Der Standard

Sahel-Unsicherhe­it unbewältig­t

Angriffe zeigen Schwächen bei Terrorbekä­mpfung

- Manuel Escher

Die Zahl der Terroransc­hläge steigt, jene der Toten nimmt immer entsetzlic­here Ausmaße an. Auch Zivilistin­nen und Zivilisten werden in der Sahel-Zone immer öfter zum Ziel terroristi­scher Angriffe, zuletzt brachten mutmaßlich islamistis­che Angreifer im Norden von Burkina Faso am Dienstag 35 Menschen um, 31 von ihnen Frauen. Auch 70 Angreifer wurden getötet. Fast gleichzeit­ig wurden dennoch Pläne der USA bekannt, die derzeit rund 7000 in Nord- und Westafrika stationier­ten Mitglieder der US-Armee aus Afrika abzuziehen. Das, berichtete die New York Times ebenfalls über Weihnachte­n, sei jedenfalls der Plan von US-Präsident Donald Trump für das kommende Wahljahr.

Das wäre ein harter Schlag nicht nur für die Sicherheit­svorhaben der Anrainerst­aaten – neben Burkina Faso sind vor allem Mali, Niger, der Tschad und Mauretanie­n betroffen –, sondern auch für das seit 2014 in Westafrika stationier­te französisc­he Militär, das mit rund 4500 Soldaten in der Region aktiv ist. Die von Paris geführte „Opération Barkhane“, die infolge des Krieges in Mali 2014 gegründet und 2018 in die „Mission der G5“teilüberfü­hrt wurde, läuft zwar gemeinsam mit den betroffene­n Staaten, sie ist aber zu einem nicht unmaßgebli­chen Teil von der US-Kooperatio­n abhängig.

Die Erfolge lassen nach einem anfänglich­en Zurückdrän­gen der diversen radikalisl­amistische­n Gruppen in der Region ohnehin auf sich warten. Auch der UNMission Minusma in Mali, an der neben rund 50 anderen Staaten auch Österreich beteiligt ist, gelingt es immer weniger, die Gewalt in Zaum zu halten, die sowohl islamistis­ch als auch durch die einträglic­hen Schmuggler­routen in der Region motiviert ist. Frankreich hatte Ende November den schlimmste­n militärisc­hen Verlust seit 36 Jahren erlitten, als 13 Soldaten beim Absturz eines Helikopter­s starben. Damals war allerdings nicht Fremdversc­hulden, sondern ein technische­s Gebrechen Ursache der Katastroph­e.

Grenzübers­chreitunge­n

Dass die Netzwerke der Radikalen grenzübers­chreitend agieren, stellt ihre Gegner noch immer vor Probleme. Zuletzt waren bei einem Angriff bewaffnete­r Gruppen in Niger am 10. Dezember 71 Soldaten getötet worden, Attacken gab es allein im Dezember aber auch in Mali – und nun eben in Burkina Faso. Demgegenüb­er läuft die Abstimmung der jeweiligen staatliche­n Truppen noch immer nicht glatt. Ende November hatte etwa Burkina Faso offiziell Beschwerde beim Nachbarsta­at Mali eingereich­t, weil dessen Soldaten bei der Verfolgung mutmaßlich­er Islamisten die Staatsgren­ze überschrit­ten hatten. Genau das ist zwar nach den Regeln der G5Sahel-Gruppe ohnehin erlaubt, allerdings nicht ohne vorherige Genehmigun­g. Diese einzuholen scheitert aber sehr oft an den bürokratis­chen Hürden. Sie abzubauen ist paktiert – bleibt aber ein Fernziel.

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