LESERSTIMMEN
Kopftuchpopulismus
Betrifft: „Gezerre ums Kopftuchverbot“ der Standard, 15. 1. 2020 Die einen wollen Mädchen und Frauen zwingen, ein Kopftuch zu tragen. Die anderen wollen Mädchen und Frauen zwingen, kein Kopftuch zu tragen.
Rudolf Danninger 4293 Gutau
Die Ausweitung des Kopftuchverbots kratzt wieder einmal populistisch an der Oberfläche. Das dahinter liegende Problem ist jedoch, dass die meisten von uns ungefragt in eine Religion hineingeboren werden. Es ist doppelbödig, dass eine Partei zehnjährigen Kindern zwar zumutet, einen passenden Schultyp auszuwählen (die Gesamtschule wird von der ÖVP vehement abgelehnt), ihnen aber gleichzeitig nicht zutraut, über das Tragen eines Kleidungsstücks zu entscheiden. Und wie geht man mit Kippa, Turban und dem Halsketterl mit Kreuz um? Ministerin Raab denkt schon laut über ein Verbot für Lehrerinnen nach. Da werden sich die Klosterschwestern in den katholischen
Privatschulen aber schön bedanken! Heinz Högelsberger
1190 Wien
Widerstand leisten!
Betrifft: „Bildungspolitische Glühwürmchen“
der Standard, 11. 1. 2020 Von der türkisen ÖVP ist in der Schul- und Bildungspolitik nichts anderes zu erwarten: Testeritis ab dem sechsten Lebensjahr; Wiedereinführung der verpflichtenden Ziffernnoten ab dem Halbjahr der zweiten Schulstufe; Sitzenbleiben ab der zweiten Volksschulklasse; separate Deutschklassen; Trennung der Kinder mit dem zehnten Lebensjahr; Kopftuchverbot bis 14 und anderes mehr. Und dazu ein Bildungsminister wie aus einer verstaubten Mottenkiste.
Dass es dafür eine Zustimmung der Grünen geben kann, war für mich bis jetzt nicht vorstellbar. Eine zeitgemäße und kindgerechte Schule hat für die Grünen offensichtlich keine Priorität – eine herbe Erkenntnis und Enttäuschung. Der grüne Beitrag zur künftigen Bildungspolitik beschränkt sich offensichtlich auf das Jausenbrot. Die visionslose Dürftigkeit im Bildungskapitel
des Koalitionsabkommens ist deprimierend, formuliert es Karl Heinz Gruber, Altordinarius für Vergleichende Erziehungswissenschaft an der Universität Wien, im Gastkommentar. OECD-Empfehlungen, Pisa-Ergebnisse und bildungswissenschaftliche Fakten werden weiterhin schamlos ignoriert. Es ist Zeit, dass aufgeschlossene Eltern und Lehrerinnen, Bildungsbürger und Bildungsinteressierte im Interesse unserer Kinder Widerstand leisten. Carmen Würschl Montessori-Pädagogin
9020 Klagenfurt