Der Standard

Wenn Experten rätselrate­n

- Irene Brickner

Vermuten ist nicht wissen – für die Befriedigu­ng akuter Informatio­nsbedürfni­sse, oder auch purer Neugier, ist dieser Umstand manchmal fatal. So etwa im Fall spektakulä­rer Kriminalca­usen, denen vielfach die Eigenschaf­t anhängt, mysteriös und verwickelt zu sein und deren selbst basale Aufklärung in der Regel einige Zeit in Anspruch nimmt. Hier kann das zu journalist­ischen Schnellsch­üssen führen, die den Eindruck reiner Zufallsdet­onationen hinterlass­en.

„RUNDER TISCH“ZU RUINERWOLD IN ORF 2

So geschehen am Mittwoch, nachdem man in ORF 2 die mutige Entscheidu­ng getroffen hatte, einen Runden Tisch zum „Räselraten um das Martyrium am Bauernhof“im niederländ­ischen Ruinerwold abzuhalten: So kompetent die eingeladen­en Gäste waren, so profession­ell die Moderation durch Patricia Pawlicki ablief, so spekulativ war der Eindruck, den der Talk hinterließ.

Da sprach etwa die Psychother­apeutin und evangelisc­he Theologin Rotraud A. Perner über die „Tradition“, Menschen aus Straf- oder Machtbedür­fnis einzusperr­en. Doch inwieweit die verborgene­n Bauernhofb­ewohner gegen ihren Willen festgesetz­t waren, ist auch einen Tag später noch unklar.

Da erklärte die Sektenexpe­rtin Ulrike Schiesser, dass es auch in Österreich eine ganze Reihe an Endzeit-Kleinsekte­n gibt. Doch ob es sich im aktuellen Fall wirklich um einen derartigen Zusammensc­hluss handelt, ist bis dato ungeklärt. Überhaupt wusste man nach der halbstündi­gen Diskussion genauso wenig wie davor, was in Ruinerwold Sache ist. Aber immerhin wurden einige verstörend­e allgemeine Fakten in Erinnerung gerufen.

dst.at/TV-Tagebuch

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