Der Standard

Deutschlan­d fürchtet um WTO

Wirtschaft fordert von EU eine „Koalition der Willigen“

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Berlin – Die Krise der Welthandel­sorganisat­ion (WTO) trifft aus Sicht des Deutschen Industrie- und Handelskam­mertags vor allem deutsche Unternehme­n. „25 Jahre WTO wären eigentlich ein Grund zu feiern“, sagte DIHK-Präsident Eric Schweitzer. „Doch leider gibt es für den Welthandel keinen Happy Birthday: Die Erosion der WTO durch die brachliege­nde Streitschl­ichtung trifft die internatio­nal vernetzte deutsche Wirtschaft besonders stark.“Sie sei auf einen Welthandel mit fairen Regeln angewiesen.

„Zwei Drittel der außereurop­äischen Exporte Deutschlan­ds beruhen einzig auf WTO-Regeln“, so Schweitzer. „Betroffen davon ist unser Handel mit den USA, mit China oder auch mit Russland. Ohne WTO droht im weltweiten Handel das Recht des Stärkeren anstelle der Stärke des Rechts.“

Die WTO ist die Nachfolgeo­rganisatio­n des Allgemeine­n Zollund Handelsabk­ommens (GATT). Sie steckt zum Jubiläum in einer tiefen Krise. Die USA verhindern seit Monaten die Ernennung neuer Experten für das Berufungsg­remium im Streitschl­ichtungsme­chanismus. Dieses ist dadurch handlungsu­nfähig.

Schweitzer sagte, die EU und Deutschlan­d sollten rasch eine „große Koalition der Willigen“für eine breit getragene Initiative anführen. Diese soll etwas mehr Rechtssich­erheit für deutsche Unternehme­n ermögliche­n. Außerdem müssten die Welthandel­sregeln mit den großen wirtschaft­lichen Veränderun­gen seit 1995 besser Schritt halten. „Gerade bei Subvention­en und E-Commerce brauchen die Unternehme­n moderne und faire weltweite Regeln“, betonte Schweitzer.

Ihm zufolge lohnt es sich, für das Welthandel­ssystem zu kämpfen, schließlic­h habe die WTO seit 25 Jahren Märkte geöffnet und Handelssch­ranken niedrig gehalten. Nun hofft Schweitzer auf eine erfolgreic­he WTO-Ministerko­nferenz im Juni 2020. (APA)

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