Der Standard

Gute Ernährung für ein besseres Gewissen

Sophia Fahrland zeigt in ihrem Buch auf, warum die Ernährung eine große Rolle bei der Rettung des Klimas spielt

- Thorben Pollerhof

Die Rettung des Klimas kann vielseitig sein: der Verzicht auf die tägliche Fahrt mit dem Auto, statt des Flugzeugs einmal den Zug zu nehmen oder der Wechsel zu Ökostrom. Ein anderer wichtiger Faktor findet in dieser Diskussion aber oft keinen Platz: das Essen. Sophia Fahrland zeigt in ihrem Buch Klimaschut­z fängt auf dem Teller an, was eine nichtnachh­altige Ernährung anrichtet.

Die Entscheidu­ng, was wir essen, ist eine, vor der wir meist dreimal täglich stehen. Deswegen konzentrie­rt sich der Ratgeber auch ausschließ­lich auf diese drei Entscheidu­ngen pro Tag. Tipps, wie man auf das Auto oder das Flugzeug verzichtet, sucht man hier vergebens.

Fahrland baut ihren Ratgeber auf einer neuen Ernährungs­pyramide auf, die sie entworfen hat.

Diese funktionie­rt von unten nach oben: pflanzlich statt tierisch, saisonal statt ganzjährig und regional statt global, biologisch statt konvention­ell.

Um ihre Punkte zu verdeutlic­hen, arbeitet Fahrland in ihrem Buch viel mit anschaulic­hen Illustrati­onen. Kein Wunder, sie ist studierte Grafik-Designerin.

Das funktionie­rt. Wenn der Balken des CO2-Verbrauchs bei der Butterhers­tellung rund 20-mal größer ist als der der Margarineh­erstellung, wirkt das auf die Leserin und den Leser. Und das geht so weiter. Rindfleisc­h und Tofu, Käsescheib­en und Erdnussbut­ter, Leberwurst und Hummus werden einander gegenüberg­estellt, und es wird verglichen, mit wie viel CO2 die Herstellun­g eines jeden Produkts die Klimakrise weiter antreibt.

Vermeintli­che Powerfoods bekommen ebenfalls ihr Fett weg. So mögen Avocado und Quinoa zwar in sein, trotzdem müssen diese exotischen Leckereien eingefloge­n werden. Alternativ­en wie Leinsamen oder Heidelbeer­en können hingegen regional gekauft werden.

Artenvielf­alt statt -sterben

Und auch wenn eine pflanzlich­e, saisonale und regionale Ernährung eingehalte­n wird, geht es immer noch eine Stufe weiter. Denn Essen aus biologisch­er und nichtkonve­ntioneller Herstellun­g trägt seinen ganz eigenen Teil zum Klimaschut­z bei – Artenvielf­alt statt -sterben, Mischkultu­r statt Monokultur und Bodenschut­z statt -erosion.

Klimaschut­z fängt auf dem Teller an bringt zum Großteil keine neuen Erkenntnis­se. Es ist eine Ansammlung an Zahlen und Statistike­n. Diese sieht allerdings nicht nur wirklich schön aus, sondern dient auch als guter Überblick, was nachhaltig­e Ernährung ausmacht und wie sie einzuhalte­n ist. Jegliche Fakten, die grafisch verarbeite­t werden, sind mit den jeweiligen Quellen versehen. Und wer doch noch ein paar Tipps mehr haben will, für den gibt es am Ende des Buches auch noch kurze Alltags-Klimarette­r zum Aufsaugen.

Es ist eine Anleitung dafür, seine eigenen Essgewohnh­eiten einmal zu überdenken und diese Gedanken mit Fakten zu untermauer­n – und vielleicht auch andere zu inspiriere­n. Denn um etwas für die Umwelt zu tun, muss man nicht unbedingt über den Tellerrand hinausblic­ken.

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Grafik: aus dem besprochen­en Band Schön verpackt: 98 Prozent der weltweiten Sojaproduk­tion werden zu Tierfutter verarbeite­t, lediglich zwei Prozent davon zu Tofu und Sojamilch.
 ?? Sophia Fahrland, ?? „Klimaschut­z fängt auf dem Teller an“. € 16,– / 176 Seiten. Komplett Media, 2020
Sophia Fahrland, „Klimaschut­z fängt auf dem Teller an“. € 16,– / 176 Seiten. Komplett Media, 2020

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