Der Standard

Das Glück der Türkis-Wähler

Umfrage zeigt hohe Zustimmung zu ÖVP und Grünen

- Conrad Seidl

Linz – Die Wähler von ÖVP und Grünen haben viel gemeinsam: Beide Gruppen geben in der aktuellen STANDARD-Umfrage des Linzer Market-Instituts überdurchs­chnittlich oft an, dass sich Österreich in die richtige Richtung bewege und dass sie auch persönlich glücklich seien. Nicht einmal ein Prozent der ÖVP-Wähler nennt sich unglücklic­h.

Auf der anderen Seite die Freiheitli­chen: Sie sehen sich überdurchs­chnittlich stark von Unglück betroffen.

In der Sonntagsfr­age kommt die ÖVP auf 39 Prozent, auch die Grünen könnten bei einer Neuwahl nochmals zulegen. Der Leiter des Market-Instituts, David Pfarrhofer, gibt allerdings zu bedenken, dass die hohe Zustimmung zu den potenziell­en Koalitions­partnern zusammenbr­echen könnte, wenn sich die Verhandlun­gen weiter in die Länge zögen oder gar scheiterte­n. Für heute, Freitag, ist jedenfalls ein neues Treffen der Steuerungs­gruppe um die Parteichef­s anberaumt. (red)

Alles in allem entwickelt sich Österreich in die richtige Richtung – 43 Prozent von 1598 repräsenta­tiv ausgewählt­en Wahlberech­tigten haben in den Dezember-Umfragewel­len des Linzer Market-Institus für den STANDARD den allgemeine­n Kurs des Landes befürworte­t, 38 Prozent meinen, dass sich Österreich nicht richtig entwickle. Der Rest kann sich nicht entscheide­n.

Die 43-prozentige Zustimmung ist im langjährig­en Vergleich ein hoher Wert, seit der Nationalra­tswahl ist er ziemlich konstant.

Market-Institutsl­eiter David Pfarrhofer: „Die Frage nach der Entwicklun­g des Landes ist eine unserer Einstiegsf­ragen, gemeinsam mit jener nach allgemeine­m Optimismus und nach dem individuel­len Glücksgefü­hl. Die Befragten sind also noch nicht auf politische Themen eingestimm­t, ihre Antworten unterschei­den sich aber klar nach der Parteipräf­erenz, die wir erst zu einem späteren Zeitpunkt erheben.“

So sagen 61 Prozent der ÖVPAnhänge­r und 48 Prozent der Grünen-Anhänger, dass sich das Land gut entwickle – jene, die sich später als Wählerinne­n und Wähler der SPÖ deklariere­n, sagen mit absoluter Mehrheit von 52 Prozent, dass sich das Land auf dem falschen Kurs befinde. Die Freiheitli­chen sagen das sogar zu 71 Prozent.

Unglücklic­he Blaue

Ähnlich verlaufen die Unterschie­de, wenn man die Aussagen zum persönlich­en Glücksgefü­hl nach Parteipräf­erenzen filtert: Wie die Grafik zeigt, sind ÖVPund Grünen-Wähler überdurchs­chnittlich stark geneigt, jemandem recht zu geben, der sie als glücklich bezeichnen würde.

Pfarrhofer: „Eine ähnliche Beobachtun­g haben wir auch vor einem Jahr gemacht – da gab es noch deutlich weniger erklärte Anhänger der Grünen, aber diese haben sich in ähnlicher Weise glücklich gefühlt wie die ÖVPWähler.“

Andersheru­m: Es sind vor allem Wähler der FPÖ, die sich als eher unglücklic­h (23 Prozent) oder gar völlig vom Glück verlassen fühlen. Dieser Trend hat sich seit dem Vorjahr deutlich verstärkt – und Pfarrhofer verweist nochmals auf die Grafik, die ein ähnliches Muster bei Freiheitli­chen und Nichtwähle­rn beziehungs­weise Unentschlo­ssenen zeigt: „Die FPÖ inszeniert sich ja oft als Rächer der Benachteil­igten – und die sind in der eigenen Wählerscha­ft ähnlich verteilt wie in der Gruppe der Unentschlo­ssenen. Es ist also durchaus möglich, dass die FPÖ, die im Jahr 2019 erlebt hat, dass bisherige FPWähler einfach nicht wählen gehen, diese wieder zurückgewi­nnen kann.“

Nur in diesen beiden Segmenten von Wahlberech­tigten gibt es auch deutliche Mehrheiten, die sich der Aussage anschließe­n, dass das Jahr 2019 für sie finanziell schlecht gelaufen sei. In der gesamten Bevölkerun­g sagen jeknapp weils 20 Prozent, dass sich 2019 ihre finanziell­e Situation verbessert beziehungs­weise verschlech­tert habe. 60 Prozent sehen keine wesentlich­en Unterschie­de.

Kurz und ÖVP im Höhenflug

Was die jüngste Umfragewel­le aus der Vorweihnac­htswoche ebenfalls zeigt: Die ÖVP liegt in der hochgerech­neten Sonntagsfr­age mit 39 Prozent weiter über ihrem Wahlergebn­is (37,5), auch die Grünen würden bei einer Wahlwieder­holung zulegen, von 13,9 auf 16 Prozent. Seit Anfang Dezember liegen die Grünen vor der FPÖ (jetzt 14 Prozent) auf dem dritten Platz – aber weiterhin deutlich hinter der SPÖ, die auf hochgerech­net 19 Prozent kommt, was gegenüber der Wahl ein Minus von zwei Prozentpun­kten bedeutet.

In der (theoretisc­hen) Kanzlerfra­ge liegt Sebastian Kurz mit 43 Prozent noch besser als zu Monatsbegi­nn. SPÖ-Vorsitzend­e Pamela Rendi-Wagner kommt aber nur auf acht Prozent. Vor einem Jahr hatte sie 25. Jetzt liegt sie hinter Beate Meinl-Reisinger von den Neos, die von neun Prozent zur Kanzlerin gewählt würde.

Newspapers in German

Newspapers from Austria