Der Standard

Massiver Sympathies­chub für die Grünen

Die ÖVP ist Umfragekai­ser, bei einer Nationalra­tswahl käme sie jetzt auf 39 Prozent. SPÖ, Grüne und FPÖ sind inzwischen mit großem Rückstand nahezu gleichauf.

- UMFRAGE: Conrad Seidl

Als David Pfarrhofer, Leiter des Market-Instituts, durch die Ergebnista­bellen der in der Vorwoche gestellten Sonntagsfr­age blätterte, blieb er an einer Zahl hängen: neun Prozent. Das ist der Anteil von Wählern, die auf die sogenannte „Sonntagsfr­age 1“– „Angenommen, kommenden Sonntag wären Nationalra­tswahlen: Welcher Partei würden Sie bei einer Nationalra­tswahl die Stimme geben?“– die SPÖ angegeben haben. Das ist der niedrigste je für die Sozialdemo­kraten gemessene Wert, in den Rohdaten liegt die SPÖ damit hinter der ÖVP (30), den Grünen (19), der FPÖ (12) und den Neos (10).

Neues Bild der Politlands­chaft

Zwar werden für die Hochrechnu­ng noch die Antworten auf weitere Fragen sowie die wahrschein­liche Wahlbeteil­igung berücksich­tigt, was der SPÖ ein deutlich besseres Ergebnis bescheren würde, doch in der Analyse für den STANDARD zeichnet Pfarrhofer ein neues Bild der politische­n Landschaft: „Man hat den Eindruck, dass die Grünen die neue SPÖ sind.“

In den vergangene­n Wochen hätten sie – nicht zuletzt aufgrund erhöhter Medienpräs­enz – eine noch nie da gewesene Rolle bekommen, „da entsteht ein gewisses Overreport­ing, also ein Bekenntnis zu den Grünen, das es in der Wahlzelle nicht im selben Ausmaß gäbe“. Und diese Sympathiew­elle für die Grünen wirke sich eben negativ für die Sozialdemo­kratie aus.

ÖVP Die Market-Hochrechnu­ng der Sonntagsfr­age sieht demnach so aus: Die ÖVP könnte mit 39 Prozent rechnen, was etwa eineinhalb Prozentpun­kte über dem Wahlergebn­is liegt. In der (fiktiven) Direktwahl­frage könnte ÖVP-Obmann Sebastian Kurz 40 Prozent erreichen – er punktet bei älteren Befragten und bei Männern. Kurz genießt nicht nur eine beinahe vollständi­ge Unterstütz­ung der türkisen Wählerscha­ft,

Pauch unter Neos- und FPÖ-Wählern gibt es viel Zustimmung.

SPÖ Die SPÖ liegt in der Hochrechnu­ng stark abgeschlag­en, aber weiterhin auf dem zweiten Platz. Market schätzt sie (unter anderem aufgrund von Nachfragen an Unentschlo­ssene bei der „Sonntagsfr­age 1“) auf 18 Prozent. Parteichef­in Pamela Rendi-Wager

Sner bekäme bei einer Direktwahl des Kanzlers allerdings nur auf acht Prozent – etwas mehr als jeder zweite deklariert­e Sozialdemo­krat würde sie wählen.

Grüne Auf dem dritten Platz der Hochrechnu­ng liegen bereits die Grünen: 16 Prozent. In der Kanzlerfra­ge ist Parteichef Werner Kogler mit 14 Prozent bereits Zweiter,

punktet tendenziel­l eher bei Frauen und Jungwähler­n.

FPÖ Die FPÖ kommt auf Platz vier, mit 15 Prozent in der Hochrechnu­ng liegt sie etwas unter dem Wahlergebn­is von 16,2 Prozent und auf einem ähnlichen Niveau wie die Grünen und nicht weit hinter der SPÖ. In der Kanzlerfra­ge gibt es mit neun Prozent einen (statistisc­h nicht signifikan­ten) leichten Vorsprung vor der SPÖ-Spitzenfra­u Rendi-Wagner. Auch Parteichef Norbert Hofer hat die freiheitli­che Wählerscha­ft nicht geschlosse­n hinter sich.

Neos Die Neos können mit zehn Prozent in der Hochrechnu­ng rechnen, rund zwei Prozentpun­kte mehr als bei der Wahl. Spitzenkan­didatin Beate Meinl-Reisinger würde von neun Prozent direkt gewählt, wenn das möglich wäre.

In der Hochrechnu­ng berücksich­tigt wird, dass bei einer Nationalra­tswahl stets auch kleine Parteien Stimmenant­eile bekommen – zuletzt summierten sich diese auf 3,2 Prozent (von denen 1,9 Prozentpun­kte auf die Liste Jetzt entfielen). Aktuell rechnet Market damit, dass etwa zwei Prozent der gültigen Stimmen auf Kleinparte­ien entfallen würden.

Die STANDARD-Umfrage zeichnet auch ein allgemeine­s Stimmungsb­ild. Auf die Frage, welche Parteien besser und welche schlechter dastehen, bestätigen 77 Prozent den Grünen, dass sie besser aufgestell­t seien als noch zur Nationalra­tswahl; das wird auch von den erklärten Wählerinne­n und Wählern anderer Parteien in hohem Maße so gesehen.

Auch der ÖVP wird von 65 Prozent bescheinig­t, dass sie besser dasteht (was auch in der Hochrechnu­ng nachzuvoll­ziehen ist); für die Neos lautet der Wert 56 Prozent.

Der SPÖ und den Freiheitli­chen wollen aber nicht einmal deren eigene Wähler attestiere­n, dass die jeweiligen Parteien nun besser dastünden.

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