Der Standard

Russland könnte Nord Stream 2 bald fertigstel­len

Russisches Spezialsch­iff zur Rohrverleg­ung soll Projekt wieder vorantreib­en

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Moskau/Wien – Russland könnte den Bau der umstritten­en GasPipelin­e Nord Stream 2 innerhalb weniger Monate selbst fertigstel­len. Das sagte Energiemin­ister Alexander Nowak einem Bericht der Agentur Interfax vom Donnerstag zufolge. An der Pipeline ist auch die österreich­ische teilstaatl­iche OMV beteiligt.

Russlands Präsident Wladimir Putin hatte Mittwochab­end hochrangig­en russischen Geschäftsl­euten erklärt, Russland verfüge über ein Spezialsch­iff zur Verlegung von Pipelines, wie die Zeitung Kommersant unter Berufung auf nicht genauer bezeichnet­e Quellen berichtete. Der Bau der Pipeline zwischen Russland und Deutschlan­d stockt, seitdem die

USA beteiligte­n Unternehme­n mit Sanktionen gedroht haben. Der für die Verlegung der Leitung bislang verantwort­liche schweizeri­sch-niederländ­ische Konzern Allseas hat seine Arbeit deswegen ausgesetzt und sein Spezialsch­iff abgezogen.

Doch der russische Energierie­se Gazprom hatte 2016 seinerseit­s ein Schiff zur Verlegung von Röhren auf dem Meeresgrun­d gekauft. Sein Heimathafe­n ist Daten von Refinitiv zufolge Nachodka an der russischen Pazifikküs­te. Bei der Erdgasröhr­e durch die Ostsee, die Europa mit russischem Erdgas versorgen soll, fehlen dem Baukonsort­ium zufolge noch 160 der insgesamt rund 2500 Kilometer. Die Bundesregi­erung erwartet eine Fertigstel­lung nun erst im zweiten Halbjahr 2020. Russland war zuletzt davon ausgegange­n, dass der Betrieb bis Mitte 2020 aufgenomme­n werden kann.

Die US-Regierung argumentie­rt, Europa und insbesonde­re Deutschlan­d machten sich abhängig von russischem Gas. Zugleich wollen die USA ihr durch das umstritten­e Fracking-Verfahren gewonnenes Gas nach Europa verkaufen. Hinter dem Pipeline-Projekt steht der russische Staatskonz­ern Gazprom, der die Hälfte der geplanten Gesamtkost­en von 9,5 Milliarden Euro stemmen soll. Die andere Hälfte finanziere­n die europäisch­en Energiekon­zerne Wintershal­l Dea, OMV, Uniper, Royal Dutch Shell und Engie. (Reuters)

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