Der Standard

Kopf des Tages

- Birgit Baumann

Das Gesicht der deutschen Fridays-for-Future-Bewegung, Luisa

Neubauer, zieht gegen die deutsche Klimapolit­ik vor Gericht.

Jetzt klagt sie auch noch!“Dieser Stoßseufze­r dürfte so manchem im politische­n Berlin am Mittwoch entfleucht sein. An diesem Tag gab Luisa Neubauer, das Gesicht der deutschen Fridaysfor-Future-Bewegung, bekannt, dass sie gegen die deutsche Klimapolit­ik vor das Verfassung­sgericht zieht.

Auch andere junge

Leute tun dies, aber das Interesse gilt vor allem der 23-jährigen Klimaaktiv­istin, die auch die „deutsche Greta“genannt wird, was sie nicht so gerne mag.

Doch inspiriert wurde Neubauer durchaus durch Greta Thunberg, sie organisier­t in Deutschlan­d die Fridays-for-Future-Streiks. Und weil eine Bewegung besser funktionie­rt, wenn sie ein Gesicht hat, Neubauer zudem eloquent und telegen ist, nennt die Bild sie mittlerwei­le „Popstar“.

Gerade erst hat Neubauer SiemensChe­f Joe Kaeser einen Korb gegeben. Der hatte ihr – nach Kritik am Siemens-Engagement an einem umstritten­en Kohleförde­rprojekt in Australien – einen Posten im Aufsichtsr­at angeboten. Den wollte Neubauer nicht.

Doch sie warnte: „Behaltet uns lieber im Auge. Ihr alle – Siemens, Joe Kaeser und alle anderen CEOs. Alle, die beabsichti­gen, die Krise weiter anzuheizen, als gäbe es kein Morgen.“

Sich durchzuset­zen, das habe sie zu Hause gelernt, sagt Neubauer. Wer drei ältere Geschwiste­r habe, müsse am Esstisch schnell und präzise formuliere­n.

Die 23-Jährige stammt aus Hamburg, schon ihre Großmutter war in der Umweltbewe­gung aktiv und nahm die Enkelin immer wieder mit zu Veranstalt­ungen.

Nach der Matura schrieb sich Neubauer zum Geografies­tudium in Göttingen ein. Ihre Bachelorar­beit über nachhaltig­e Anlagestra­tegien aber muss warten, denn Neubauer organisier­t nicht nur die Streiks, sondern ist auch viel gebucht.

Sie hat natürlich schon Greta getroffen, auch den französisc­hen Präsidente­n Emmanuel Macron und den deutschen Wirtschaft­sminister Peter Altmaier (CDU). Bei den Grünen ist sie nicht aktives Mitglied. Drastisch formuliert sie ihre Vorwürfe. So erklärt sie die Klimaklage mit folgenden Worten: „Es geht um unsere Generation. Das Nichthande­ln der Regierung terrorisie­rt unseren Freiheitsr­aum.“

Doch Neubauer selbst muss sich unter dem Hashtag #Langstreck­enLuisa auch viel Kritik anhören, unter anderem an früheren Fernreisen. Mittlerwei­le fährt sie lieber Zug, auch wenn es dann zu den Geschwiste­rn nach London länger dauert.

 ?? Foto: AFP ?? Aktivistin Luisa Neubauer will mehr Klimaschut­z per Gericht erzwingen.
Foto: AFP Aktivistin Luisa Neubauer will mehr Klimaschut­z per Gericht erzwingen.

Newspapers in German

Newspapers from Austria