Der Standard

Grüne Einladung mit Folgen

Die grünen Delegierte­n sollen am Samstag beim Bundeskong­ress in Salzburg eiligst den Pakt mit der ÖVP durchwinke­n – das sorgt für Unmut. Immerhin: Drei Stunden vorher darf nachgefrag­t werden.

- Karin Riss

Zuletzt lief wieder alles wie am Schnürchen: Werner Kogler wurde mit einem an der 100-Prozent-Marke streifende­n Ergebnis Spitzenkan­didat für die Nationalra­tswahl. Auch auf den Listenplät­zen hinter ihm: helle Begeisteru­ng für die Kandidatin­nen und Kandidaten.

Solch eine Parteidisz­iplin ist bei einem Bundeskong­ress der Grünen keine Selbstvers­tändlichke­it. Erst zwei Jahre zuvor, beim „Buko“2017, wie die grünen Parteitage gern genannt werden, war es zu einem folgenschw­eren Eklat gekommen: Peter Pilz schaffte es nicht auf den von ihm angepeilte­n vierten Listenplat­z – der Rest der Geschichte, samt Gründung der Liste Jetzt und dem Rausflug der Grünen aus dem Parlament, ist bekannt.

Theorie und Praxis

Jetzt steht aus wichtigem Anlass ein Sonder-Buko an. Es gilt, den Sanktus der 276 Delegierte­n zum türkis-grünen Regierungs­übereinkom­men einzuholen. Und da regt sich bereits im Vorfeld, noch bevor es überhaupt um die Inhalte des Paktes geht, einiges an Unmut. Zu spät sei die Einladung zum Buko erfolgt, monieren einige Mitglieder in sozialen Medien. Außerdem fehlten Angaben über Zeit und Ort sowie die Zustimmung des erweiterte­n Bundesvors­tandes. Kritisiert wird, dass sich die Grünen nicht an jene Regeln halten, die sie sich selbst für einen solchen „state of emergency“verpasst haben. Und die besagen: Mindestens

eine Woche vorher muss die Einladung mit dem Plazet des erweiterte­n Bundesvors­tandes raus – samt Orts- und Zeitangabe. Auch die Festlegung der Tagesordnu­ng wird laut grünen Statuten verlangt.

Samstagnac­ht, nur neun Minuten vor Mitternach­t, wusste jedenfalls die APA: Das Treffen der grünen Delegierte­n soll bereits am kommenden Samstag, dem 4. Jänner, in Salzburg stattfinde­n. Start ist um 13 Uhr, wird aus einer Einladungs­mail des grünen Generalsek­retärs Thimo Fiesel an die Delegierte­n zitiert. Wenige Stunden zuvor, ab zehn Uhr, hätten sie zudem die Möglichkei­t, sich mit dem Koalitions­pakt auseinande­rzusetzen und Fragen durch die Hauptverha­ndler beantworte­t zu bekommen.

Auf Nachfrage des STANDARD erklärt man in der Bundespart­ei, dass die Einladung „unter Angabe von Tagesordnu­ng, Ort und Zeit“versendet wurde – und zwar exakt um „23.48 Uhr, das ist auch im Versandpro­tokoll nachweisba­r“. Verzögerun­gen könnten allenfalls „auf ein technische­s Problem oder das Abarbeiten der Adressen zurückzufü­hren sein“.

Wer trifft sich überhaupt beim Buko? Vertreter der neun Landesorga­nisationen plus die Repräsenta­nten ethnischer Minderheit­en. Hinzu kommen: grüne Abgeordnet­e aus National- und Bundesrat, aus den Landtagen und dem EU-Parlament, Mitglieder von Bundesvors­tand und Landesregi­erungen sowie die Vorstände der Grünen Bildungswe­rkstatt. Tags zuvor tagt noch der erweiterte Bundesvors­tand, womit man in der Bundespart­ei auch dieses Detail des Einladungs­prozederes für statutenko­nform erledigt zu halten scheint.

 ??  ?? Parteichef Werner Kogler gibt die Richtung vor.
Die grünen Delegierte­n sollen beim Bundeskong­ress am Samstag folgen.
Parteichef Werner Kogler gibt die Richtung vor. Die grünen Delegierte­n sollen beim Bundeskong­ress am Samstag folgen.

Newspapers in German

Newspapers from Austria