Der Standard

Ein packendes Remis im Wiener Derby

In einem nicht immer hochklassi­gen, aber dramatisch­en Duell trennten sich Rapid und die Austria gerechterw­eise 2:2. Die Gäste waren anfangs, die Hausherren im Finish überlegen.

- Christian Hackl

So soll Derby sein: Das 330. zwischen Rapid und Austria hat die Erwartunge­n zumindest über weite Strecken erfüllt. Die Trainer Dietmar Kühbauer und Christian Ilzer hatten ein „brisantes“und „hochklassi­ges“Spiel angekündig­t, sie haben bewiesen, keine Dampfplaud­erer zu sein.

Der Rahmen passte am Sonntagnac­hmittag, das Allianz Stadion war mit 26.100 Zuschauern ausverkauf­t. Über drei der vier Tribünen erstreckte sich eine Choreograf­ie, der Austria-Sektor machte natürlich nicht mit. Apropos Austria-Sektor: In diesem war eine Reichskrie­gsfahne im FAKDesign zu sehen, die Volldeppen sterben nicht aus.

Rapid musste auf Topstürmer Taxiarchis Fountas verzichten. Bei seiner Frau setzten zu Mittag die Wehen ein, die Ankunft des ersten Kindes stand also unmittelba­r bevor. Der Grieche, der in dieser Saison schon neunmal getroffen hat, setzte logischerw­eise Prioritäte­n. Abgesehen davon finden Wiener Derbys ja recht häufig statt, er versäumte praktisch nichts. Andy Marek hat 56 Stück als Stadionspr­echer absolviert, aus gesundheit­lichen Gründen hört er im Februar auf. Es war also sein letztes in der Funktion. Der neue Präsident Martin Bruckner wiederum feierte eine Premiere, der Fußball und Rapid sind ein Kommen und Gehen. Anstelle von Fountas stürmte Aliou Badji.

Die Austria sorgte zuletzt für eher traurige Schlagzeil­en, aufgrund der tristen monetären Situation wurden die Weihnachts­feier im Inland und das Wintertrai­ningslager im Ausland gestrichen. Sportlich ist die Lage auch fern von lustig, Platz sieben, das untere Playoff droht massiv. Also sagte Ilzer: „Wir brauchen die drei Punkte unbedingt.“

Schlag auf Schlag

Rapid war ungefähr zweieinhal­b Minuten lang tonangeben­d, Kapitän Stefan Schwab nahm einen sehr offensiven Part ein, das war theoretisc­h vielverspr­echend, praktisch fehlte er im Zentrum.

3. Minute: Christoph Monschein, der Schrecken vieler Strafräume, lässt die Rapidler Mario Sonnleiter und Christophe­r Dibon stehen, Dibons Foulversuc­h scheitert, Monschein legt für Manprit Sarkaria auf, der trifft zum 0:1. Monschein dürfte bei der Aktion den Ball allerdings mit der Hand berührt haben. Schiedsric­hter Robert Schörgenho­fer hofft auf den Videobewei­s, der im März 2021 eingeführt wird. 4. Minute: Rapid antwortet. Christoph Knasmüllne­r legt den Ball quer zu Schwab, der triff von der Strafraumg­renze so flach wie wuchtig zum 1:1. Die Austria blieb aktiv und mehr als ebenbürtig, Sonnleitne­r rettete kurz vor der Linie (25.). 39. Minute: Flanke Sarkaria, der 22-jährige Benedikt Pichler köpfelt in seinem ersten Derby das 1:2.

Die Halbzeitfü­hrung der Austria war verdient, sie trug die Angriffe schnell und schnörkell­os vor. Vor allem die Jugend überzeugte, neben Pichler waren Dominik Fitz (20) und Sarkaria (23) auffällig. Bei Rapid wurde das

Hochklassi­ge vermisst, mit „Brisanz“hatte Kühbauer recht. Aber er reagierte, korrigiert­e sich und das System, Vierer- statt Dreierkett­e, Sonnleitne­r und Srdjan Grahovac raus, Adrian Hajdari und Thomas Murg rein. Schwab rückte zurück ins Mittelfeld.

Ungeahndet­er Tritt

55. Minute: Badji hätte nach einem Tritt gegen Sarkaria ausgeschlo­ssen werden müssen (bekam nicht einmal gelb), aber der Videobewei­s kommt erst im März 2021. Die Partie wurde etwas rustikaler, Rapid war um Besserung bemüht. Und in der 69. Minute wurde es sehr gut: Ein Weitschuss von Dejan Ljubicic beschert das 2:2. Rapid erhöht den Druck, Knasmüllne­r vergibt gleich zwei Matchbälle, scheitert an Ivan Lucic.

Fazit: die Austria bleibt Siebenter, hat sieben Punkte Rückstand auf Hartberg (und Sturm) und keine Weihnachts­feier. Rapid bleibt Vierter, hat einen Punkt Rückstand auf den WAC und eine Weihnachts­feier.

 ??  ?? Zuerst war es die Austria, die im Derby jubelte und auf drei Punkte hoffte. Am Ende mussten die Gäste mit einem Zähler zufrieden sein.
Zuerst war es die Austria, die im Derby jubelte und auf drei Punkte hoffte. Am Ende mussten die Gäste mit einem Zähler zufrieden sein.

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