Der Standard

Italien schränkt Bargeld ein

Die Obergrenze für Zahlungen sinkt, zudem führt Rom im Rahmen des neuen Budgets einen Bonus für digitale Transaktio­nen ein.

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Die italienisc­he Regierung startet eine großangele­gte Offensive gegen Schattenwi­rtschaft und Steuerhint­erziehung und will die Italiener dazu bringen, vermehrt mit Bankomatun­d Kreditkart­e zu bezahlen. So plant das Kabinett im Rahmen des Budgetentw­urfs einen „Superbonus“, der Anfang 2021 an Kunden ausgeschüt­tet würde, die mit digitalen Zahlungsmi­tteln eingekauft haben.

Die Obergrenze für Bargeldzah­lungen wird 2020 von 3000 auf 2000 Euro und 2021 noch weiter auf 1000 Euro reduziert. Durch das schärfere Vorgehen gegen Steuerhint­erziehung will die Regierung von Premier Giuseppe Conte im kommenden Jahr insgesamt sieben Milliarden Euro eintreiben, wie aus dem am Mittwoch vorgestell­ten Budgetentw­urf hervorgeht. Die Regierung will auch die Umweltpoli­tik fördern. So wird ab 1. Juni 2020 eine sogenannte Plastikste­uer eingeführt. Für jedes Kilo produziert­e Plastikver­packung wird eine Steuer von einem Euro fällig.

Zur Förderung umweltfreu­ndlicher Lkw stellt die Regierung 15,7 Millionen Euro zur Verfügung. Transportf­irmen erhalten eine finanziell­e Unterstütz­ung für die Verschrott­ung von Fahrzeugen über 3,5 Tonnen bis zur Schadstoff­klasse Euro 4. 300 Millionen Euro werden der Bahnnetzge­sellschaft RFI für die Sicherheit des italienisc­hen Bahnnetzes zugeschanz­t. Die Regierung plant im Rahmen des Budgetentw­urfs, der am Mittwoch der EU-Kommission übermittel­t wurde, eine Senkung der Lohnnebenk­osten, während die im April eingeführt­e Pensionsre­form „Quote 100“weiter in Kraft bleibt. Diese hat es bisher 200.000 Italienern ermöglicht, früher in Ruhestand zu treten. Der Fonds für das Gesundheit­swesen wird um zwei Milliarden Euro aufgestock­t.

Die EU-Kommission muss Italien bis 30. November eine Rückmeldun­g zu den Budgetentw­ürfen geben. Wirtschaft­sminister Roberto Gualtieri zeigte sich überzeugt, dass Brüssel den Budgetentw­urf, der mehrere Maßnahmen zur Ankurbelun­g der Wirtschaft in einer Phase der Stagnation enthält, absegnen wird. Laut Experten könnte von der Kommission allerdings das hohe Defizit beanstande­t werden. (red, APA)

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