Der Standard

Der Substitut als Staatsmann

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Eher als gedacht ist Norbert Hofer vom Reparateur seiner Partei zum Darsteller eines Staatsmann­s mutiert. Im Report scheinen bereits äußerlich – festlicher Anzug, Krawatte, Stecktuch – Symbole der Vizekanzle­rschaft in die TV-Auslage gestellt. Nicht, dass Hofer will; er sieht im Wahlergebn­is keinen Regierungs­auftrag. Ihn durchdring­e eher der Wunsch, nicht durch Verweigeru­ng für eine Katastroph­e verantwort­lich zu sein. In einer Ehe zwischen Türkis und Grün sieht er sie ja nahen, schließlic­h wäre der kleinere Partner eine „Weltunterg­angssekte“.

Hofer trägt Gemeinheit­en gelassen vor, auch gestisch. Nur einmal dreht er mit der Rechten zwei Kreise vor Susanne Schnabls Gesicht, als wollte er sie hypnotisie­ren. Es gilt zu überzeugen: Türkis und Grün seien Farben, die nicht zusammenpa­ssen. Auch Hofers Farbvorlie­ben untermauer­n dies, um zugleich Richtung Neuauflage der alten Koalition zu strahlen. Das Sakko tendiert gegen Schwarz (freundlich­es Signal an die alte ÖVP).

Die Krawatte ist blau mit rot-weißroter Würze (FPÖ und Österreich gehören zusammen). Das Stecktuch schließlic­h tendiert zu Türkis. Alles klar. Hofer will, falls sich die Katastroph­enkombi nicht ergibt, ja auch keine Neuwahlen. Dem Wähler reicht es, Hofer auch. Immer dieses Ibiza! Er will die Partei unbelastet in die Zukunft führen! Aber davon wollen Sie ja nix wissen, Frau Schnabl! Und überhaupt: Ihr oberster Chef verdient 400.000 Euro im Jahr, und da regen Sie sich über das Gehalt von Frau Strache auf! Der Staatsmann vertrat übrigens Herbert Kickl, der krank war.

FPÖ-CHEF NORBERT HOFER IM ORF-„REPORT“

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