Der Standard

Genosse statt Genießer

- Fabian Schmid

Die SPÖ will sich also radikal reformiere­n. Zurück zur Radix, also zur Wurzel und somit zu Victor Adler. Dem war Karl Marx wohl nicht „zu wenig leistungsf­reundlich“, wie es Parteichef­in Pamela Rendi-Wagner vor einem Jahr formuliert hatte. Vielmehr wachte Adler am Totenbett von Friedrich Engels und musste sein Haus an Sigmund Freud verkaufen, weil er seine Patienten oft ohne Honorar behandelte.

Dorthin zurück ist es im Fall der österreich­ischen Sozialdemo­kratie ein langer Weg. Seit Jahrzehnte­n steht die SPÖ nämlich auch für guten und ebenso kostspieli­gen Rotwein, für teure Uhren und jetzt auch für Porsche-Fahren. Das ist eine Entfremdun­g von der Arbeiterin­nenschaft: Man ist nicht mehr die Partei derer, die aufsteigen und andere mitnehmen wollen – sondern die der bereits Aufgestieg­enen.

Kein wahrhaftig­er Sozialdemo­krat sollte „Spaß“daran haben können, Unsummen für Luxus auszugeben, solange Kinderarmu­t grassiert und Pensionist­en nicht genug Geld zum Leben haben. Das heißt nicht, dass Sozialdemo­kraten nur Brot und Wasser essen und zum Urlaub höchstens auf die Donauinsel fahren dürfen. Es sollen ja nicht alle arm sein, sondern alle ein gutes Leben führen können.

Aber wenn man danach strebt, sich mit Statussymb­olen als großen Gewinner des Kapitalism­us zu inszeniere­n, dann ist man vielleicht in der falschen Partei. Denn dann denken „die Menschen da draußen“vielleicht, man ist vor allem Politiker, um sich den Porsche leisten zu können.

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