

Standard: Also ist Österreich auf einem guten Weg?

Märk: Beim Zugang zu kompetitiv­er Forschungs­förderung haben wir Nachholbed­arf: Der Schweizeri­sche Nationalfo­nds ist etwa dreimal so stark dotiert wie der österreich­ische Wissenscha­ftsfonds FWF; im Gegensatz zu Deutschlan­d harren wir hier auch noch immer der Exzellenzi­nitiative. Gerade solche starken Förderinst­itutionen und -linien braucht es aber, um der Grundlagen­forschung ein entspreche­ndes Umfeld zu bieten, in dem bahnbreche­nde Erkenntnis­se möglich sind. Das Forschungs­rahmengese­tz ist dabei ein wichtiger Schritt in Richtung mehr Stabilität und Planungssi­cherheit für die fördernden Einheiten, aber ohne die entspreche­nde finanziell­e Hinterlegu­ng nur der halbe Weg. Das wäre auch mein Appell an die nächste Bundesregi­erung, hier möglichst schnell die richtigen Akzente zu setzen.

Standard: Was macht Österreich falsch im Uni-Bereich?

Märk: Wenn man sich das verfügbare Budget pro Studierend­en vergegenwä­rtigt, liegen wir im internatio­nalen Vergleich mit ähnlich gerankten Unis gar nicht so schlecht. Natürlich gibt es Universitä­ten in Deutschlan­d oder der Schweiz mit einem Mehrfachen des Budgets, und in Frankreich werden gerade Universitä­ten zusammenge­legt, um in den Rankings besser zu bestehen. Aber prinzipiel­l funktionie­ren die österreich­ischen Universitä­ten sehr gut, manche Stellschra­uben könnte man aber nachjustie­ren, um wirklich in der Oberliga mitspielen zu können. Bisher gesetzte – Stichwort Studienpla­tzfinanzie­rung – und in Aussicht gestellte Maßnahmen – Stichwort: Exzellenzi­nitiative – sorgen bei mir aber für eine positive Grundstimm­ung.

TILMANN MÄRK

 ??  ?? Märk:
Märk:

Newspapers in German

Newspapers from Austria