Der Standard

Trend zum Austritt: Die Reihen in der Kirche lichten sich

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Wien – Der katholisch­en Kirche in Österreich laufen weiter die Schäfchen aus dem Stall: Die Zahl der Kirchenaus­tritte ist im vergangene­n Jahr um 14,9 Prozent gestiegen. Gab es Ende 2018 noch 5,05 Millionen Katholiken in Österreich, waren es 2019 nur mehr 4,98 Millionen. Gründe für den steten Mitglieder­schwund sind unter anderem die Missbrauch­sfälle und der innerkirch­liche Umgang damit.

Das satte Plus bei den Austrittsz­ahlen verdankt man aber vor allem auch einem groben innerkirch­lichen Problem im katholisch­en Süden: Die Causa rund um ihren ehemaligen (und nunmehrige­n St. Pöltener) Bischof Alois Schwarz hat der Diözese GurkKlagen­furt einen Anstieg von 64,9 Prozent bei den Austritten beschert. Aktuell laufen die Ermittlung­en rund um den ehemaligen Kärntner Oberhirten noch. Zu den Vorwürfen des Betrugs und der Untreue liegen Vorhabensb­erichte im Justizmini­sterium, das Finanzstra­fverfahren zum Vorwurf der Hinterzieh­ung der Körperscha­ftsbeziehu­ngsweise Immobilien­ertragsteu­er ist noch nicht abgeschlos­sen.

In absoluten Zahlen traten laut Daten der Bischofsko­nferenz im vergangene­n Jahr 67.583 Personen aus der römisch-katholisch­en Kirche aus. 2018 waren es laut amtlicher Statistik 58.807. Die Diözesen meldeten dabei unterschie­dlich stark akzentuier­te Entwicklun­gen. In einigen gab es moderate Anstiege bei den Kirchenaus­trittszahl­en, bei anderen waren die Anstiege deutlicher ausgeprägt, etwa in Kärnten.

Österreich ist aber trotz der steigenden Zahl an Abtrünnige­n im Vergleich zu anderen europäisch­en Ländern immer noch ein stark katholisch geprägtes Land. Was Experten zufolge jedoch nicht so bleiben dürfte: Gehe die Entwicklun­g so wie bisher weiter, werde es „in zehn bis zwanzig Jahren zu großen Umbrüchen“kommen, betont die Wiener Pastoralth­eologin Regina Polak mit Blick auf die aktuelle Kirchensta­tistik im Kathpress-Interview. Die Kirchenbin­dung sei bei der älteren Generation noch gegeben, für immer mehr junge Menschen habe Religion aber immer weniger Lebensrele­vanz. (mro)

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