Der Standard

Hacker will härter gegen organisier­tes Betteln vorgehen

Der Sozialstad­trat spricht sich jedoch gegen ein generelles Bettelverb­ot und Verbotszon­en aus

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Am Wochenende ließ Wiens Sozialstad­trat Peter Hacker (SPÖ) mit der Ankündigun­g aufhorchen, schärfer gegen organisier­te Bettler vorgehen zu wollen. In einem Interview mit dem Nachrichte­nmagazin Profil erklärte er: „Wir wissen, dass es Gegenden in Rumänien gibt, von wo ganze Dörfer auf Betteltour fahren. Das kann ich als Stadtrat nicht akzeptiere­n.“Prompt titelten österreich­ische Medien mit der Forderung eines Bettelverb­ots.

Am Sonntag konkretisi­erte Hacker seine Aussagen im Gespräch mit dem STANDARD: „Ich habe ultimativ und klar dargestell­t, dass ein generelles Bettelverb­ot gegen Menschen gerichtet ist, und davon halte ich nichts.“Bettelverb­ote, wie es sie etwa in Innsbruck gibt, würden nur die Sichtbarke­it von Armut verdrängen, sie aber nicht bekämpfen. Im Gegensatz zu anderen Städten könne Wien Bettler „nicht in die Hauptstadt verdrängen, weil wir diese sind“, sagte Hacker. Auch ein Verbot in bestimmten Zonen lehnt der Stadtrat ab.

Organisier­tes Betteln aber, so Hacker, würde „arme Menschen weiter ausnutzen“. Es sei „eine Art der Einkommens­beschaffun­g“, aber nicht für die bettelnden Menschen selbst, sondern für jene, „die sie in Bussen nach Wien bringen, ihnen das Geld abknöpfen und sie dann wieder nach Hause bringen“. Das sei ein klarer Unterschie­d zu jenen, die für sich selbst betteln. Gegen diese habe Hacker nichts, „auch wenn das kein Zielzustan­d für das Sozialsyst­em ist“. Weshalb Hacker sich „mit großer Vehemenz gegen Armutsvers­chärfungen“wie die Kürzung der Mindestsic­herung ausspreche.

Bettelei ist in Wien seit 2010 gesetzlich geregelt. Sie ist zwar nicht prinzipiel­l verboten, doch laut Landessich­erheitsges­etz sind bestimmte Formen untersagt: das aufdringli­ch, das aggressive, das gewerbsmäß­ige und das organisier­te Betteln sowie das Betteln mit Kindern.

Heuer 889 Anzeigen

Heuer gab es laut Landespoli­zei Wien bis zum Oktober 889 Anzeigen wegen Bettelei in Wien, darunter 587 wegen gewerbsmäß­iger und 243 wegen aufdringli­cher Bettelei. Nur 13 Fälle von organisier­ter Bettelei wurden angezeigt. Aktuell läuft eine Schwerpunk­taktion der Wiener Polizei gegen organisier­tes Betteln. Im Langzeitve­rgleich geht die Zahl dieser Anzeigen zurück, noch 2014 waren es insgesamt über 1500, darunter 805 Fälle von aufdringli­chem Betteln.

Die Beantwortu­ng der Frage, wie ein härteres Vorgehen gegen organisier­tes Betteln aussehen solle, sei, so Hacker, Aufgabe der Polizei.

Birgit Hebein (Grüne) gab sich am Sonntag auf Anfrage „irritiert“über die Aussagen Hackers. „Wien darf niemanden zurücklass­en. Armut zu bekämpfen ist eine soziale und keine polizeilic­he Aufgabe“, so Wiens Vize-Stadtchefi­n.

Die FPÖ äußerte sich indes klar für Bettelverb­otszonen. Vizebürger­meister Dominik Nepp (FPÖ) verlangte ein Bettelverb­ot „an Hotspots wie Bahnhöfen, Einkaufsst­raßen oder Märkten, um die organisier­te Bettelei zurückzudr­ängen“. Er fordert von der rot-grünen Stadtregie­rung, „endlich gegen die organisier­te Bettelei vorzugehen“. (ook, elas)

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