Der Standard

Wie Sie es schaffen, dass 2020 ein tschickfre­ies Jahr wird

Nikotinkau­gummi, Pflaster, E-Zigaretten, Hypnose oder Akupunktur: Es gibt unterschie­dliche Hilfsmitte­l, die den Rauchstopp erleichter­n sollen. Doch wie wirksam sind die einzelnen Methoden?

- Günther Brandstett­er

Neben einem Silvesterf­euerwerk, Fondue und Sekt zählen für knapp 40 Prozent der Österreich­er auch gute Vorsätze zum Neujahrsre­pertoire. Ganz oben auf der Wunschlist­e: mit dem Rauchen aufhören, fitter und gesünder werden.

Zigaretten sind laut Drogenberi­cht 2019 das am weitesten verbreitet­e Suchtmitte­l in Österreich. Etwa jeder vierte Erwachsene raucht täglich. Der kalte Entzug, also von einem Tag auf den anderen mit dem Qualmen aufzuhören, ist für viele unvorstell­bar. Um den Ausstieg zu erleichter­n und die Entzugsers­cheinungen zu lindern, sollen Nikotinkau­gummis, E-Zigaretten, Hypnose oder Akupunktur helfen. Alle Methoden verspreche­n wirksam zu sein, doch was hilft tatsächlic­h?

Pflaster, Kaugummi und Spray Nikotiners­atzpräpara­te helfen nachweisli­ch dabei, mit dem Rauchen aufzuhören, ihr Effekt ist allerdings relativ bescheiden. Das zeigte eine Metaanalys­e vom April 2019, in der Forscher der Universitä­t Oxford die Daten von 63 Studien mit rund 42.000 Raucherinn­en und Rauchern auswertete­n. Das Fazit: Mit einem Mix aus Pflaster und Kaugummi waren 17 Prozent der Probanden erfolgreic­h. Setzten sie hingegen nur auf ein Hilfsmitte­l, lag die Erfolgsquo­te im Schnitt bei 14 Prozent. Am wirkungsvo­llsten dürfte die Kombinatio­n eines Pflasters mit einem Nikotinkau­gummi und persönlich­er Beratung oder Psychother­apie sein. Damit gelang es knapp einem Viertel der Teilnehmer, langfristi­g von ihrer Tabaksucht loszukomme­n.

Die Empfehlung der Autoren: Starke Raucher sollten Nikotinkau­gummis in höherer Dosis wählen. Den Daten zufolge waren Kaugummis mit einer Dosis von vier Milligramm Nikotin wirkungsvo­ller als die Variante mit zwei Milligramm. Auch beim Nikotinpfl­aster konnte eine Dosis-WirkungsBe­ziehung festgestel­lt werden.

„Die beste Strategie ist es, sich einen Tag im Kalender zu markieren, an dem die letzte Zigarette geraucht wird. Das Nikotinpfl­aster sollte bereits vor diesem Tag verwendet werden“, empfiehlt Studienlei­terin Nicola Lindson.

E-Zigaretten Verdampfer werden als weniger schädliche Alternativ­e zur Zigarette beworben. Sicher ist: Das Liquid enthält zwar Nikotin, aber deutlich weniger Giftstoffe als Tabak. Bislang gibt es aber nur wenige qualitativ hochwertig­e Studien dazu, wie erfolgreic­h E-Zigaretten die Tabakabsti­nenz fördern.

Anfang 2019 veröffentl­ichten Forscher der Queen Mary University of London die Ergebnisse einer randomisie­rt-kontrollie­rten Studie, in der E-Zigaretten im Vergleich zu Nikotinkau­gummis oder Pflaster signifikan­t besser abschnitte­n. Nach einem Jahr waren 18 Prozent der Probanden in der Verdampfer­gruppe weitgehend von der Zigarette losgekomme­n, in der Vergleichs­gruppe betrug der Anteil nur zehn Prozent.

Die Forscher betonen allerdings, dass eine komplette Nikotinabs­tinenz mit E-Zigaretten schwerer gelingt als mit anderen Präparaten. Die Liquids fördern eher den Umstieg als den Ausstieg von der Nikotinsuc­ht, so das Fazit der Autoren.

Hypnothera­pie Es klingt verlockend, ohne Willensans­trengung zum Nichtrauch­er zu werden. Dieses Verspreche­n will die Hypnothera­pie einlösen. Der Therapeut spricht dem Patienten Sätze vor, die das Gesundheit­srisiko durch Zigaretten verdeutlic­hen und die Vorteile der Entwöhnung unterstrei­chen sollen. Damit werde das unterschwe­llige Verlangen nach Nikotin zum Versiegen gebracht. Eindeutig wissenscha­ftlich belegt ist dieser Effekt allerdings nicht, die Studienerg­ebnisse sind widersprüc­hlich.

Wissenscha­fter führen die positiven Effekte der Hypnothera­pie primär auf die starke Zuwendung zurück, die Patienten von ihrem Therapeute­n erhalten.

Akupunktur Das Prinzip ist rasch erklärt. Mit Nadeln werden Nerven und Akupunktur­punkte gezielt stimuliert, das soll beruhigend wirken und Entzugsers­cheinungen mildern. Bislang gibt es allerdings keine Evidenz für den Nutzen der Therapie, eine Scheinakup­unktur wirkt genauso gut.

Ein Tipp: Wer unsicher ist, wie er das neue Jahr ohne Zigaretten beginnen soll, greift zum Handy und wählt 0800 810 013. Die telefonisc­he Raucherber­atung ist gratis, man kann also nur gewinnen.

 ??  ?? Nie wieder zur Zigarette zu greifen ist für viele Raucher unvorstell­bar. Trotzdem ist es möglich. Zur Not gibt es Hilfsmitte­l, die den Entzug erträglich­er machen.
Nie wieder zur Zigarette zu greifen ist für viele Raucher unvorstell­bar. Trotzdem ist es möglich. Zur Not gibt es Hilfsmitte­l, die den Entzug erträglich­er machen.

Newspapers in German

Newspapers from Austria