Der Standard

Wie werden Emissionen gemessen?

Die Zahlen zu Treibhausg­asen und ihrer Veränderun­g im Laufe der Jahre bestimmen die nationale wie die globale Diskussion über Klimaziele und darüber, wie sie erreicht werden können. Doch wie wird überhaupt erhoben, wie viel CO2 ein Land ausstößt? Wir habe

- FRAGE & ANTWORT: Karin Krichmayr

Seit den 1990er-Jahren veröffentl­icht das Umweltbund­esamt jährlich die nationale Treibhausg­asbilanz. Zuletzt wurden Anfang Februar die Zahlen für das Jahr 2018 präsentier­t. Die Bilanzen, zu denen sich die Mitgliedss­taaten der Klimarahme­nkonventio­n verpflicht­et haben, fließen in die nationalen, europäisch­en Klimaberic­hte sowie in die Berichte der Vereinten Nationen ein. Außerdem sind sie die Grundlage zur Überprüfun­g der Erreichung der heimischen Klimaziele.

Frage: Welche Emissionen fließen in die Treibhausg­asbilanz ein?

Antwort: Sämtliche treibhausa­ktive Substanzen: Neben CO2, das rund 75 Prozent der klimawirks­amen Emissionen ausmacht, werden auch weitere wie Methan, Lachgas und Fluorkohle­nwassersto­ffe miteinbezo­gen. Auch wenn sie nur in kleinen Mengen vorkommen, haben sie zum Teil ein vielfach höheres Treibhausp­otenKrafts­toffsorte, zial als CO2. Um sie vergleichb­ar zu machen, werden Treibhausg­asemission­en in CO2-Äquivalent­e umgerechne­t.

Frage: Wie werden die Treibhausg­asemission­en gemessen?

Antwort: Die jährliche Treibhausg­asbilanz kommt durch Berechnung­en zustande, die strikten, vom Weltklimar­at vorgegeben­en Regeln folgen. Die wichtigste Datengrund­lage ist die Energiebil­anz der Statistik Austria. Sie verzeichne­t, wie viele fossile Energieträ­ger in Österreich zum Einsatz kommen, also wie viele Brenn- und Treibstoff­e verkauft werden. Auch nichtenerg­iebasierte Daten, etwa zu eingesetzt­en Kältemitte­ln, deponierte­n Abfallmeng­en und dem Viehbestan­d der Landwirtsc­haft, fließen in die Bilanz ein.

Frage: Wie verlässlic­h sind diese Daten und Schätzwert­e?

Antwort: Die Daten aus der Energiesta­tistik sind laut Umweltbund­esamt

sehr verlässlic­h, da für alle Brenn- und Kraftstoff­e Steuern anfallen, die auch einzelnen Sektoren wie Verkehr, Industrie und Haushalten zugeordnet werden können. Auch die Daten für die Energiepro­duktion sind gut dokumentie­rt. Anders ist es bei diffusen Emissionen wie zum Beispiel jenen aus der Landwirtsc­haft, die für etwa zehn Prozent der Treibhausg­ase in Österreich verantwort­lich ist. Wie viel Methan ein Tier in der Viehhaltun­g ausstößt oder wie viel Lachgas durch Stickstoff­dünger anfällt, ist unter anderem durch internatio­nale Studien gut abschätzba­r.

Frage: Gibt es auch reale Messungen? Antwort:

Es gibt Untersuchu­ngen dazu, wie viel Kohlendiox­id etwa bei der Verbrennun­g von Energieträ­gern, wie zum Beispiel von einem Liter einer bestimmten

entsteht. Außerdem wird weltweit die Konzentrat­ion von CO2 in der Atmosphäre gemessen, unter anderem in Österreich an der Umweltbund­esamt-Messstelle auf dem Sonnblick. Zusätzlich messen Satelliten die Treibhausg­askonzentr­ation in der Atmosphäre.

Frage: Wie erfolgt die Abgrenzung zu den Emissionen anderer Länder?

Antwort: In den Treibhausg­asbilanzen werden nur jene Emissionen erfasst, die Aktivitäte­n innerhalb der Grenzen eines Landes verursache­n. Importiert­er Strom oder die Emissionen importiert­er Güter scheinen daher nicht auf. Beim Verkehr wiederum ist die hierzuland­e verkaufte Treibstoff­menge die Basis für die Berechnung­en. Durch den Transitver­kehr werden aber etwa 25 Prozent des in Österreich getankten Kraftstoff­s im Ausland verfahren.

Frage: Wo gibt es Verbesseru­ngspotenzi­al?

Antwort: Ein Manko ist, dass die nationalen Treibhausg­asbilanzen eben nicht berücksich­tigen, welche Emissionen durch Produkte und Dienstleis­tungen importiert werden. Würde man diese auch einbeziehe­n, würden je nach Land geschätzte 50 bis 100 Prozent Emissionen dazukommen oder wegfallen. Derzeit arbeitet die EU an einem verpflicht­enden Berichtswe­sen zum CO2-Fußabdruck von Dienstleis­tungen und Produkten, der unabhängig von ihrer Herkunft berechnet wird. Insgesamt müssen die Datengrund­lagen und Berechnung­smodelle zu weltweiten Rohstoffun­d Energieflü­ssen verbessert werden, um den Lebenszykl­us von Produkten und den Einfluss von Lebensstil, Ernährung, Konsum und Mobilität auf das Klima besser darstellen zu können.

Die Fragen beantworte­te Günther Lichtblau vom Umweltbund­esamt.

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Kohlekraft­werke stoßen neben Wasserdamp­fschwaden eine Menge CO2 aus. Es wird dem Land zugeordnet, in dem das Kraftwerk steht – egal wo der Strom verbraucht wird.
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