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GEISTESBLI­TZ

Punktgenau­e Landung für autonome Drohnen

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Kleine autonome Drohnen schwirren über die Felder. Sie sammeln Daten über das Pflanzenwa­chstum, ihren Nährstoff- und Wasserhaus­halt. Hat eine Drohne ein Segment mit den Multispekt­ralkameras an Bord aufgenomme­n, kehrt sie zurück zur Basisstati­on, um den Akku neu zu laden. Ist das erledigt, geht es auf zum nächsten Ackerabsch­nitt. Die auf diese Art gesammelte­n Daten helfen dem Landwirt, Düngemitte­l, Bewässerun­g und Erntezeitp­unkt zu optimieren.

Dieses Zukunftssz­enario aus dem „Smart Farming“, der digitalisi­erten Landwirtsc­haft, könnte bald zur alltäglich­en Praxis auf großen Anbaufläch­en werden. Einer der Forscher, die daran arbeiten, den Drohnen die autonome Fähigkeite­n dafür zu verleihen, ist Christian Brommer. Der 1989 geborene, in Werne nahe Dortmund aufgewachs­ene Elektrotec­hniker absolviert seit 2018 sein PhD-Studium am Institute of Smart Systems Technologi­es der Universitä­t Klagenfurt.

Die Systeme an Bord der Drohne sollen günstig sein und wenig Gewicht mitbringen. Große Akkus, starke Prozessore­n oder die ausgeklüge­lte Sensorik eines autonomen Fahrzeugs haben hier kaum Platz. „Die Rechenleis­tung, die wir insgesamt zur Verfügung haben, entspricht etwa der eines Smartphone­s“, sagt Brommer. „Die vorhandene­n Ressourcen müssen unter den für die Autonomie notwendige­n Systemen wie Navigation, Positionsb­estimmung und Bilderkenn­ung gut aufgeteilt werden.“

Das systematis­che Überfliege­n der Felder ist mithilfe günstiger Satelliten­navigation­schips, die die Drohne auf mehrere Meter genau verorten können, zu bewältigen. Doch um sie verlässlic­h und kontrollie­rt auf der nicht einmal metergroße­n Landeplatt­form aufsetzen zu lassen, reicht das nicht aus. Neben einem 3DKompass und einem Luftdrucks­ensor, der bei der Höheneinsc­hätzung hilft, kommt hier zur Orientieru­ng eine einfache Schwarz-Weiß-Kamera zum Einsatz. Die Auswertung der Bilder erfolgt allerdings nicht mit aufwendige­n Machine-Learning-Algorithme­n.

Brommer und Kollegen behelfen sich mit einem Trick: „Wir versehen die Landeplatt­form mit einer Art QR-Code, einem Label mit geometrisc­hen Mustern verschiede­ner Größe. Aus der Ausdehnung und Neigung, die diese Muster auf den Aufnahmen zeigen, kann die Position der Drohne in Relation zur Landeplatt­form einfacher errechnet werden. Auf diese Art wissen wir genau, wo wir landen müssen.“

Bevor Brommer nach Klagenfurt kam, war er dreieinhal­b Jahre am Jet Propulsion Laboratory (JPL) der Nasa am California Institute of Technology in Pasadena, wo auch dieses Drohnenpro­jekt seinen Ausgang nahm. Der an der FH Dortmund ausgebilde­te Elektrotec­hniker lernte dort Stephan Weiss, den nunmehrige­n Leiter der Control of Networked Systems Group der Universitä­t Klagenfurt, kennen, dem er hierher folgte. Wie kommt man mit dem „Culture Clash“, den der Sprung vom Großraum Los Angeles an den Wörthersee bedeutet, zurande? „Hier geht es schon viel entspannte­r zu“, sagt Brommer. Solange er da ist, genieße er die sportliche­n Möglichkei­ten der österreich­ischen Berge. Nach abgeschlos­senem Studium soll es aber wieder zurück nach L.A. gehen. (pum)

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Christian Brommer entwickelt Systeme für den Drohnenein­satz in der Landwirtsc­haft.

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