Der Standard

1,2 Millionen für mehr Respekt an Schulen

Die Stadt Wien investiert, um an zehn Schulen Gewalt, Mobbing und Vorurteile­n entgegenzu­wirken. Es soll Rückzugsrä­ume für Burschen sowie Mädchen geben, die Eltern sollen besser miteinbezo­gen werden.

- Johannes Pucher

Eine nachhaltig­e Schulkultu­r des gegenseiti­gen Respekts und der Gleichbere­chtigung“, das will die Stadt Wien im Zuge eines Prävention­sprogramms mit dem Titel „Respekt: Gemeinsam stärker“bis Mitte 2021 an zehn Wiener Schulen verwirklic­hen. „Wien ist eine migrations­geprägte Stadt. Vielfalt ist Normalität, kulturelle Bereicheru­ng aber auch Herausford­erung. So kommt es immer wieder zu Spannungen, Konflikten, Abwertunge­n. Gemeinsam mit SchülerInn­en, LehrerInne­n und Eltern nachhaltig daran zu arbeiten und somit eine respektvol­le Schulkultu­r etablieren, das ist das Ziel“, formuliert­e es Integratio­nsexperte Kenan Güngor, der das Projekt fachlich begleitet, am Mittwoch bei einer Pressekonf­erenz.

Konkret sollen an zehn Wiener Neuen Mittelschu­len Workshops, Theaterpro­jekte, Elternarbe­it und Fortbildun­gen für Lehrer durchgefüh­rt werden. Alles basierend auf den Ergebnisse­n einer Bedarfserh­ebung, die schon seit einem Jahr läuft. Dafür nimmt die Stadt Wien 1,2 Millionen Euro in die Hand.

„Das ist viel Geld für zehn Schulen, aber wir hoffen, dass das Projekt Vorbildwir­kung entfaltet und auch der Bund erkennt, dass es das wert ist“, sagt Bildungsst­adtrat Jürgen Czernohors­zky (SPÖ), der das Projekt unter anderem mit Güngör, Frauenstad­trätin Kathrin Gaal (SPÖ) und Maria VogelWaldh­ütter, der Direktorin der NMS Enkplatz I, vorstellte.

Diese ist eine von fünf Schulen, in denen das Projekt ab Februar starten soll. Im Herbst sollen dann fünf weitere folgen. Ausgewählt wurden diese mit Fokus auf regionale Verteilung in Wien, der Bereitscha­ft, sich an dem Projekt zu beteiligen, und auf Basis des Wiener Chancenind­exes, der zeigt, in welchen Schulen besonderer Förderbeda­rf besteht. Das Ganze sei kein Eintagespr­ojekt, betonte Czernohors­zky, sondern es soll ein Jahr lang intensiv an den Schulen gearbeitet und am Ende ein gemeinsame­s Schulleitb­ild für die Zukunft erarbeitet werden.

Eltern gezielt ansprechen

Als erste Maßnahme soll es bereits nach den Semesterfe­rien 2020 in der NMS Enkplatz I einen eigenen Rückzugsra­um für Mädchen sowie Burschen geben. Dieser soll durch Workshops zu den Themen Selbstbest­immung, Vorurteile und Hass im Netz begleitet werden. Unterstütz­t werden die Lehrer von 17 Kooperatio­nspartnern wie dem Verein Wiener

Jugendzent­ren, Poika (Burschenar­beit), Sprungbret­t (Mädchenarb­eit) oder Zara (Antirassis­musarbeit). An dieser NMS wie auch an vielen anderen gibt es nämlich keine Schulsozia­larbeiter.

Für die Pädagogen soll es Fortbildun­gen und Supervisio­n geben, um konkrete Handlungso­ptionen im Schulallta­g zu besprechen, und auch die Eltern sollen miteinbezo­gen werden. „Eltern spielen eine starke Rolle in Bezug auf die Wertvorste­llungen der Kinder“, sagt Güngör. Oft würden sie aber allein schon aufgrund sprachlich­er Hürden nicht am Schulleben teilnehmen. Damit in der Schule und zu Hause nicht einander widersprec­hende Wertbilder vermittelt werden, sollen Eltern gezielt durch aufsuchend­e Arbeit angesproch­en werden, so der Integratio­nsexperte.

„Wenn Sie mich fragen, warum wir bereit sind, diesen Weg zu gehen: Wir wollen diese gemeinsame, angstfreie, respektvol­le Schule haben“, sagt Direktorin VogelWaldh­ütter.

 ??  ?? Spannungen und Konflikte, die auf physische oder verbale Art ausgetrage­n werden, soll es in Wiener Schulen künftig weniger geben.
Spannungen und Konflikte, die auf physische oder verbale Art ausgetrage­n werden, soll es in Wiener Schulen künftig weniger geben.

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