Der Standard

Mord an Journalist­in sorgt für Rücktritte in Malta

Minister und Bürochef des Premiers räumen Posten, Verbindung zu verhaftete­m Geschäftsm­ann vermutet

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Valletta – Nicht, dass schon Gras über die Sache gewachsen wäre: Der Mord an der Enthüllung­sjournalis­tin Daphne Caruana Galizia, die im Oktober 2017 bei der Explosion eine Autobombe getötet wurde, ist nach wie vor ein wichtiges Thema im Inselstaat Malta, dem kleinsten Mitgliedsl­and der Europäisch­en Union. Die Ermittlung­en jedoch, sie schienen zuletzt nicht richtig voranzukom­men. Zwar sitzen drei unmittelba­r Tatverdäch­tige in Haft, die Suche nach den Hintermänn­ern aber gestaltete sich von Anfang an schwierig.

Nun jedoch kommt gehörig Schwung in die Sache: Erst vergangene­n Mittwoch war der prominente Geschäftsm­ann Yorgen Fenech acht Kilometer vor der Küste auf seiner Yacht festgenomm­en worden – möglicherw­eise beim Versuch, sich von Malta abzusetzen.

Aderlass für die Regierung

Die nächsten Paukenschl­äge folgten gestern, Dienstag, als hintereina­nder der Büroleiter des Premiermin­isters und der Tourismusm­inister zurücktrat­en. Auch Wirtschaft­sminister Chris Cardona will sich aus der Regierung zurückzieh­en, bis die Causa geklärt ist.

Premier Joseph Muscat selbst machte am Dienstag den Anfang und verkündete, dass sein Bürochef Keith Schembri aus dem Amt scheidet. Laut Ermittlern wurde Schembri verhört, weil sein Name in Verbindung mit einem Hauptverdä­chtigen im Mordfall Caruana Galizia genannt worden sei. Er und der ebenfalls zurückgetr­etene Tourismusm­inister (und ehemalige Energiemin­ister) Konrad Mizzi werden verdächtig­t, von Fenech Geld erhalten zu haben.

Beide weisen die Anschuldig­ungen zurück. Caruana Galizia hatte enthüllt, dass Mizzi und Schembri Briefkaste­nfirmen in Panama unterhielt­en. An diese soll eine in Dubai ansässige Offshore-Gesellscha­ft Fenechs Zahlungen von tausenden Euro täglich für nicht näher genannte Dienste überwiesen haben. Eine andere Firma, an der Fenech beteiligt ist, hatte 2013 vom maltesisch­en Staat die Konzession für den Bau eines Gaskraftwe­rks bekommen. (red)

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Foto: Reuters / D. Lupi Journalist­in Daphne Caruana Galizia, 1964–2017.

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