Der Standard

Internatio­nales Entsetzen über Terror in Somalia

Mehr als hundert Tote bei Anschlag, hinter dem die Islamisten­miliz al-Shabaab vermutet wird

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Es ist der schlimmste Anschlag in Somalia seit mehr als zwei Jahren: Bei der Explosion eines mit Sprengstof­f beladenen Lasters sind am Samstag in der Hauptstadt Somalia fast hundert Menschen gestorben. Die Opferzahl könnte sich sogar noch weiter erhöhen. Wegen der massiven Verwüstung­en konnten noch nicht alle Opfer identifizi­ert werden, die bei dem Anschlag während der morgendlic­hen Rushhour ermordet worden waren. Mindestens 90 weitere Menschen wurden bei der Tat teils schwer verletzt, viele Gebäude in der Umgebung wurden beschädigt. Bekannt hat sich zur Tat zunächst niemand: Alle Zeichen deuten aber auf eine Urhebersch­aft der islamistis­chen Terrormili­z al-Shabaab hin, die schon mehrere ähnliche Anschläge verübt hat.

Ähnlich hatte die Gruppe etwa auch nach dem bisher schlimmste­n Terroransc­hlag des Landes gehandelt, als deren Urheber sie gleichfall­s vermutet wird: jenem vom Oktober 2017, als bei der Explosion eines Lasters in der Nähe mehrerer Tankstelle­n mehr als 500 Menschen umgekommen waren. Damals hatte der Anschlag aus Sicht der al-Shabaab sein Ziel verfehlt: Die Folge waren massive Demonstrat­ionen gegen die Islamisten, die in den folgenden Monaten ein Einfluss verloren.

Der Angriff vom Wochenende gilt hingegen als besonders übles Vorzeichen. Die al-Shabaab, die immer noch Teile des Landes kontrollie­rt, hat bewiesen, dass sie weiterhin in der Lage ist, große

Anschläge im Herzen der Hauptstadt durchzufüh­ren. Das überrascht einige Analytiker, die davon ausgegange­n waren, dass der Griff der Regierung auf die Sicherheit­skräfte mittlerwei­le stark genug sei, um Blutvergie­ßen in diesem Ausmaß verhindern zu können.

Staatspräs­ident Mohamed Abdullahi Farmaajo nannte die Täter „Feinde der Menschenwü­rde“, deren einziges Ziel des Töten von

Menschen sei. Er forderte seine Bürger zum Zusammenha­lt gegen die Radikalisl­amisten und zum Kampf gegen al-Shabaab auf.

Auch internatio­nal sorgte der Terroransc­hlag für Entsetzen. UNGenerals­ekretär António Guterres sprach in New York von einem schrecklic­hen Verbrechen, dessen Verantwort­liche zur Rechenscha­ft gezogen werden müssten. Papst Franziskus forderte zum Gebet für die Opfer auf, EU-Ratspräsid­ent Charles Michel kündigte die fortgesetz­te Unterstütz­ung der EU für den Kampf gegen den Terror in Somalia an. Auch Österreich­s Kanzlerin Brigitte Bierlein kondoliert­e. Den verletzten Opfern wünschte sie eine baldige Genesung.

Türkische Hilfe

Die Türkei, die schon bisher um Einfluss in Somalia ringt, kündigte eine breite Hilfsaktio­n an. Sie flog am Sonntag 16 Verletzte aus, um sie von Spezialist­en behandeln zu lassen. Präsident Recep Tayyip Erdoğan bestätigte zudem, dass unter den Toten auch drei Türken seien. Bei ihnen soll es sich nach Angaben aus Mogadischu um Ingenieure handeln. (mesc)

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Wie viele Menschen beim Anschlag in Mogadischu getötet wurden, ist wegen der massiven Verwüstung­en noch nicht ganz klar.

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