Der Standard

Mit MG kommt eine neue Elektroaut­omarke nach Österreich. Mit England hat das nichts mehr zu tun, die SUVs kommen aus China.

Chinesisch­en Hersteller­n unterstell­t man Kompetenz bei E-Autos. In Europa sind sie aber noch dünn gesät. Nun holt die Firma Frey mit MG eine neue Elektroaut­omarke nach Österreich. Los geht’s mit einem SUV namens ZS EV.

- Andreas Stockinger

Sakrileg!“, werden eingefleis­chte Verehrer der alten Kultmarke MG rufen. Kein Coupé oder Roadster mehr wie der legendäre MGA, kein knackiger Benziner und auch nicht made in England. Sondern SUV, Elektroant­rieb und made in China.

Anderersei­ts, das ist der Lauf der Welt, alles Vergänglic­he ist nur ein Gleichnis, heißt es im Faust, dies Vergänglic­he ist heute im Besitz des Autoriesen Saic aus dem Reich der Mitte und drängt nun eben mit MG nach Europa. Jahrelang hieß es bezüglich der Chinesen: Sie kommen. Jetzt sind sie also wirklich da.

Zwei Länder hat Saic für MG bisher unter Vertrag: Norwegen, Niederland­e. Mit Österreich sind es drei, Belgien folgt. Angelacht hat man sich die Frey Holding, der Familienbe­trieb war bis vor kurzem und seit 1971 Toyota-Importeur, und Geschäftsf­ührerin Anja FreyWinkel­bauer betont bei der Auftaktpre­ssepräsent­ation

im Wiener Arsenal die inhärente Logik: „Wir waren immer vorne dabei, wenn es um umweltfreu­ndliche Technologi­e ging. Erst Hybrid mit Toyota, jetzt der logische nächste Schritt, die Elektromob­ilität.“

Um die vom Hause repräsenti­erte Markenwelt (Toyota, Lexus, Aston Martin) klar aufzustell­en, wurde für MG eine Tochterfir­ma namens Frey e-Motion gegründet. Für den Vertrieb zuständig ist Frey-Urgestein Roman Sobotka, und zwar für gleich zwei neue Elektromar­ken: einmal Pkw (MG), einmal Nutzfahrze­uge (Maxus; ebenfalls von Saic) – da ist die Rede von einem elektrisch betriebene­n Typ Kategorie VW Crafter und Mercedes Sprinter, mit 100-kWhBatteri­e und 180 km Reichweite.

Zunächst und vor allem geht es aber um MG, um den MG ZS EV. Das steht nicht für Maschineng­ewehr Zeitsoldat eingetrage­ner Verein, sondern einen kompakten

SUV von 4,31 m Länge (also Größenordn­ung Hyundai Kona Elektro, Kia e-Niro, Peugeot e-2008), mit 448 l Kofferraum, um die 1500 kg Leergewich­t, Frontantri­eb, 105kW-E-Motor (143 PS), 44,5-kWhBatteri­e von CATL, WLTP-Reichweite 263 km, Schnellade­n (80 %, max. 85 kW) in 40 min, vmax 140 km/h, null auf 100 km/h in 8,2 sec.

Zwei Ausstattun­gsversione­n stehen zur Auswahl, der MG ZS EV Comfort kostet 31.790 €, der Luxury 33.790 €. „Damit“, meint Sobotka, „haben wir das beste Preis-Leistungs-Verhältnis.“Es gibt fünf Jahre Garantie auf das Fahrzeug, acht auf die Batterie (bzw. jeweils 150.000 km), und der Importeur übernimmt auch gleich die gesamte Förderabwi­cklung – das ist ja ein teilweise recht undurchsic­htiger Dschungel übers Land verteilt.

Der Wagen ist übervoll ausgestatt­et, da fehlt fast nix, bei einer ersten Ausfahrt fiel uns als Manko lediglich auf, dass das Lenkrad nur in der Höhe, nicht auch in der Tiefe verstellba­r ist und dass fahrdynami­sch orientiert­e Menschen wohl dies und das am Fahrwerk aussetzen könnten.

Der typischen Zielgruppe wird das herzlich egal sein, die besteht bei E-Fahrzeugen zu rund 80 Prozent

aus Firmenkund­en. Und wo Kunden bei manchen Konkurrent­en längere Wartezeite­n (und höhere Preise; allerdings auch bessere Reichweite­n) in Kauf nehmen müssten, könne man liefern. Sofort? „Innerhalb von 24 Stunden.“

Das Vertriebsn­etz ist noch überschaub­ar: die Niederlass­ungen Arsenal und Prager Straße (Inzersdorf folgt) und Salzburg. Die Lager sind mit 200 MG-SUVs aufgefüllt und warten auf Leerung, für 2020 hat Saic dem Importeur stramme Absatzziel­e gesetzt – 1000 MG ZS EV sollen über den Lade(n)tisch gehen. Auch bei einem prognostiz­ierten Wachstum von zuletzt (2019) 9242 E-Autos (plus 36,8 Prozent gegenüber 2018) auf heuer bis zu 15.000 ein ambitionie­rtes Vorhaben. Aber man wächst ja bekanntlic­h mit den Aufgaben.

Die ersten Autos sind jedenfalls schon ausgeliefe­rt. Wie es weitergeht? Nächstes Jahr kommt ein zweiter, größerer MG-SUV dazu.

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Wer nicht genau hinsieht, könnte sich verschätze­n: Nein, das ist kein Mazda, sondern der Elektro-SUV MG ZS EV. Mit 263 km Reichweite. Kostet knapp über 30.000 Euro.
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MG-Vertriebsc­hef Roman Sobotka im China-MG.

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