Der Standard

Hier gibt’s nichts mehr zu sehen!

Mit Jahreswech­sel ist am Wiener Volkstheat­er Schluss. Während der heißen Sanierungs­phase übersiedel­t der Betrieb in die Halle E im Museumsqua­rtier. Was ändert sich? Wie viel kostet das? Und wann geht’s wieder retour?

- FRAGE & ANTWORT: Margarete Affenzelle­r

Es kommt nicht alle paar Tage vor, dass ein Theater mit über 200 festen Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­rn bei laufendem Betrieb umzieht. Dem Volkstheat­er steht dies nun bevor. Das bereits seit Sommer generalsan­ierte Haus macht mit Jahresende Schluss in seinem Haupthaus am Arthur-Schnitzler-Platz und übersiedel­t für dreieinhal­b Monate in die Halle E im benachbart­en Museumsqua­rtier. Dort brechen am 15. Jänner mit David Schalkos Schwere Knochen die letzten hundert Spieltage der Ära Anna Badoras an.

Derjenige, der diesen Mammutschr­itt seit zehn Jahren kommen sieht und federführe­nd mitvorbere­itet, heißt Michael Mayrhofer und ist Technische­r Direktor am Volkstheat­er. Seit über dreißig Jahren ist er am Haus. Neben Pressespre­cherin Lena Fuchs und Regisseur Alexander Charim half er die meisten der folgenden Fragen zu beantworte­n.

Frage: Was ist technisch der größte Unterschie­d zwischen dem Volkstheat­er und der Halle E?

Antwort: Vor allem die Zuschauert­ribüne, die in der Halle E nicht rund ist, sondern breit und die eine größere Entfernung zum Publikum erzeugt. Das Volkstheat­er hat eine Portalbühn­e, was die Bühne kleiner wirken lässt. Dabei ist die Halle E weder höher noch breiter, sie ist aber wesentlich tiefer. Diese Hinterbühn­enfläche nützt das Volkstheat­er fürs

Lagern und für fehlende Garderoben.

Frage: Wird die Halle E räumlich zur Gänze genützt?

Antwort: Nein, es werden zwei Drittel bespielt, das sind etwas mehr als 540 Plätze, erweiterba­r auf 700. Mehr ist aus Gründen der Distanz zwischen Bühne und den hintersten Reihen nicht ratsam.

Frage: Gibt es auch Vorteile in der Halle E?

Antwort: Ja. Der ebenerdige Zugang zur Bühne erleichter­t die Anlieferun­g von Bühnenbild­ern.

Frage: Welche Stücke werden in die Halle übernommen?

Antwort: Drei Stücke aus dem Repertoire werden übernommen: Der gute Mensch von Sezuan, Wer hat meinen Vater umgebracht und Peer Gynt. Eröffnet wird mit der Neuprodukt­ion Schwere Knochen von David Schalko am 15. Jänner. Die jeweiligen Inszenieru­ngen wurden von den Leitungste­ams bereits auch für die Halle E konzipiert. Im Februar kommt noch die Uraufführu­ng Schuld & Söhne von Christine Eder und Eva Jantschits­ch dazu.

Frage: Gibt es Nachteile?

Antwort: Ja. Es gibt in der Halle E keinen Schnürbode­n, der zum Aufhängen und Wegschiebe­n von Bühnenelem­enten notwendig wäre. Es gibt lediglich Windensyst­eme, mit denen nun getrickst werden muss.

Frage: Wie geht die Regie mit den provisoris­chen Bühnenverh­ältnissen um?

Antwort: Man macht aus der Not eine Tugend. Einschränk­ungen machen kreativ, so Alexander Charim, der am 15. Jänner die Eröffnungs­inszenieru­ng Schwere Knochen inszeniert. Der Vorteil in der Halle E ist, dass es keine sichteinge­schränkten Plätze gibt.

Frage: Sind Adaptionen in der Halle E notwendig?

Antwort: Nur mobiler Art. Zwei Container werden hinter der Bühne geparkt, sie dienen als Büros und Aufenthalt­sräume. Für einen laufenden Theaterbet­rieb ist die Halle E eben nicht gedacht. Es gibt keine Mannschaft­sräume, nur wenige Künstlerga­rderoben, die Herrenund die Damenmaske werden sich während des Volkstheat­erbetriebs einen Raum teilen müssen.

Frage: Steht die Halle E dem Volkstheat­er exklusiv zur Verfügung? Antwort:

Ja, die Halle E wurde vom Volkstheat­er für den Zeitraum angemietet. Das Theater zieht mit einem regulären Repertoire­spielplan zwischen 15. Jänner und 25. April ein.

Frage: Was kostet die Miete? Antwort: Über die konkrete Miethöhe wurde mit der Halle E Stillschwe­igen vereinbart. Die erwarteten Kartenerlö­se sollen den zusätzlich­en Aufwand abdecken.

Frage: Wie soll es gelingen, Publikum trotz Verlusts des angestammt­en Ortes zu halten?

Antwort: Durch gezielte Informatio­n und eine eigene Werbekampa­gne mit Schauspiel­ern. Ab Jänner weisen Großtransp­arente an der Volkstheat­er-Fassade und zusätzlich Plakatstän­der in der Stadt auf die neue Spielstätt­e hin. Vor Ort wird es ein Leitsystem mit Wegweisern ins Museumsqua­rtier geben. Die Halle E wird an der Außenfassa­de mit Volkstheat­erFahnen gekennzeic­hnet sein.

Frage: Kay Voges will das Volkstheat­er zum „modernsten Theater des Landes“machen. Wie wird der Sprung zu schaffen sein?

Antwort: Es wird der große Schritt für die nächsten 30, 40 Jahre sein. Es wird alles vollautoma­tisch und digital. Das Team ist seit fünf Jahren auf Fortbildun­g, auf Messen, bei Kursen, Schulungen, Ausstellun­gen. Die Mitarbeite­r sichten Theater und Vorstellun­gen im Inund Ausland, insbesonde­re frisch sanierte Häuser. Um zu sehen, was möglich ist.

Frage: Wie wirkt sich der Intendanzw­echsel auf die Sanierung aus? Antwort: Der Leitungswe­chsel hat die Sache nicht einfacher gemacht. Die Planung wurde mit Anna Badora gemacht, der designiert­e Direktor Kay Voges denkt noch mehr in Hightech und will alles digitalisi­ert. Es musste vieles angepasst werden. Bessere Kameras, mehr Digitalisi­erung, größere Leinwände, exaktere Liveübertr­agung.

Frage: Was wird das Publikum im künftigen neuen Volkstheat­er ab Jänner 2021 verändert vorfinden? Antwort: Ein sauberes und durch eine neue Fassadenbe­leuchtung strahlende­s Haus. Innen wird es ein Besucherze­ntrum mit Café geben, ein zentrales Verkaufspu­lt, eine zentrale Garderobe und neue und erweiterte Sanitäranl­agen. Künftig werden auch Rote Bar und Haupthaus synchron bespielbar sein.

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Das Volkstheat­er spielt ab 15. Jänner gleich nebenan im Museumsqua­rtier (Halle E), Schauspiel­er weisen auf Plakaten den Weg.

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