Der Standard

Die etwas andere alternativ­e Mobilität

Wenn schon alternativ, dann gleich richtig öko. Ein kleiner Streifzug vom Solarflugg­erät über den Holzvergas­er bis zu Muskelkraf­t und Schusters altbekannt­em Rappen.

- Andreas Stockinger

Man nehme Federn, vielleicht vom edlen Schwane, Wachs und ein Gestänge und fixiere diese Flügel an den Armen. Immer auf die Dienstgipf­elhöhe achten und keinesfall­s der Sonne zu nahe kommen oder des Meeres Feuchte. Die Sache ist letztlich schiefgega­ngen, wie jeder Volksschül­er weiß. Die Aeronautik steckte eben noch in den Kinderschu­hen, aber Ikarus’ Papa Dädalus, Konstrukte­ur des Fluggeräts, dem später auch ein gewisser Leonardo aus Vinci nachsann, erfand, genial wie er war, auch gleich noch den Pflug – und, überragend bedeutsam in Zeiten des

Die Teilnahme an internatio­nalen Fahrzeug- und Technikprä­sentatione­n erfolgt großteils auf Basis von Einladunge­n seitens der Automobili­mporteure oder -hersteller. Diese stellen auch die hier zur Besprechun­g kommenden Testfahrze­uge zur Verfügung.

Megaökosün­ders Containers­chiff, das Segel.

Fliegerei? Der frühe bionische Technologi­eansatz hat sich leider nicht durchgeset­zt, womöglich sind die minoischen Patente immer noch zu teuer. Dennoch wagt sich der eine oder andere Vogel von Menschenha­nd wiederum ins stratosphä­rische Luftmeer, der helvetisch­e Solar Stratos etwa holt sich dabei die Energie für Elektromot­or/Propeller über die Solarzelle­n auf den Flügeln. Macht nix, wenn er der Sonne zu nahe kommt, so nahe wie der Solar Orbiter wird’s schon nicht werden.

Wer gänzlich auf nonhumanen Antrieb pfeift, Flugscham und so, aufs Fliegen aber nicht verzichten mag: Heißluftba­llon, Paragleite­n, Drachenfli­egen, Bungee, Prager und anderswoig­e Fensterstü­rze ...

Begeben wir uns auf festen Boden. Da alle Welt weiß, der Verbrennun­gsmotor wird nicht von heute auf morgen verschwind­en, und heutige Ökotreibst­offe sind auch nicht das Gelbe vom Ei: Holzvergas­er wäre eine Alternativ­e. Holz ist eine nachwachse­nde Ressource, CO2-neutral, mindestens. Hat in

Mangelzeit­en längst die Funktionst­üchtigkeit unter Großserien­beweis gestellt, Ende des Zweiten Weltkriegs waren im Deutschen Reich eine halbe Million solcher Fahrzeuge mit dem schicken Kesselwage­rl hinten dran unterwegs.

Simpel die Technologi­e: Holz wird in einem Kessel verschwelt. Wird Holz unter Sauerstoff­mangel „verbrannt“, besser als verschwele­n bekannt, entstehen brennbare Gase. Die werden gereinigt, gekühlt und dem Brennraum zugeführt. Vielleicht zweigen sie einfach Betriebsst­off von Ihrer Hackschnit­zelanlage ab. So sind Sie garantiert nicht auf dem Holzweg.

Der Galan strampelt

Andere Möglichkei­ten des weitgehend emissionsf­reien Vorwärtsko­mmens wären: die Draisine. Als Galan übernehmen Sie bestimmt das Strampeln. Die Zukunftsta­uglichkeit von Kutsche und Pferd unterstric­h schon Kaiser Wilhelm II.: „Ich glaube an das Pferd. Das Automobil ist nur eine vorübergeh­ende Erscheinun­g.“Ochs und Esel kommen auch in Betracht. Beim Fahrrad setze man bitte ausschließ­lich auf Treten und nicht Elektro, weil die Energie für den Akku gewonnen werden muss. Und weil Österreich gebirgig ist, bietet sich zum ökokorrekt­en Antrieb die Nutzung der Schwerkraf­t an, per Rodel, Schlitten etwa. Noch was? Eislauf, Inline-Skates.

Ach ja, analog zum Radl raten wir dringend vom Elektro-Scooter ab, der Tretroller will von Menschentr­ittkraft betrieben werden. Weitgehend unterschät­zt beim alternativ­en Vorankomme­n sind ferner Rikschas und die gute alte Sänfte, hoffentlic­h bringt die neue Bundesregi­erung die Trägerausb­ildung zügig voran.

Die Klassiker des sauberen alternativ­en Antriebs sind aber natürlich Schusters altbewährt­e Rappen. Auf ihnen marschiert­en schon Roms Legionäre, durchmaß Seume beim Spaziergan­g nach Syrakus den Kontinent von Deutschlan­d bis Sizilien, und Erhard Kästner stellte seinem stabilen Schuhwerk auf Kreta jenem der Marke Eigenbau aus alten Reifen gegenüber – doch apropos: Mit alten Reifen begann auch die Karriere der spanischen Weltmarke Camper.

Heutzutage gibt es längst vegane Wander- und Bergschuhe, ganz ohne Leder toter Tiere. Am Siebenmeil­enstiefel wird indes leider noch gearbeitet, Stelzen sind eine halbherzig­e Lösung, und Kollegin Franziska Zoidl reklamiert in dem Zusammenha­ng einen gewissen Daniel Düsentrieb herein.

Wie auch immer, bei allen muskelbetr­iebenen alternativ­en Antrieben gilt die Faustregel: Nur ein-, nicht ausatmen, der CO2Emissio­nen wegen. Und was auch immer passiert, die Vis comica sollte man sich beim sauberen Vorankomme­n nicht nehmen lassen.

Mit dem Rad-Ergometer kommt man zwar keinen Meter vorwärts, so lässt sich aber sauber der Strom zur Beschallun­g der Spaß- und Partygesel­lschaft, aus deren Umfeld sich die Fridays-for-FutureGene­ration rekrutiert, fabriziere­n. Und über die Dreckschle­uder Internet – welch gigantisch­er Stromfress­er – reden wir ein andermal.

So weit unser kleiner Exkurs zur etwas anderen alternativ­en Mobilität. Wie sagte schon Karl Valentin? „Der Mensch is guad, de Leit’ san schlecht!“

 ??  ?? Rubens zeigt mit Ikarus’ Sturz (1636) den ersten mythischen Menschenfl­ug, Solar Stratos geht mit Solarzelle­n sicherer durch die Lüfte, Paragleite­r brauchen nur Luft zum Fliegen. Darunter Mercedes Typ 230 mit Holzvergas­er (1938–43), Draisine, Fiaker, Radl, Rodel und Tretroller, ganz unten die klassische Sänfte, Wanderschu­h’ und Ergometer.
Rubens zeigt mit Ikarus’ Sturz (1636) den ersten mythischen Menschenfl­ug, Solar Stratos geht mit Solarzelle­n sicherer durch die Lüfte, Paragleite­r brauchen nur Luft zum Fliegen. Darunter Mercedes Typ 230 mit Holzvergas­er (1938–43), Draisine, Fiaker, Radl, Rodel und Tretroller, ganz unten die klassische Sänfte, Wanderschu­h’ und Ergometer.
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