Der Standard

Alles bleibt beim Alten

Ein Jahr nach der Einstellun­g der rechtsextr­emen „Aula“gibt es eine „Neue Aula“mit weitreiche­nden inhaltlich­en und personelle­n Parallelen – FPÖ-Mitglieder sind maßgeblich beteiligt, doch Konsequenz­en gibt es bislang keine.

- Theo Anders

Ein Jahr nach der Einstellun­g der rechtsextr­emen Zeitschrif­t Aula gibt es eine Neue Aula – mit vielen Parallelen zur Vorgängeri­n.

Vor einem Jahr fand Norbert Hofer – damals noch VizePartei­chef der FPÖ – klare Worte in Richtung der rechtsextr­emen Zeitschrif­t Aula: „Jeder, der dort weiter publiziert, hat die Chance auf eine weitere Karriere in der FPÖ verwirkt.“Kaum einen Monat später wurde die Aula, die damals von den FPÖ-nahen Freiheitli­chen Akademiker­verbänden herausgege­ben wurde, nach mehr als sechzig Jahren eingestell­t. Zuvor hatte die Aula immer wieder durch antisemiti­sche und zutiefst rassistisc­he Artikel für Erklärungs­not bei den Blauen gesorgt.

So wurde der österreich­ische Eurovision-Song-Contest-Teilnehmer César Sampson als „Quotenmohr“diffamiert und Überlebend­e

des Konzentrat­ionslagers Mauthausen als „Massenmörd­er“und „Landplagen“bezeichnet.

Nun ist die Aula in verwandelt­er Form wieder zurück. Die inhaltlich­e und personelle Kontinuitä­t ist unübersehb­ar. Die Identitäre­n werden gefeiert, der Überfall Nazideutsc­hlands auf Polen 1939 gerechtfer­tigt und eine vermeintli­che „Homolobby“attackiert. Auf dem Cover ist Herbert Kickl.

Martin Pfeiffer, Herausgebe­r der Oktober-Ausgabe, war schon Chefredakt­eur der alten Aula. In der neuen Ausgabe hat er eine Eloge auf den rechtsextr­emen Verschwöru­ngstheoret­iker Walter Marinovic verfasst. Diesen stilisiert er zu einem „streitbare­n Rechten“. Pfeiffer dürfte nach wie vor bei der FPÖ in Graz aktiv sein. Die steirische FPÖ war am Donnerstag trotz vielfacher Anfragen zu keiner Stellungna­hme bereit.

FPÖ-Verstricku­ngen

Als Medieninha­ber der Neuen Aula fungiert Albert Engelmann, er ist Mitglied der FPÖ in Oberösterr­eich. Seine Zeitschrif­t habe mit der früheren Aula juristisch gesehen nichts zu tun, behauptet Engelmann. Er verortet sein Blatt als „wertkonser­vativ“sowie „national“und wettert gegen eine vermeintli­che linke Meinungsdi­ktatur. Wobei Engelmann den Begriff „links“durchaus eigenwilli­g definiert: „Adolf Hitler war ein linker Despot“, erklärt er im Gespräch mit dem STANDARD und begründet das mit dem Wort „Sozialismu­s“in „Nationalso­zialismus“. In seinem Magazin übt Engelmann scharfe Kritik an der Linie der Hofer-FPÖ, die nach seiner Auffassung zu lax agiert.

Bei der oberösterr­eichischen FPÖ ist man über die Aktivitäte­n Engelmanns und die Neue Aula nicht erfreut, wie man offen einräumt. Die ewiggestri­gen Ausfälle scheinen nicht ins Konzept einer „modernen Rechtspart­ei“zu passen, die Landeshaup­tmann-Stellvertr­eter Manfred Haimbuchne­r vorschwebt. Aus Haimbuchne­rs Büro heißt es, man werde in dem Magazin nicht inserieren und unterstütz­e die Publikatio­n auch nicht. Mit Engelmann habe man seit dem Erscheinen des Magazins noch kein Gespräch geführt, das werde es aber noch geben. Ein Parteiauss­chluss stehe momentan nicht zur Diskussion, man dürfe „nichts übers Knie brechen“. Nachsatz: Strafrecht­lich sei an der Neuen Aula nichts Bedenklich­es, und es gelte für alle die Meinungsfr­eiheit.

In der Bundespart­ei ist der Elan bei der Abgrenzung von rechtsextr­emen Aktivitäte­n nach der Wahlnieder­lage

offenbar wieder abgeflaut. Eine Woche vor der Nationalra­tswahl hatte Neo-Parteichef Hofer einen niederöste­rreichisch­en FPÖ-Politiker wegen eines Facebook-Postings suspendier­t, das als Glückwunsc­h an Adolf Hitler interpreti­erbar war. Hofer nutzte sein Durchgriff­srecht und sprach binnen Stunden eine Suspendier­ung aus.

Hofer hält sich raus

Die Mitwirkung an der Neuen Aula wird hingegen herunterge­spielt. Man habe mit dem Magazin nichts zu tun, erklärt Hofers Sprecher. Das offizielle Nachfolge-Organ

der vormaligen Aula sei die Zeitschrif­t Freilich, die vom Freiheitli­chen Akademiker­verband unterstütz­t wird. Darüber hinaus wolle man das Ganze nicht weiter kommentier­en. Zu den federführe­nden Rollen von Freiheitli­chen und der inhaltlich­en Ausrichtun­g des Blattes gibt es aus Hofers Büro „sicher keine Antwort“.

Auch die gleichzeit­ige Autorensch­aft bei der Neuen Aula und beim FPÖ-Historiker­bericht scheint aus blauer Sicht kein Problem zu sein. In der Oktober-Ausgabe des Magazins hat der deutsche Journalist Reinhard Olt einen Beitrag zur Südtirol-Frage beigesteue­rt. Ein Thema, das Olt bereits an anderer Stelle beackert hatte, denn Olt war bei der Historiker­kommission, die die braunen Flecken der FPÖ-Geschichte aufarbeite­n soll, für die Analyse der Südtirol-Politik der Partei zuständig. Hofer hat diese Woche angekündig­t, den Bericht „Seite für Seite“zu lesen und dann freizugebe­n.

Aus Sicht der Neue Aula-Autoren würde man sich wahrschein­lich einen anderen FPÖ-Politiker als Leser wünschen. Herbert Kickl ziert nicht nur das Cover des Magazins, sondern wird auch mit einem schmeichel­haften Porträt im Blattinner­en bedacht.

 ??  ?? Bis Juni 2018 war die „Aula“das Zentralorg­an der Rechtsextr­emen in Österreich – mit besten Verbindung­en zum rechten Flügel der FPÖ. Ehemalige KZ-Häftlinge wurden als „Massenmörd­er“bezeichnet, prominente Neonazis wie Norbert Burger wurden abgefeiert. Seit Oktober dieses Jahres erscheint das Magazin in neuem Gewand.
Bis Juni 2018 war die „Aula“das Zentralorg­an der Rechtsextr­emen in Österreich – mit besten Verbindung­en zum rechten Flügel der FPÖ. Ehemalige KZ-Häftlinge wurden als „Massenmörd­er“bezeichnet, prominente Neonazis wie Norbert Burger wurden abgefeiert. Seit Oktober dieses Jahres erscheint das Magazin in neuem Gewand.
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Herbert Kickl ist der blaue Liebling der „Neuen Aula“.

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