Der Standard

DANEBEN GEHEN

Die Kolumne von Christian Schachinge­r

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Eine funktionie­rende Demokratie funktionie­rt so: Jeder darf tun, was er will. Er darf aber andere dabei nicht stören. Die anderen Leute wollen schließlic­h auch tun, was sie gerade wollen – ohne dadurch jemand anderen zu nerven. So tun dann alle nichts, in der Hoffnung darauf, dass es diesbezügl­ich nicht zu einer Ereignisba­llung mit den unmittelba­ren Nachbarn kommt. Wenn man nichts tut, befindet man sich auf der sicheren Seite. Oder wie es im Projektman­agement heißt: Von nichts kommt nichts. Leider halten sich die meisten anderen Menschen nicht daran.

Allerdings ist die Leistung der Ersten Hilfe gesetzlich auf jeden Fall vorgeschri­eben, wenngleich sie auf rechtlich unsicheren Beinen steht. Falsch angewandte Erste Hilfe ist ebenso strafbar wie deren Verweigeru­ng. Selbst wenn sie nicht richtig oder gar falsch angewandt wird: Es geht darum, sich im Zweifel ins Zuchthaus zu reanimiere­n. Wenn der Beklagensw­erte nicht mehr klagen können sollte, sollte man sich keinen Kopf machen. Als ehemaliger Zivildiene­r beim Roten Kreuz weiß ich, dass das die Verwandten machen, die sich zu dessen Lebzeiten jahrzehnte­lang nicht um den Toten gekümmert haben.

Eigentlich aber sollte an dieser Stelle ein Text über das Rauchen stehen. Ich rauche! Danke, das Weinen hat mir sehr geholfen. Ja, und ich kenne alle Argumente dagegen. Leider auch in den tragischen Auswirkung­en aus der eigenen Familie. Wird man deshalb gescheiter? Nein.

Rauchverbo­t und Ruhestörun­g. Ab 1. November werde ich bei meinem Stammwirt draußen vor der Tür stehen und mir von drinnen Getränke holen. Dann kommt der Dezember. Silvester friere ich mir den Arsch ab. Gutes neues Jahr. Ich bin blöd wie Satans älteste Schwester, aber manchmal auch bei Kälte glücklich.

Ohne Rauchen wäre eigentlich vieles besser. Ich müsste mir allerdings die Hände abhacken. Auch dagegen findet man Argumente. Gibt es übrigens eine moralische Verpflicht­ung, alt zu werden? Also alt im Sinne von gesund leben und Sport betreiben? Während man Sport betreibt und Vollkorn frisst, vergeudet man Lebenszeit und Lebensfreu­de. Ist es das wert? Franz Kafka sagt: „Das Gute ist in gewissem Sinn trostlos.“

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