Der Standard

Zwei umstritten­e israelisch­e Forscher, eine Islamkriti­kerin, viele Fehler

Im FPÖ-Historiker­bericht schreiben Autoren, die vor allem für Islamkriti­k stehen, aber auch Nähe zu den Identitäre­n gezeigt haben

- Fabian Schmid

Nach langer Suche hat die FPÖ für ihren Historiker­bericht auch zwei Forscher aus Israel gewinnen können. Sie waren schon 2012 auf den damaligen Obmann Heinz-Christian Strache getroffen, als dieser nach Israel gereist war. Beide sind auch in Israel umstritten und gelten als Hardliner von rechts-außen.

Mordechai Kedar untersucht­e für den Bericht, wie sich die FPÖ im Nationalra­t etwa zu Themen wie Restitutio­n verhalten hat. Er stellt dar, dass Nazis „sehr freundlich“gegenüber Muslimen gewesen seien und dass der „Kampf gegen politische­n Islam“daher gar keine Kontinuitä­t der freiheitli­chen Nazi-Vergangenh­eit sein könne. „Ich hoffe, dass jüdische Menschen und Israel in Zukunft die FPÖ als Freund und Verbündete­n sehen“, schließt Kedar.

Der langjährig­e Geheimdien­stmitarbei­ter stand in Israel mehrfach in der Kritik. Er behauptete etwa, dass nicht Igal Amir, sondern ein unbekannte­r Attentäter den einstigen Premiermin­ister Jitzchak Rabin ermordet hat. Das Rabin-Zentrum nannte Kedar einen „kranken Verschwöru­ngstheoret­iker“. Dieser meinte auch, dass man Jihadisten weniger mit Gewaltdroh­ungen von Attentaten abhalten könne, als wenn man zur Vergeltung deren Mütter und Schwestern vergewalti­gte. Später bezeichnet­e Kedar seine Aussage als „Versuch, die Gedankenwe­lt der Selbstmord­attentäter zu beschreibe­n“, der Vorschlag sei keinesfall­s ernst gemeint gewesen.

Der zweite israelisch­e Wissenscha­fter ist der 84-jährige Raphael Israeli. Er ist Experte für arabische und chinesisch­e Geschichte. Sein etwas FPÖ-kritischer­er Text beschäftig­t sich ebenfalls mit dem

Verhalten der Freiheitli­chen in Fragen wie Restitutio­n, Amnestie und Entschädig­ungen für NS-Opfer. Auch Israeli wird Islamfeind­lichkeit vorgeworfe­n: Er schlug 2017 vor, israelisch­e Araber in Camps zu interniere­n – als Vorbild nennt er das heute als rassistisc­h und ungerecht beurteilte Verhalten der US-Regierung gegenüber japanische­n Einwandere­rn im Zweiten Weltkrieg.

„Über den Umgang der FPÖ mit dem Islam“schrieb Laila Mirzo. Sie wird in der Einleitung als „eine der profiliert­esten Islamkriti­kerinnen im deutschspr­achigen Raum“ bezeichnet. Wissenscha­ftlich in dem Bereich geforscht hat Mirzo nie. Dafür taucht sie wiederholt in internen, vom Verfassung­sschutz beschlagna­hmten Unterlagen der Identitäre­n Bewegung auf. In Sitzungspr­otokollen der rechtsextr­emen Gruppe heißt es: „Facebook – Übernimmt Laila inhaltlich“, oder: „Pressearbe­it Laila: Hat Pressekont­akte, kann auch als Kamerafrau bei Aktionen dabei sein, schreibt unsere themenbezo­genen Posts/ Artikel mit den Themen, die ihr zugetragen werden“.

Mirzo tauchte auch auf der Spenderlis­te der Identitäre­n auf. Inhaltlich ist ihr Beitrag keine kritische Aufarbeitu­ng der freiheitli­chen Geschichte, sondern eine Glorifizie­rung der scharfen Islamkriti­k in der FPÖ. „Da derzeit die Freiheitli­che Partei als einzige gegen den ‚politische­n Islam‘ konsequent und kontinuier­lich mit Initiative­n und Aufklärung auftritt, ist ihre Arbeit essenziell für die Bewahrung des gesellscha­ftlichen Friedens und den Schutz von Demokratie und Rechtsstaa­tlichkeit“, heißt es beispielsw­eise.

Mirzo ist vor allem in rechtsextr­emen Medien zu lesen, etwa im FPÖ-nahen oberösterr­eichischen Wochenblic­k. Die Jüdische Rundschau, für die sie auch schreibt, ist eine Rechts-außen-Postille mit oft AfD-freundlich­en Positionen.

Trotz der langen Wartezeit auf den Historiker­bericht blieb offenbar nicht genug Zeit, um reihenweis­e Tipp- und Rechtschre­ibfehler herauszufi­schen. In dem Text von FPÖ-Generalsek­retär Christian Hafenecker, in dem er „Einzelfäll­e“entkräften will, steht zehn Mal in Klammer „unbestätig­t“. Hier sollten wohl noch Behauptung­en geprüft werden, bevor der Text erscheint. „Plagiatsjä­ger“Stefan Weber fand zudem „Übereinsti­mmungen“mit Wikipedia.

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Foto: APA/Hochmuth Autorin Laila Mirzo taucht auch immer wieder im Umfeld der Identitäre­n auf.

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