Ein Porsche, na und?!
Das ist doch mal eine inhaltssatte „politische“Debatte: Dürfen sozialdemokratische Politiker einen Porsche fahren? In den digitalen Filterblasen auf Twitter, Facebook und in Internetforen, wo Empörung, Wut und Neid hochtourig laufen, ist die Antwort wenig überraschend: Nein, geht gar nicht! Mit maliziöser Lust wird die rote Selbstfindungsphase von außen bereichert durch Vorschriften der selbsternannten Stilpolizei für ein politisch korrektes Leben in Rot.
Diese Nebenschauplatzdebatte ist Ausdruck einer Depolitisierung. Sie stilisiert Fragen der persönlichen Lebensführung zu politischen Grundsatzfragen. Glaubt irgendwer, dass der Oldtimer-Porsche von Ex-Bundesgeschäftsführer Thomas Drozda oder der gebraucht-geleaste Porsche des Tiroler SP-Chefs Georg Dornauer das eigentliche Problem der SPÖ sind? Mitnichten. Sie sind auch kein bedeutungsvolles Symbol für irgendwas. Sie sind privat.
Im Übrigen: Welches Auto „dürfen“denn SPÖ-Politiker fahren? Muss es kleiner sein als das von ÖVPlern? Sind Fahrräder schon grünes Abweichlertum? Dürfen Grüne überhaupt verbrennungsmotorisiert mobil sein? Wer erteilt die Erlaubnis? Niemand, bitte. Es war gute Tradition, auch Politikern eine geschützte Sphäre der Privatheit zuzugestehen. Ob Autos, Uhren, Anzüge, Wohnung: Privatsache. Gute, glaubwürdige, verantwortungsvolle Politik entscheidet sich nicht im richtigen oder falschen Auto.