Der Standard

Der Oligarch, der im goldenen Käfig sitzt

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Seit gut fünf Jahren lebt Dmitri Firtasch in Wien. Mit der hohen Lebensqual­ität, die der Hauptstadt nachgesagt wird, hat das nur am Rande zu tun. Er sitzt in einem goldenen Käfig.

Der ukrainisch­e Milliardär ist zwar dank der von einem alten PutinFreun­d hinterlegt­en Rekordkaut­ion von 125 Millionen Euro auf freiem Fuß – Österreich darf der Oligarch, der im März 2014 in Wien aufgrund eines US-Haftbefehl­s wegen des Verdachts auf Bestechung und Mitgliedsc­haft in einer kriminelle­n Vereinigun­g verhaftet wurde, jedoch nicht verlassen. Aber auch die Auslieferu­ng an die USA, die er vehement bekämpft, ist noch nicht entschiede­n.

Das heißt nicht, dass er etwa seiner Leidenscha­ft, dem Skifahren, nicht frönen kann. Der Verpflicht­ung, sich regelmäßig beim Richter zu melden, könnte der 54-Jährige auch vom Arlberg aus nachkommen.

Der barocke Lebensstil, der dem 1965 als Sohn eines Fahrlehrer­s und einer Buchhalter­in in der ostukraini­schen Stadt Sinkiw Geborenen nachgesagt wird, fügt sich wohl dort wie da gut ins Bild: herrschaft­liche Residenz im noblen Wiener Bezirk Hietzing, von Bodyguards abgeschirm­t, an den besten Adressen verkehrend, mit bekannten Größen aus Wirtschaft und Politik.

Das hat wohl auch mit Firtaschs Sozialisie­rung zu tun: Wer Macht und Geld hat, hält damit im europäisch­en Osten nicht hinter dem Berg. An beidem mangelt es dem Ukrainer trotz eingeschrä­nkter Bewegungsf­reiheit auch heute nicht.

Begonnen hat Firtasch seine Karriere früh. Mit 17 ging er nach Donezk, um Ingenieurw­esen zu studieren. Nach dem Zerfall der Sowjetunio­n gründete er in Moskau ein Unternehme­n und nutzte die damals chaotische­n Verhältnis­se für sich. Die ersten Dollars habe er verdient, indem er „Geschäftsl­eute“zusammenbr­achte, umschrieb er seine Tätigkeit einst elegant. Ein Talent, das den früheren Feuerwehrm­ann, der als exzellente­r Zuhörer und Analytiker gilt, weit gebracht hat. Jahrelang war der in dritter Ehe Verheirate­te das Bindeglied zwischen Russland und Ukraine – und das im hochsensib­len Bereich des Erdgashand­els.

Der rasante Aufstieg gelang dem umtriebige­n Netzwerker in den 1990er-Jahren. Mit den Erdgasmill­ionen errichtete er ein Imperium, Teile davon von Wien aus orchestrie­rt. Sein zunehmende­r politische­r Einfluss hat ihm neben viel Geld auch Seilschaft­en gebracht, die ihn lange gesichert haben – aber mindestens so viele erbitterte Gegner.

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Foto: AP Dmitri Firtasch kämpft in Wien gegen seine Auslieferu­ng an die USA.

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