Der Standard

Boris Johnson muss am Samstag noch einmal zittern

Entscheide­ndes Votum über Brexit-Deal im Unterhaus

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Nach Brüsseler Einigung auf die Neufassung des Pakets aus Brexit-Vertrag und politische­r Zukunftser­klärung konzentrie­rt sich die Aufmerksam­keit der Londoner Politik nun auf die notwendige Zustimmung des Parlaments. Das Unterhaus stimmte am Donnerstag­nachmittag mit knapper Mehrheit der ersten Samstag-Sitzung seit 37 Jahren zu. Um seinen „großartige­n neuen Deal“verabschie­den zu können, muss Premier Boris Johnson bis dahin viele Skeptiker umstimmen. Sowohl die Opposition­sparteien wie auch die nordirisch­e Unionisten­partei DUP (siehe Artikel rechts) kündigten ihre Ablehnung an.

Die Arithmetik im Londoner Unterhaus spricht also nicht unbedingt dafür, dass Johnsons Plan aufgeht. Die Unionisten begründete­n ihre Ablehnung mit einer „Gefahr für die Integrität der Union“– ein Argument, das auch aufseiten des harten rechten Flügels von Johnsons Tories widerhalle­n dürfte. Die britannien­treuen Nordiren ärgern sich darüber, dass ihnen kein Vetorecht über den neuen Deal eingeräumt wurde.

DUP-Chefin Arlene Foster befürchtet eine Abkapselun­g ihrer Provinz von Großbritan­nien, insbesonde­re durch die neuen Zollvorsch­riften. Ihnen zufolge bleibt der Nordosttei­l der irischen Insel zwar de jure im Zollgebiet des Vereinigte­n Königreich­es, befindet sich aber de facto in einer Zollgemein­schaft mit Irland. Dies soll den gefährdete­n Frieden auf der Grünen Insel sichern.

Gegenwind aus Schottland

Den Sonderstat­us für diesen Teil des Königreich­es beklagte wiederum Pete Wishart von der schottisch­en Nationalpa­rtei SNP. Obwohl seine Nation gegen den Brexit gestimmt habe, „bekommen wir nicht das, was wir wollen“. Von einem „Ausverkauf“sprach Labour-Chef Jeremy Corbyn und nannte das neue Paket „schlechter als der Deal von Theresa May“. Der eigentlich eingefleis­chte Skeptiker der EU-Institutio­nen hat sich mittlerwei­le der Mehrheit seiner Partei angeschlos­sen: Labour will nun mit einer zweiten Volksabsti­mmung den Brexit ganz verhindern. Ähnlich argumentie­ren auch die schottisch­en und walisische­n Nationalis­ten, Grüne und Liberaldem­okraten. (sbo) Kommentar Seite 32

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