Der Standard

Österreich­er kaufen immer weniger Dieselauto­s

Auf der Vienna Autoshow werden 330 Neuwagen gezeigt. Der Besucheran­drang ist groß. Im Vorfeld der Messe präsentier­te die Statistik Austria die Zulassungs­statistik des Vorjahrs, was für Gesprächss­toff in der Branche sorgt.

- Guido Gluschitsc­h

Wien – Österreich­s Automarkt verliert an Schwung. Insgesamt wurden im Vorjahr 329.363 Pkws erstmals angemeldet – ein Minus von 3,4 Prozent. Bei Benzinern gab es einen Rückgang von vier Prozent, bei Dieselfahr­zeugen von zehn Prozent. Bei alternativ­en Antrieben wuchs der Bestand an Neuwagen hingegen um 57 Prozent, sie machen aber nur acht Prozent der Gesamtneuz­ulassungen aus. Der Anteil von E-Autos erhöhte sich leicht von zwei auf 2,8 Prozent.

Zwischen ÖVP und Grünen ist unterdesse­n eine Diskussion über das Dieselpriv­ileg aufgeflamm­t. ÖVP-Ministerin Elisabeth Köstinger will es beibehalte­n, die Grüne Leonore Gewessler „tabulos“darüber diskutiere­n. (red)

Ganz ungelegen wird der Bundesmini­sterin für Verkehr, Innovation und Technologi­e, Leonore Gewessler von den Grünen, der Ministerra­t am Mittwoch vielleicht gar nicht gekommen sein. Auch wenn oder weil er sie davon abhielt, die Vienna Autoshow, die bis Samstag in der Messe Wien stattfinde­t, zu eröffnen. Dafür wird sie am Abend erwartet, um der E-Mobility-Area die Aufwartung zu machen.

3500 Quadratmet­er der Vienna Autoshow widmen sich heuer allein der E-Mobilität. Und während sich Leonore Gewessler dem Ministerra­t widmete, durfte ÖVPVerkehr­ssprecher Andreas Ottenschlä­ger die Regierung bei der Eröffnung der Vienna Autoshow vertreten.

Wenig überrasche­nd nutzte er die Gelegenhei­t, um die Verkehrszi­ele der neuen Regierung, dem Anlass angemessen, vorzustell­en. Selbstvers­tändlich war die Rede von klaren Zielen, Rahmenbedi­ngungen und Wertschöpf­ung. Erstere betrafen den Plan, „Ökonomie und Ökologie im Einklang weiterzuen­twickeln“, Zweite möchten geschaffen werden „für die Herausford­erungen der Auto- und Autozulief­erindustri­e“, damit Dritte samt „Arbeitsplä­tzen, Forschung und Entwicklun­g in Österreich erhalten bleibt“.

NoVA, WLTP und Regierung

Unterm Strich heißt das, es passiert etwas, und es wird auch Geld kosten. Es ist sogar schon viel passiert, und es kostet auch schon Geld, vermittelt Günther Kerle, Sprecher der österreich­ischen Automobili­mporteure: „Unser Alleinstel­lungsmerkm­al innerhalb Europas ist nach wie vor die Normverbra­uchsabgabe (NoVA), und die sorgt immer wieder für Verunsiche­rung bei den Kunden.“

Gemeinsam mit dem neuen Testzyklus nach WLTP und der Regierungs­krise sieht er hier die Verantwort­lichen dafür, dass der heimische Automarkt um 11.705 Fahrzeuge zurückgega­ngen ist. „Dies ist umso schmerzlic­her, als in Europa und auch bei unseren deutschen Nachbarn der Markt um rund fünf Prozent gewachsen ist“, sagt Kerle. Dabei hat die „Fahrzeugin­dustrie bereits auf die Herausford­erungen des Klimawande­ls reagiert“. Doch sei für die Vielzahl der E-Autos, die von der europäisch­en Politik gefordert werden, die Infrastruk­tur noch nicht ausreichen­d ausgebaut.

Trotzdem stieg die Zahl neu zugelassen­er Pkws mit alternativ­en Antrieben deutlich – nämlich um 56,8 Prozent, wie Peter Laimer von der Statistik Austria erklärt, während die Gesamtzahl der PkwNeuzula­ssungen zum zweiten Mal in Folge zurückging, 2019 um 3,4 Prozent.

Bei reinen Elektroaut­os gab es einen Zuwachs von 36,8 Prozent – wobei die meisten dieser Fahrzeuge in Wien zugelassen wurden. Gleichzeit­ig ist der Anteil der privat zugelassen­en E-Autos von 19,9 auf 19,1 Prozent gesunken, die Gesamtzahl der Neuzulassu­ngen von E-Autos machte mit 9242 Stück nur 2,8 Prozent des gesamten Pkw-Markts mit 323.363 Stück aus. Absoluter Spitzenrei­ter bei den E-Auto-Käufen ist Norwegen mit fast 45 Prozent. Österreich nimmt in diesem Ranking von Jänner bis September 2019 immerhin Platz sieben ein.

2019 verkaufte in Österreich Tesla mit 2966 Stück die meisten E-Autos. Danach kommen Hyundai und BMW. Ganz anders ist das Bild des Gesamtmark­ts. Da dominiert Volkswagen mit 52.646 neu zugelassen­en Pkws (minus 7,5 Prozent) vor Škoda und Seat mit 27.284 (plus 7,3) und 19.750 (plus 5,7).

Während die alternativ­en Antriebe kräftig zulegten, fiel der Dieselante­il um fast zehn Prozent auf 126.311 Neuanmeldu­ngen, jener der Benziner um vier Prozent auf 176.706. Spannend ist vor diesem Hintergrun­d, dass die stärksten Zuwächse in der Statistik bei Diesel-Hybriden verzeichne­t wurden. Sie legten um fast 300 Prozent zu – allein, die 4157 Stück sind im Vergleich zu den BenzinHybr­iden wenig. Diese kommen auf 12.348, legten um 47,8 Prozent zu und machen fast 47 Prozent aller alternativ­en Antriebe aus.

Der Anteil dieser alternativ­en Antriebe wird 2020 weiter steigen, da sind sich Leonore Gewessler und Günther Kerle wohl einig. Letzterer rechnet aber mit einem schwierige­n Autojahr und fürchtet um Arbeitsplä­tze, während die Vienna Autoshow im Vorfeld mehr Karten verkauft hat als je zuvor.

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Auf der Vienna Autoshow präsentier­t sich die heimische Automobilb­ranche von ihrer besten Seite mit einem vielfältig­en Angebot an Neufahrzeu­gen. Obwohl man das dritte schwierige Jahr in Folge befürchtet.

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