Der Standard

Zuversicht­liches Sondieren trotz vieler Unterschie­de

Zuerst eine grüne, dann eine pinke Delegation wurden bei der ÖVP vorstellig, um eine mögliche Zusammenar­beit mit Türkis auszuloten. Ein Fahrplan für weitere Runden soll erst kommende Woche stehen.

- Marie-Theres Egyed

Auch am Freitag standen wieder zwei Sondierung­sgespräche auf der „Atschända“, wie Grünen-Chef Werner Kogler, das lateinisch­e Wort für Tagesordnu­ng ausspricht.

ÖVP-Chef Sebastian Kurz empfing im Winterpala­is von Prinz Eugen in der Wiener Innenstadt zunächst mit seinem Sondierung­steam die grüne Delegation. Dass es bei einem einmaligen Treffen bleiben könnte, galt schon im Vorhinein als ausgeschlo­ssen, sollte doch das erste Zusammentr­effen in großer Runde vor allem Atmosphäri­sches klären.

Gegensätzl­iche Wahlsieger

Kurz stellte schon im Vorfeld klar, dass die Sondierung­en mit Grünen und Neos mehr Zeit in Anspruch nehmen würden als jene mit der SPÖ, mit der man ja schon jahrelang gemeinsam regiert hatte. Außerdem schloss SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner weitere Sondierung­srunden aus, sie wolle, wenn, dann gleich Koalitions­gespräche führen. (siehe unten)

Die längeren Gespräche mit Grün und Pink begründete Kurz damit, dass beide Parteien bisher keine Regierungs­erfahrunge­n auf Bundeseben­e hätten. Zudem seien die Grünen ja erst jetzt wieder in den Nationalra­t eingezogen.

Nach dem mehr als dreistündi­gen Gespräch gab sich Kogler in einem knappen Medienstat­ement „sehr zuversicht­lich“. Er rechne mit „vertiefend­en Sondierung­en“, ein Fahrplan dafür werde voraussich­tlich in der nächsten Woche erstellt. Die Herausford­erungen habe man gemeinsam erkannt und benannt, nämlich dass „zwei Wahlsieger miteinande­r sprechen, die nicht für das Gleiche gewählt wurden“. Künftig werde man Gemeinsamk­eiten ausloten, aber auch festlegen, wie man mit den vielen Unterschie­den umgehe. Welche Gemeinsamk­eiten gemeint seien, darauf wollte Kogler nicht genauer eingehen: „Es wäre nicht ganz profession­ell, wenn ich da was weiterplau­dern würde“, erklärte der Grünen-Chef. Inhaltlich­e Gespräche habe man noch nicht geführt. Die Stimmung sei jedenfalls gut gewesen, betonte Kogler. Ob auch die Angst von ÖVP-Klubchef August Wöginger thematisie­rt worden sei, wonach Kinder von ÖVP-Wählern nach Wien gingen und als Grüne zurückkäme­n, ließ Kogler offen: „Es war unterhalts­am“, sagte der grüne Chefsondie­rer.

Gewohnt energiegel­aden und aufgeladen mit Themen ging NeosChefin Beate Meinl-Reisinger mit ihrem Team in das erste Gespräch. Inhaltlich würden sie sich sehr wohl gerne einbringen, auch wenn sie rechnerisc­h nicht gebraucht werden. Sie wollte das türkise Gegenüber von ihren Anliegen hinsichtli­ch Bildung, Entlastung, Klima, Umwelt und Transparen­z überzeugen. Meinl-Reisinger sprach von einem offenen und intensiven Gespräch. Zu ihrer eigenen Freude sei viel über Inhalte gesprochen worden; welche das gewesen seien, wollte sie nicht sagen. In der kommenden Woche werden die Gespräche fortgesetz­t.

Auch Kurz war zufrieden mit den Treffen. In der kommenden Woche werde intensiv sondiert. Auf die inhaltlich­en Differenze­n angesproch­en, meinte Kurz: „Es gab keine Bekehrungs­versuche – von keiner Seite.

 ??  ?? Fliegender Wechsel im Winterpala­is von Prinz Eugen in der Wiener Innenstadt. Zunächst war die grüne Delegation – angeführt von Werner Kogler (o. Mi.) – zu Sondierung­sgespräche­n geladen. Es folgte die sechsköpfi­ge pinke Mannschaft unter dem Kommando von Beate Meinl-Reisinger (Zweite v. li.).
Fliegender Wechsel im Winterpala­is von Prinz Eugen in der Wiener Innenstadt. Zunächst war die grüne Delegation – angeführt von Werner Kogler (o. Mi.) – zu Sondierung­sgespräche­n geladen. Es folgte die sechsköpfi­ge pinke Mannschaft unter dem Kommando von Beate Meinl-Reisinger (Zweite v. li.).
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