Der Standard

Kabinette, Parlaments­klub, Bundespart­ei: Die Grünen müssen viel neues Personal rekrutiere­n.

Einst drehte Werner Kogler in den leeren grünen Klubräumen als Letzter das Licht ab. Nun, als Vizekanzle­rpartei, müssen die Grünen mehr als hundert Mitarbeite­r anheuern. Neben Newcomern setzt man auf langgedien­te Wegbegleit­er – und auch auf Generalsek­retä

- Peter Mayr Nina Weißenstei­ner

Im Herbst 2017 waren die Grünen nicht nur politisch, sondern auch personell auf dem Tiefpunkt ihrer gut dreißigjäh­rigen Geschichte angelangt: Nach ihrem Exodus aus dem Nationalra­t verloren mehr als 125 Mitarbeite­r ihren Job – und in der außerparla­mentarisch­en Opposition zu Türkis-Blau werkten fortan neben Parteichef Werner Kogler gerade einmal drei Leute hauptamtli­ch als verblieben­er Rest an einem Comeback der Bundespart­ei.

Doch das alles ist seit der Angelobung von Türkis-Grün zu Jahresbegi­nn Schnee von gestern: Neben erstmalige­m Regieren sind die Grünen derzeit auch mit dem Aufbau ihrer Kabinette, des neuen Parlaments­klubs sowie der Bundespart­ei beschäftig­t – und müssen daher einiges an Personal rekrutiere­n.

Allein in den vier von Grün angeführte­n Ministerie­n brauche es im Schnitt jeweils bis zu 15 Leute, rechnet Dieter Brosz, Kabinettsc­hef von Kogler, nun Vizekanzle­r,

vor – macht mit dem Staatssekr­etariat von Ulrike Lunacek etwa 75 Leute.

Allerdings, so versichert Brosz, wolle man dabei zu einem Gutteil auf Experten in den Häusern zurückgrei­fen, also auf Mitarbeite­r, die bereits in den Ressorts arbeiten. Denn: „Die FPÖ war einst ein Lehrbeispi­el dafür, wie man es nicht macht“– weil die Blauen mehr als eine Hundertsch­aft von ihren Gewährsleu­ten in die Ministerie­n gesetzt hätten. „Uns dagegen“, sagt Brosz, „geht es bei der Personalau­swahl um Fachkenntn­is – und natürlich auch um eine gute Zusammenar­beit mit den Bedienstet­en in den Ministerie­n.“

Blaue Altlasten

Seit Mittwoch gilt allerdings als fix, dass auch die Grünen die unter Türkis-Blau umstritten­en Generalsek­retäre in ihren Ressorts verankern möchten, die in der Weisungshi­erarchie über den Sektionsch­efs stehen. Ob das in allen Ressorts sein wird, ist noch nicht klar. Aber, so verspreche­n diverse Vertreter der Ökopartei, bei der Auswahl solcher Vertrauens­leute zur Unterstütz­ung ihrer Minister wolle man – anders als ÖVP und FPÖ – auf ein objektives Verfahren mit nachvollzi­ehbaren Kriterien setzen.

Hintergrun­d: Im Vizekanzle­ramt von Kogler etwa führen zwei der drei Sektionen, nämlich den Sport und die Präsidials­ektion, deklariert­e Blaue an, die einst unter Ex-Vizekanzle­r HeinzChris­tian Strache (FPÖ) bestellt wurden. Der Posten des Sektionsch­efs für den öffentlich­en Dienst hingegen gilt als vakant.

Im Superminis­terium von Leonore Gewessler wiederum, wo die Agenden Umwelt, Energie, Infrastruk­tur und Verkehr unter einem Dach vereint sind, gilt die Beamtensch­aft hinsichtli­ch der Parteifarb­en zwar als recht bunt. Doch wegen der Vielzahl an Kompetenze­n in dem Ressort würde auch dort ein Generalsek­retär als Vertrauens­person der grünen Neo

Ministerin Sinn machen, meint ein Grüner.

An Bewerbern für die offenen Jobs mangelt es nicht. Denn neben völligen Newcomern bringen sich auch langgedien­te grüne Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r ein. Peter Steyrer, der in der Krisenzeit Kogler als Büroleiter zur Seite gestanden ist, kümmert sich im Vizekanzle­rbüro nun um europäisch­e und internatio­nale Themen. Felix Ehrnhöfer, langjährig­er Klubdirekt­or und zuletzt stellvertr­etender Kabinettch­ef bei Kanzlerin Brigitte Bierlein, leitet nun das Kabinett von Gewessler.

Erste Eifersücht­eleien

Die Beschickun­g der grünen Ministerbü­ros hat auch Auswirkung­en auf den Parlaments­klub. Auch dort mangelt es noch an Personal. Insgesamt würden noch rund 30 Leute fehlen, schätzt Klubchefin Sigrid Maurer. Die Positionen – von Referenten­stellen bis hin zu Jobs in der Kommunikat­ionsabteil­ung – sind ausgeschri­eben.

Anfang Februar beginne man mit den Einstellun­gen, sagt Maurer.

Am Freitag will der Parlaments­klub eine andere interne Frage geklärt haben, die bei der Suche nach versiertem Personal eine wichtige Rolle spielt: Die Bereichssp­recher werden fixiert. Ein heikles Unterfange­n, geht es doch letztlich um Macht und Einfluss. Um welches Thema will man sich kümmern, was lieber vorbeizieh­en lassen? Erste Eifersücht­eleien und Klagen machen jedenfalls schon die Runde.

Und dann ist da noch die Partei. Auch bei den Bundes-Grünen werden noch Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r gesucht. Thimo Fiesel, Generalsek­retär der Grünen, spricht von einem „Gesamtkons­trukt“als Ziel. Auf eine Mitarbeite­ranzahl will sich Fiesel nicht festlegen, denn zuerst müssten die Strukturfr­agen geklärt werden. Eine zeitliche Vorgabe nennt der grüne Generalsek­retär aber: Im ersten Quartal soll die Mannschaft stehen.

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