Der offiziell verunsicherte Mann: Die Performance „ani_male“im Studio Brut Wien
Mann ist sich selbst unheimlich. Und das nicht erst seit MeToo. Wann konnte er je sicher sein, ob er Manns genug ist? Obwohl es dafür einmal Standardbeschreibungen gab. Erhalten hat sich ein hergebrachtes Gefühl. Mann ist immer noch lieber Löwe als Frosch, und das auf Kosten der Frösche.
Auch der berühmte Vergleich von Friedrich Torbergs Tante Jolesch – „Was ein Mann schöner ist wie ein Aff’, ist ein Luxus!“– hat dem Tier nicht wirklich genützt. Jetzt ist Mann aber ganz offiziell verunsichert. Das verdeutlichen Choreograf Georg Blaschke und Medienkünstler Jan Machacek mit ihrer Performance ani_male. Die beiden Wiener zeigen diese Uraufführung, in der sie das „uncanny valley“zwischen Mann und Tier erfahrbar machen wollen, noch bis Dienstag im Studio Brut Zieglergasse.
Zur Illustration schlüpft Blaschke in einen Fellstrampler. Immerhin erfreut sich auch das Klischee vom „Kind im Mann“beim Konstrukt von Maskulinität einer ungebrochenen Prominenz, weil es männlichen Manien die Tragik nimmt. Diesen Humor mildern Machaceks Videobilder und Blaschkes Tanz, sobald sie deutlich machen, wie sehr das Bild zum modernen Fell des Körpers geworden ist.
Projektionen umhüllen die archaischen Versatzstücke, mit denen Blaschke seinen Leib umgibt: Leder, Skalps, Äste, das Theater selbst. Das deutet die große Erzählung davon an, wie aus einfachen Nutzobjekten elaborierte Technologie geworden ist. Mit dieser Werkzeugfixiertheit haben uns die Patriarchate Krieg und Zerstörung vererbt. Irren ist männlich. (ploe)