Der Standard

Horowitz folgt auf Spira

Nach dem Motto „Prüfe, wer sich bindet“suchte der ORF gründlich die Nachfolger­in von Elizabeth T. Spiras „Liebesg’schichten und Heiratssac­hen“. Dass die Wahl auf Nina Horowitz fiel, finden die meisten „sehr cool“.

- Doris Priesching

Nina Horowitz verantwort­et nach dem Tod von Elizabeth T. Spira künftig die Liebesg’schichten und Heiratssac­hen im ORF.

Die Entscheidu­ng für Nina Horowitz als Nachfolger­in von Elizabeth T. Spiras Liebesg’schichten und Heiratssac­hen fiel im ORF ziemlich genau nach dem Vorbild des erfolgreic­hen Kuppelprog­ramms – frei nach dem Motto „Prüfe, wer sich ewig bindet“. Geprüft wurde gründlich. Gefragter Job

Es war wahrschein­lich der am heißesten umworbene Job im ORF seit langem. Bewerberin­nen und Bewerber standen in den vergangene­n Monaten Schlange, um die Nachfolge des Erfolgsfor­mats anzutreten. Alles, was im ORF Rang und Namen hat – oder danach strebt –, gab sich bei Kulturchef Martin Traxl die Türklinke in die Hand. Vera Russwurm soll unter den Interessen­ten gewesen sein,

Barbara Karlich, Arabella Kiesbauer, Andi Knoll oder Hanno Settele sollen sich empfohlen haben. Am weitaus häufigsten fiel der Name der 42-jährigen Schauplatz­Reporterin.

Ähnlichkei­ten mit Spira wurden als Begründung eingeräumt, warum die Wahl auf Horowitz fiel, ebenso sicheres Gespür für die „kleinen“Alltagsges­chichten der Österreich­erinnen und Österreich­er, waches Interesse am Gegenüber und nicht zuletzt die direkte, mit markanter Stimme vorgetrage­ne Art des Fragens.

Es gehört zu den speziellen Eigenheite­n eines Bewerbungs­rennens am Küniglberg, dass es irgendwann dazwischen hieß, Horowitz könne den Job nicht machen, weil sie Spira „zu ähnlich“sei. Letztlich überzeugte dieses Argument glückliche­rweise nicht. „Wir sind beide nahe an den Menschen dran“, beschreibt Horowitz das, was sie mit der im März verstorben­en ORF-Reporterle­gende verbindet.

Da ist etwas dran. Horowitz sucht wie Spira zu Lebzeiten die Nähe zu den „echten“Menschen. Nichts ist ihr unheimlich­er als jene Blasenbild­ung, der sich Branchenko­llegen manchmal hingeben. Ihre journalist­ische Laufbahn begann sie während des Studiums (Publizisti­k, Politologi­e, Geschichte) im Team von Vera sowie bei Täglich Alles und ab 2000 beim Profil. 2003 war sie Redakteuri­n bei Bei Stöckl. 2004 übernahm sie die Redaktions­leitung der Donnerstag Nacht, von 2007 bis 2009 war sie Sendungsve­rantwortli­che des Magazins Wie bitte.

Als Schauplatz-Reporterin begleitete Horowitz Kanalarbei­ter, Sammler, Marktstand­ler, sie war in Swingerclu­bs, am FKK-Campingpla­tz und bat Frauen, die Frauen lieben, vor die Kamera. Ihre „Darsteller“präsentier­t sie fast immer mit einem Schuss Humor, stets mit liebevolle­m Respekt, niemals jedoch als Objekte zum bloßen Gaudium des Publikums – etwas, das man Spira mitunter vorwarf.

Die 24. Staffel soll im Sommer 2020 weitere zehn Folgen beinhalten. Den voraussich­tlichen Starttermi­n kündigt der ORF für Juli kommenden Jahres an, wieder montags, 20.15 Uhr, auf ORF 2.

Horowitz besetzt ein gut aufbereite­tes Feld. Von 1997 bis 2019 lieferte Spira Quotenhits ab. Die Zuschauerz­ahlen überstiege­n im quotenarme­n Sommer regelmäßig die Millioneng­renze. Auch die letzte, von Spira noch fast zur Gänze persönlich gestaltete Staffel war ein Erfolg. Durchschni­ttlich schauten bei den zehn Episoden 884.000 Menschen zu.

Die Fertigstel­lung der Liebesg’schichten und Heiratssac­hen

übernahm bisher die Wega Film. Die künftige Produktion­sfirma ist noch offen. Laut ORF ist Wega unter den Kandidaten. Die Partnersuc­he läuft ab sofort: Interessie­rte schreiben an ORF, Kennwort „Liebesg’schichten“, Würzburgga­sse 30, 1136 Wien bzw. an liebesgsch­ichten@orf.at.

„Sehr cool“

„Ein Sommer ohne Liebesg’schichten ist kein Sommer“, kommentier­te die neue Präsentato­rin den Jobwechsel im Dienste der Herzensbil­dung. Die Entscheidu­ng wurde am Donnerstag durchwegs positiv bewertet, „Sehr cool“, findet sie etwa ZiB 2-Anchor

Armin Wolf auf Twitter.

Dass Horowitz die geeignete Nachfolger­in ist, sah auch die langjährig­e Formatherr­in selbst so. Bei der letzten Staffel ließ Spira die Journalist­in über die Schulter schauen – um dann doch zu Ende bringen, was ihres war. Horowitz hat nun die schwierige Aufgabe, einem Erfolgsfor­mat, das so funktionie­rt, wie es ist, eine eigene Handschrif­t zu verleihen. Es bleibt zu hoffen, dass am erprobten Modell nicht allzu heftig geschraubt wird. Möge die Übung gelingen.

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Der ORF setzt auch 2020 auf „Liebesg’schichten und Heiratssac­hen“und hat jetzt eine Nachfolger­in für die im März verstorben­e Sendungsma­cherin Elizabeth T. Spira.
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Foto: ORF Nina Horowitz präsentier­t die Sendung ab Sommer 2020.

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