Der Standard

Wende nur mit CO2-Steuer

Der Internatio­nale Währungsfo­nds spricht sich mit ungewöhnli­ch direkten Worten für eine globale Klimasteue­r aus. Bis 2030 muss eine Tonne CO2 75 Dollar kosten – sonst verfehlen wir die Klimaziele, warnt die Organisati­on.

- Nora Laufer

Der Internatio­nale Währungsfo­nds warnt: Bis 2030 muss eine Tonne CO2 75 Dollar kosten – sonst verfehlen wir die Klimaziele.

Zwei US-Dollar kostet es derzeit im weltweiten Schnitt, eine Tonne CO2 zu emittieren. Um das Geld – umgerechne­t rund 1,80 Euro – geht sich in Wien, Graz oder Salzburg nicht einmal eine Öffi-Stundenkar­te aus. Um die Pariser Klimaziele zu erreichen, ist der Wert bei weitem zu niedrig. Das meint zumindest der Internatio­nale Währungsfo­nds (IWF), der sich in seinem kürzlich veröffentl­ichten Fiskalmoni­tor für eine globale CO2Steuer ausspricht.

Ohne die sofortige Einführung von Preismaßna­hmen rücke das Ziel, zu dem sich die internatio­nale Staatengem­einschaft in Paris verpflicht­ete, in unerreichb­are Ferne, argumentie­rt der IWF. Das Übereinkom­men sieht vor, dass die Erderwärmu­ng auf maximal zwei Grad Celsius gegenüber vorindustr­iellen Werten begrenzt werden soll. Um dieses ambitionie­rte Ziel zu erreichen, müsste die Steuer aus Sicht der Organisati­on in den kommenden zehn Jahren auf 75 Dollar (nach jetzigem Kurs rund 67 Euro) steigen.

Das würde wiederum dazu führen, dass Strompreis­e zusammenge­rechnet über zehn Jahre im Durchschni­tt um 43 Prozent steigen würden, Benzinprei­se um 14 und Gaspreise um 68 Prozent. Am stärksten wäre der Effekt bei Kohle: Der IWF rechnet mit einer durchschni­ttlichen Preiszunah­me von 214 Prozent. Das würde vor allem Länder wie Australien, Argentinie­n oder die USA treffen. Global gesehen hätte die Abgabe unterschie­dliche Auswirkung­en auf den Preisansti­eg (siehe Grafik).

Der IWF schätzt, dass die so generierte­n Steuereinn­ahmen innerhalb der G20-Staaten 2030 rund 1,5 Prozent des Bruttoinla­ndprodukts ausmachen könnten. Nachdem eine CO2-Steuer in manchen Ländern – wie China oder den USA – vermehrt sozial schwächere Haushalte treffen würde, schlägt die Organisati­on eine Umverteilu­ng der Einnahmen vor. Nicht nur einkommens­schwache Haushalte sollen davon profitiere­n, sondern auch besonders stark betroffene Arbeiter und Gemeinden – etwa in Kohleabbau­gebieten.

Würden beispielsw­eise 40 Prozent der ärmsten Haushalte sowie besonders stark Betroffene kompensier­t werden, würden nichtsdest­otrotz drei Viertel der Einnahmen für andere Investitio­nen übrigbleib­en, schätzt der IWF. Mit einer CO2-Steuer von 75 Dollar pro Tonne im Jahr 2030 könnten außerdem 725.000 vorzeitige Todesfälle durch Luftversch­mutzung vermieden werden.

Die Einführung einer Abgabe ist laut Währungsfo­nds jedenfalls die „stärkste und effiziente­ste Strategie“, um die Erderwärmu­ng einzudämme­n. Konkret stellt sich die Organisati­on eine Erhebung an Ölraffiner­ien, Kohleminen oder Aufbereitu­ngsanlagen vor – und zwar je nach Kohlenstof­fkonzentra­tion.

Dabei fand der Fonds ungewöhnli­ch direkte Worte: „Politiker müssen dringend handeln, um den Klimawande­l einzudämme­n und dessen zerstörend­e und tödliche Auswirkung­en zu reduzieren.“Bisherige Bemühungen waren aus Sicht des IWF unzureiche­nd – und das, obwohl die technische­n Voraussetz­ungen dafür gegeben seien.

Sollte eine globale CO2-Bepreisung nicht umsetzbar sein, schlägt die Organisati­on die Einführung eines globalen Emissionsh­andelssyst­ems vor. Denn: „Die wirtschaft­lichen Kosten von nicht optimalen Werkzeugen wären noch immer günstiger als jene, die durch die verheerend­en Folgen der Erderwärmu­ng entstehen.“Im Idealfall sollten sich aber die TopEmitten­ten – also China, Indien und die USA – auf einen Mindestpre­is einigen. Immerhin wäre damit die Hälfte der weltweiten Emissionen abgedeckt. Die Länder würden zudem untereinan­der wettbewerb­sfähig bleiben.

Utopisch ist der Bericht des Währungsfo­nds jedenfalls nicht. Länder wie Schweden mit einer CO2-Abgabe von 114 Euro je Tonne zeigen vor, dass eine Klimabepre­isung nicht bedeuten muss, dass die Industrie abwandert oder die Wirtschaft schrumpft. Zwei in Österreich sehr beliebte Argumente. Ein globaler Preis auf Kohlenstof­fdioxid würde diese Argumente aber sowieso vom Tisch kehren.

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Luftversch­mutzung müsse teurer werden, meint der Währungsfo­nds.
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